Deutsche Redaktion

Polen ohne den Euro?

03.01.2022 10:06
Wie immer zu Beginn eines neuen Jahres fragt die Tageszeitung Rzeczpospolita, wann Polen die europäische Gemeinschaftswährung einführen werde.
Presseschau
PresseschauShutterstock.com

RZECZPOSPOLITA: Polen ohne den Euro? 

Wie immer zu Beginn eines neuen Jahres fragt die Tageszeitung Rzeczpospolita, wann Polen die europäische Gemeinschaftswährung einführen werde. Diese Verpflichtung resultiere aus dem Athener Vertrag, den Polen bereits 2003 akzeptiert habe. Darin stehe zwar kein konkretes Datum fest, doch die Tatsache, dass der Euro in Polen eingeführt werden solle, sei in dem Vertrag explizit formuliert. Heute, fast 18 Jahre seit der Unterzeichnung des Vertrages, sehe die Welt ganz anders aus. Inzwischen höre sich die Euroeinführung in Polen wie ein Märchen an. Wieso eigentlich, fragt der Publizist Bogusław Chrabota. Sei es in der Eurozone zu einem Kollaps gekommen? Habe sich die gemeinsame Währung nicht bewährt? Keineswegs, antwortet der Publizist. In den vergangenen Jahren habe sich die Eurozone um weitere sieben Mitglieder vergrößert. Darüber hinaus könne man mit dem Euro in mehreren Ländern zahlen, wie zum Beispiel in Montenegro, die nicht Mitglieder der Europäischen Union seien. Außerhalb der Eurozone würden derzeit nur noch acht Mitgliedsländer bleiben, die meisten davon seien „neue” Mitglieder der EU.

Er behaupte nicht, so Chrabota weiter, dass der Euro keine Kritiker in Westeuropa habe. Dennoch habe kein Land der Eurozone den Versuch unternommen, von der gemeinsamen Währung abzuweichen und zu der nationalen Währung zurückzukommen. Bedeute es, dass allein polnische und ungarische Wirtschaftsexperten Recht hätten und der Rest der Europäischen Union falsche Schlussfolgerungen gezogen hätte? Eher fraglich, meint der Publizist. Darüber hinaus habe die Pandemie gezeigt, dass die eigene Währung als ein stabilisierendes Instrument gegen die wirtschaftliche Krise nicht mehr funktioniere. Der Größere sei einfach stärker, urteilt Chrabota.

Warum entferne sich Polen aber momentan von der Einführung der europäischen Gemeinschaftswährung? Die Antwort auf diese Frage sei nach Chrabota sehr einfach. Dahinter stecke die Politik der aktuellen polnischen Regierung. Die regierende Koalition in Polen wolle den Euro nicht, weil sie auch eine tiefere Integration nicht wolle. Der politische Plan der Regierung sei ein Gegenteil der Integration. Die wirtschaftliche Bilanz sei in diesem Kontext ohne Bedeutung, man habe die Frage nach dem Euro stark politisiert. Die Antwort auf die Frage scheine zugleich die Antwort auf die Frage nach der Stellung Polens in Europa zu liefern. Polen mit dem Euro in der Europäischen Union oder Polen mit dem eigenen Zloty außerhalb der EU. Integration oder Polexit? Tertium non datur, behauptet Bogusław Chrabota in Rzeczpospolita. 

DZIENNIK/GAZETA PRAWNA: Wählergunst bleibt stabil 

Pünktlich zu Jahresbeginn publiziert die Tageszeitung Dziennik/Gazeta Prawna die Ergebnisse einer neuen Umfrage. Die Meinungsumfrage, die vom Meinungsforschungsinstitut Estymator durchgeführt wurde, zeige einen leichten Anstieg der Unterstützung für die regierende Partei Recht und Gerechtigkeit (PiS). Der Studie sei daher zu entnehmen, dass für die PiS fast 36 Prozent der Befragten ihre Stimme abgeben würden. Für die oppositionelle Bürgerkoalition (KO) würden demnach fast 24 Prozent der Polen stimmen. Auf dem dritten Platz befinde sich die Bewegung Hołownia 2050, die in den letzten Wochen 2 Prozent der Stimmen verloren habe und nun mit einer 13-prozentiger Unterstützung rechnen könnte. Die ersten drei Plätze würden zeigen, dass die Unterstützung für die größten Spieler auf der politischen Arena relativ stabil bleibe. Eine sensationelle Entwicklung in der Politik sei eher nicht zu erwarten, lesen wir in der Tageszeitung Dziennik/Gazeta Prawna. 

SUPER EXPRESS: Nationaltrainer Pirlo? 

Von einer Senstaion in der Sportwelt schreibt indes die Tageszeitung Super Express. Nachdem der Portugiese Paulo Sousa unerwartet seinen Rücktritt verkündet habe und nun den brasilianischen Club Flamengo trainieren werde, bleibe die Frage nach seinem Nachfolger immer noch offen. Bislang habe man vor allem den ehemaligen Trainer der polnischen Fußballnationalmannschaft Adam Nawałka sowie den Ex-Trainer des Warschauer Clubs Legia Czesław Michniewicz in Betracht genommen. Plötzlich seien aber auch ausländische Kandidaturen aufgetaucht.

In diesem Kontext schreibt das Blatt von einer richtigen Bombe. Der italienische Weltmeister und Champions-League-Sieger Andrea Pirlo soll Kontakt mit dem polnischen Fußballverband aufgenommen haben. Sogar denjenigen, die mit Fußball nichts am Hut hätten, müsse man diesen Sportler nicht vorstellen, stellt das Blatt fest. Es handle sich um eine wahre Sportlegende. Angeblich soll es bereits die ersten Gespräche mit dem Fußballverband PZPN gegeben.

Als Trainer könne er aber auf keine sehr großen Erfolge zurückschauen. Mit Juventus habe er zwar den italienischen Pokal gewonnen, aber den Trainerposten verloren. Seit Mai bleibe er ohne Arbeit. Vielleicht werde er demnächst nach Warschau umsiedeln, spekuliert die Tageszeitung Super Express.


Jakub Kukla