Deutsche Redaktion

U-Bahn-Station Warschauer Aufstand

08.08.2024 10:30
80 Jahre nach dem Ausbruch des Warschauer Aufstands hat die deutsche Gesellschaft keine Antwort auf die Frage gefunden, wie sie an die vollständige Zerstörung der Hauptstadt Polens durch Wehrmacht und SS erinnert, schreibt der deutsche Historiker Felix Ackermann in einem Gastbeitrag in der Gazeta Wyborcza.
Schon bald? U-Bahnstation Warschauer Aufstand?
Schon bald? U-Bahnstation Warschauer Aufstand?@felix_berlinski

Die polnische Heimatarmee hatte am 1. August 1944 mit über 30.000 Kämpfern den Versuch der Selbstbefreiung von der seit September 1939 währenden deutschen Besatzung unternommen. Nach 63 Tagen Kampf war sie unterlegen. Allein im Massaker im Stadtteil Wola ermordeten die Deutschen innerhalb einer Woche bis zu 50.000 Zivilpersonen – darunter Frauen, Männer und Kinder. Insgesamt wurden etwa 180.000 Zivilisten durch Angehörige von SS und Wehrmacht umgebracht, danach legten die Deutschen die Stadt in Schutt und Asche. Der für die Aufstandsbekämpfung und das Morden verantwortliche Generalleutnant der Waffen-SS Heinz Reinefarth lebte nach Kriegsende ungestraft auf Sylt und war von 1951 bis 1964 Bürgermeister von Westerland, erinnert Ackermann.

Auch 2024 hat es in der deutschen Hauptstadt keinen Staatsakt der Erinnerung gegeben. Das politische Berlin ist im August im Urlaub. Kanzler Olaf Scholz könne seine Ferienpläne nicht ändern, nur weil die polnische Exilregierung den Auftakt des Aufstands 1944 mitten in die Sommerpause gelegt hatte, spottet der Historiker.

Eine Anfrage an den Berliner Senat, am 1. August das Brandenburger Tor zum Gedenken an den Warschauer Aufstand anzustrahlen, wurde abgelehnt. Die Begründung: Dies sei nur nach terroristischen Anschlägen vorgesehen. Das Deutsch-Polnische Haus, das in Zukunft ein Gedenkort für alle Opfer der deutschen Besatzung Polens im Zentrum Berlins sein soll, eröffnete am Roten Rathaus eine Fotoausstellung. Der Regierende Bürgermeister Berlins habe keine Zeit für die Eröffnung gefunden.

Die Erinnerung an die systematische Zerstörung der polnischen Hauptstadt ist offenkundig eine Leerstelle in der deutschen Hauptstadt. Ein erster, einfacher und nachhaltiger Schritt, dies zu ändern, wäre, die S-Bahn-Station Warschauer Straße in Warschauer Aufstand umzubenennen. Es handelt sich um ein zentrales Verkehrskreuz, an dem täglich Zehntausende Menschen umsteigen. Hier laufen am Wochenende die Partyfäden zwischen Kreuzberg und Friedrichshain zusammen. Die Nähe der Warschauer Straße zum nur 83 Kilometer entfernten Polen legt nahe, genau hier ein Zeichen zu setzen, den Aufstand beim Namen zu nennen und in der Berliner Stadtgesellschaft die Erinnerung an den Versuch der Vernichtung einer ganzen europäischen Metropole zu verankern.

Eine S-Bahn-Station Warschauer Aufstand wird Fragen aufwerfen, denn bis heute verwechseln Menschen aus Politik, Journalismus und Museen den Warschauer Aufstand des Spätsommers 1944 mit dem Aufstand im Warschauer Ghetto vom April 1943. Auch dieses Ereignis spielt in der deutschen Gedenkkultur nur eine geringe Rolle. 

DZIENNIK/GAZETA PRAWNA: Aus der Hölle in den Himmel 

Die polnischen Volleyballspieler haben bei den Olympischen Spielen in Paris das Finale erreicht, freut sich die Tageszeitung Dziennik/Gazeta Prawna. Im Halbfinale besiegte das weiß-rote Team nach einem dramatischen Spiel die USA mit 3:2. Somit stehen polnische Volleyballer nach 48 Jahren Pause wieder im Finale der Olympischen Spiele.

Die Rot-Weißen gewannen den ersten Satz, doch die beiden folgenden gingen an die Gegner. Vor allem im dritten Satz dominierten die Amerikaner die polnische Mannschaft. Den Schützlingen von Nikola Grbic gelang es, nur 14 Punkte zu erzielen. Das polnische Team war wie zerschlagen, und die Amerikaner schienen einen Lauf zu haben. Hinzu kam, dass die Situation durch Verletzungen nicht einfacher wurde. Trotz dieser schwierigen Umstände schafften es die Weiß-Roten, den Sieg auf ihre Seite zu ziehen.

Es war ein episches Duell, stellt das Blatt fest. Eine richtige Horrorshow, die glücklich für Polen endete. Schon jetzt steht fest, dass die polnischen Volleyballer mit einer Medaille von den Olympischen Spielen zurückkehren werden. Im schlimmsten Fall mit Silber, im besten Fall mit Gold. 

DO RZECZY: Polen zweier Geschwindigkeiten

Krzysztof Kukucki von der Neuen Linken hat einen Brief an Premierminister Donald Tusk geschickt. Der Präsident von Włocławek fordert die Schaffung neuer Wojewodschaften. In seinem Brief an den Ministerpräsidenten wies der Bürgermeister von Włocławek darauf hin, dass die derzeitige administrative Aufteilung des Landes unlogisch ist, stellt die Wochenzeitschrift Do Rzeczy fest. Wie er feststellte, gibt es Wojewodschaften mit 5 Millionen Einwohnern und Wojewodschaften mit etwas mehr als 1 Million Einwohnern.

Krzysztof Kukucki sagte, dass die Förderung von fünf bis sechs Regionen, in die viel Geld gepumpt wird, das Potenzial der kleineren mit Füßen tritt. Kukucki spricht sich für eine ausgleichende Option aus, die eine Aufteilung Polens in 22 Wojewodschaften mit einer Bevölkerung von 2-2,5 Millionen vorsieht. Er appellierte auch an Donald Tusk, ein Expertenteam für die Selbstverwaltung zu ernennen. Wir haben heute ein Polen der zwei Geschwindigkeiten, betont Krzysztof Kukucki. Die kleineren Städte entwickeln sich mit angezogener Handbremse, lesen wir in Do Rzeczy.


Autor: Jakub Kukla