Deutsche Redaktion

"Symbolträchtige Entscheidung"

10.10.2022 07:29
Das norwegische Nobel-Komitee habe eine hervorragende Wahl getroffen, schreibt in seinem Kommentar der Publizist Jerzy Haszczyński und plädiert gleichzeitig für weitere Waffenlieferungen an die Ukraine. Polen hat großes Glück bei der Auslosung der Gruppen für die EM-Qualifikationen. Und: Die Energiekrise sorgt für enorme Spannungen in den Regierungsreihen. Mehr zu diesen Themen in der Presseschau.
Przewodnicząca Komitetu Noblowskiego Berit Reiss-Andersen przedstawiła tegorocznych laureatów pokojowej nagrody Noba. Są to: Aleś Bialacki, rosyjski Memoriał i ukraińskie Centrum Wolności Obywatelskich
Przewodnicząca Komitetu Noblowskiego Berit Reiss-Andersen przedstawiła tegorocznych laureatów pokojowej nagrody Noba. Są to: Aleś Bialacki, rosyjski "Memoriał" i ukraińskie Centrum Wolności ObywatelskichPAP/EPA/HEIKO JUNGE

RZECZPOSPOLITA: Symbolträchtige Entscheidung 

Der Friedensnobelpreis 2022 sei an den belarussischen Rechtsanwalt Ales Bjaljatzki, die Menschenrechtsorganisationen Memorial aus Russland sowie das ukrainische Zentrum für bürgerliche Freiheiten vergeben worden, erinnert die Tageszeitung Rzeczpospolita. Man habe sie für ihren jahrelangen Kampf gegen die Verletzung von Bürger- und Menschenrechten ausgezeichnet, heißt es. Es sei eine hervorragende Wahl, schreibt in seinem Kommentar der Publizist Jerzy Haszczyński in Bezug auf die Entscheidung des norwegischen Nobel-Komitees. Eine andere hätte er sich in Zeiten eines großen imperialen Krieges der Russen eigentlich nicht vorstellen können. Es wäre unverschämt, wenn in einem solchen Moment das Komitee jemanden aus einer anderen Region der Welt als der Osten Europas ausgezeichnet hätte, urteilt der Publizist. Denn der Weltfrieden hänge im großem Maße davon ab, wie der russische Angriffskrieg enden werde, und wie die in den Krieg verwickelten Gesellschaften ihre Zukunft danach gestalten würden.

Es sei kein Zufall, so Haszczyński weiter, dass die drei Nobelpreisträger gleichzeitig ausgezeichnet worden seien. Auf der Landesebene würden sie in entgegengesetzten Lagern agieren. Russland und Belarus seien doch Aggressoren, die Ukraine wiederum Opfer des brutalen Überfalls. Die Ausgezeichneten würden sich aber im Rahmen ihrer Gesellschaften für die gleichen Werte einsetzten: Freiheit und Wahrheit. Obwohl es sich um einen Friedensnobelpreis handle, sollte diese Auszeichnung den Ländern Westeuropas vor die Augen führen, dass man die Ukraine mit weiteren Waffenlieferungen unterstützen solle – dies sei kein Paradox, lesen wir weiter. Das Opfer brauche Waffen, um sich vor dem brutalen Angreifer verteidigen zu können. Sollte Russland den Krieg nicht verlieren, dann werde es in absehbarer Zukunft weitere Kriege beginnen. Der Nobelpreis für Freiheitskämpfer sollte auch die westeuropäischen Politiker davon abbringen, die Ukraine zu Friedensverhandlungen mit Moskau zu zwingen und Verluste des eigenen Territoriums zu akzeptieren. Über eine solche Einstellung vieler westlicher „Pragmatiker” habe Ołeksandra Matwijczuk von dem ausgezeichneten Zentrum für bürgerliche Freiheiten geschrieben, man solle den Ukrainern, die mit einer tödlichen Bedrohung konfrontiert werden nicht vorschreiben, wie sie sich zu verhalten hätten. Wer seinen Zynismus mit Pragmatismus zu verdecken versuche, sollte schnellstens verstehen, dass die einzige richtige Einstellung sei, sich dem Tyrannen zu stellen, schreibt der Publizist Jerzy Haszczyński in Rzeczpospolita.

Hintergrund: Das norwegische Nobel-Komitee zeichnet die Friedensnobelpreisträger 2022 aus, weil sie in ihren Heimatländern jeweils die Zivilgesellschaft repräsentieren. Seit Jahren setzen sie sich für das Recht zur Kritik an der Macht und für fundamentale Bürgerrechte ein. Sie dokumentieren Kriegsverbrechen, Verletzungen von Menschenrechten und Machtmissbrauch. Zusammen zeigen der belarussische Rechtsanwalt Ales Bjaljatzki, das ukrainische Zentrum für bürgerliche Freiheiten und die russische Menschenrechtsorganisationen Memorial, wie wichtig die Zivilgesellschaft für Frieden und Demokratie sei, so die Begründung für die Verleihung des Friedensnobelpreises.

DZIENNIK/GAZETA PRAWNA: Gute Aussichten vor dem Fußball-EM

Am Sonntag habe man in Frankfurt am Main die ersten Spiele für die Qualifikationsrunde der Fußball-EM ausgelost. Als Gastgeber sei Deutschland automatisch qualifiziert. Polen habe bei der Auslosung sehr viel Glück gehabt, stellt die Tageszeitung Dziennik/Gazeta Prawna in ihrem Sportteil fest. Die Mannschaft um Kapitän Robert Lewandowski werde in der Gruppe E gegen Tschechien, Albanien, Färöer und Moldau spielen. In einer solchen Aufstellung sei die Qualifikation eigentlich eine Pflichtaufgabe, urteilt das Blatt.

Da Russland wegen des Angriffskrieges in der Ukraine von der Europäischen Fußball-Union aus dem Turnier ausgeschlossen worden sei, würden insgesamt 53 Nationalteams um die 23 freien Startplätze kämpfen. Belarus sei dagegen bei der Auslosung dabei gewesen, dürfe aber seine Heimspiele nur auf neutralen Plätzen ohne Fans bestreiten. Die deutsche Politik habe von den UEFA-Präsident Aleksander Ceferin vergebens den Ausschluss von Belarus von der Qualifikation gefordert, lesen wir in Dziennik/Gazeta Prawna.

SUPER EXPRESS: Der Herbst bringt politische Spannungen mit sich

Die Energiekrise sorge für enorme Spannungen in den Regierungsreihen, schreibt die Tageszeitung Super Express in ihrer politischen Analyse. Wegen der schwächelnden wirtschaftlichen Lage würden sich Vertreter der Regierung in den letzten Wochen häufiger als zuvor zu Gesprächen treffen. Die Atmosphäre sei sehr angespannt, denn in manchen Schlüsselfragen hätten wichtigste Mitglieder der Regierung entgegengesetzte Meinungen, lesen wir. In einen Interview habe der hochrangige PiS-Politiker Ryszard Terlecki zugegeben, es sei zu einer mehrstündigen, heftigen Auseinandersetzung zwischen Regierungschef Mateusz Morawiecki und Vizepremier Jacek Sasin gekommen. Grund für den Streit seien vor allem Angelegenheiten der Energiepolitik gewesen.

Die Gerüchte über mögliche Änderungen in den Regierungsreihen würden die Lage nicht verbessern, lesen wir weiter. Letztendlich sei es den Regierungsmitgliedern gelungen, die Meinungsverschiedenheiten zu überwinden. Dennoch müsse Jacek Sasin, der unter anderem für die fossilen Brennstoffe und die staatlichen Aktiva verantwortlich sei, auf eine schwere Zeit gefasst sein, die seine politische Stellung weitgehend schwächen könnte, so Super Express.

Autor: Jakub Kukla