DO RZECZY: Polnischer Gesichtspunkt immer noch unsichtbar
In einem Gespräch mit der Wochenzeitschrift Do Rzeczy erklärt der neue Chef des Instituts für Nationales Gedenken IPN, Karol Nawrocki, wie er sich die Rolle der von ihm geleiteten Institution auf der internationalen Ebene vorstelle. Mit Sicherheit solle das Institut den Entwicklungen im historischen Diskurs weltweit nicht passiv zusehen. Wenn man wirksam in den internationalen Beziehungen agieren wolle, müsse man sich konkret in den wissenschaftlichen Diskurs einschalten. Wenn man gehört werden möchte, müsse man zum Beispiel wichtige Bücher in einflussreiche Fremdsprachen übersetzen. Sogar das beste Buch werde seine Wirkung nicht erreichen, wenn es unverstanden bleibe, sagt Nawrocki.
Darin sehe er einen wichtigen Teil der künftigen Arbeit seiner Institution. Das IPN müsse vor allem seine Aufgaben sehr gut bewältigen. Wie dann die Reaktionen im Ausland sein würden, sei schon ein anderes Thema. Als Nation hätten die Polen ihre Hausaufgaben bislang nicht richtig erledigt, stellt der Historiker fest. Dafür liefere Karol Nawrocki ein vielsagendes Beispiel: noch als Direktor des Museums des II. Weltkrieges habe er eine Ausstellung in Wellington, der Hauptstadt von Neuseeland eröffnet. In der Nationalbibliothek hätten sich damals Vertreter der dortigen Elite versammelt, einflussreiche und gebildete Menschen. Als er von dem sowjetischen Überfall auf Polen am 17. September 1939 erzählte, hätten diese Menschen zugegeben, dass sie zum ersten Mal davon hören würden. Wenn man nur zusehe, wie andere die Geschichte schreiben, könne man auf einen Erfolg nicht hoffen. Zuerst müsse man seinen Job gut ausfüllen, und eben das werde er im Institut für Nationales Gedenken erreichen wollen.
Gefragt nach den Beziehungen zu der Bundesrepublik sagt Nawrocki, dass er sich der Bedeutung der deutsch-polnischen Beziehungen bewusst sei. Deutschland sei ein Nachbar mit dem Polen gute und tiefe Beziehungen aufbauen sollte. Seiner Ansicht nach wäre die Auszahlung von Kriegsreparationen an Polen ein Meilenstein auf dem Weg zu einer wahren Versöhnung, so Karol Nawrocki in der Wochenzeitschrift Do Rzeczy.
DZIENNIK/GAZETA PRAWNA: Lawrow (wie üblich) selbstischer und zufrieden
Bei einem Treffen mit Studenten der Kant-Universität in Kaliningrad äußerte Russlands Außenminister Sergei Lawrow die Meinung, dass die Gaspipeline Nord-Stream-2 im Grunde zu Ende gebaut worden sei, und jegliche Bedenken in Bezug auf diese Investition keinen größeren Sinn hätten, berichtet die Tageszeitung Dziennik/Gazeta Prawna. Zugleich sei der russische Politiker davon ausgegangen, dass es weitere Proteste gegen die deutsch-russische Investition trotzdem geben werde. Diese müsste aber weder Berlin noch Moskau fürchten, lesen wir. Lawrow überzeugte auch seine Zuhörer, dass in dem Streit das Recht auf Seiten Russlands und nicht der Europäischen Kommission stehen würde. Außerdem gäbe es viele EU-Staaten, die den Ausbau von NS2 begrüßt hätten, berichtet das Blatt.
Vor wenigen Wochen meldete der Konzern Nord-Stream A.G., dass die Pipeline von Russland nach Deutschland fast fertig gebaut sei, es würden nur noch wenige Kilometer am Grund der Ostsee für das derzeit größte Rohrleitungsprojekt Europas fehlen. Das Gasrohr solle künftig 55 Milliarden Kubikmeter sibirisches Erdgas pro Jahr nach Westeuropa schleusen, das ist etwas mehr als die Hälfte dessen, was heute durch die Ukraine fließt, informiert das Blatt.
SUPER EXPRESS: Tusks erste große Schlacht
Donald Tusk stehe vor dem ersten großen Test nach seinem Comeback in die polnische Politik. Der ehemalige polnische Premierminister will seine Fähigkeiten unter Beweis stellen und die Sejm-Chefin Elżbieta Witek (PiS) abwählen lassen. Dieser Versuch solle zeigen, ob Donald Tusk fähig sei, eine Parlamentsmehrheit zusammenzubasteln, die der Opposition ermöglichen würde, die Regierenden zu überstimmen. Geht es nach Politikern der oppositionellen Bürgerplattform (PO) sei der neue-alte Chef von seinem Sieg stark überzeugt. Die Abwahl der Chefin des Parlaments wäre ein erster großer und sichtbarer Erfolg von Tusk nach seiner Rückkehr.
Der Grund für die Abstimmung über die politische Zukunft von Elżbieta Witek sei die, nach Ansicht der oppositionellen Gruppierungen, unregelmäßig wiederholte Abstimmung über das umstrittene Mediengesetz gewesen, die die Opposition verloren habe. Mit einer solchen Interpretation sei die regierende Partei Recht und Gerechtigkeit (PiS) nicht einverstanden. Die Parlamentschefin habe sich rechtmäßig verhalten. Die Diskussion sei ein weiteres Beispiel für die Ideenlosigkeit der Opposition, die statt hart zu arbeiten immer wieder zu Streitereien im Parlament beitrage. Elżbieta Witek würde die Arbeit des Parlaments sehr gut und professionell leiten, zitiert das Blatt abschließend die Meinung der PiS-Sprecherin.
Jakub Kukla