Deutsche Redaktion

Die Zukunft des polnischen Fußballs liegt auf dem Land

26.11.2024 12:14
Die Zukunft des polnischen Fußballs liegt auf dem Land, meint der ehemalige Präsident des Polnischen Fußballverbands. Gleichzeitig äußert sich der frühere Staatspräsident Aleksander Kwaśniewski zu den Ergebnissen einer Umfrage zur Präsidentschaftswahl. Zudem wird diskutiert, wie Karol Nawrockis Erfahrung als Boxer ihm im Wahlkampf von Nutzen sein könnte.
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Michał Listkiewicz, der ehemalige Präsident des Polnischen Fußballverbands (PZPN), sprach in einem Interview mit der Zeitung Dziennik/Gazeta Prawna über seine Sicht auf die Zukunft des Fußballs in Polen. Der frühere Schiedsrichter betonte, dass das Potenzial des ländlichen Raums im polnischen Sport unterschätzt werde. Seiner Ansicht nach schlummern dort große Reserven an Talenten. „Vielleicht sollten wir gerade hier nach den zukünftigen Lewandowskis suchen“, so Listkiewicz.

Er berichtete von einem Besuch in Nieciecza, einem Dorf mit weniger als tausend Einwohnern, das gleich drei Mädchenfußballmannschaften stellt. „Auf dem Land liegt die eigentliche Reserve für den polnischen Sport, nicht nur im Fußball“, erklärte Listkiewicz. Die Kinder dort seien motivierter, da sie weniger Ablenkungen hätten als in Großstädten. Man müsse sich dieser Jugend nur zuwenden, fügte er hinzu.

Im Gespräch ging Listkiewicz auch auf die Geschlechterparität in den Leitungsgremien von Sportverbänden ein, die durch eine Gesetzesänderung eingeführt wurde. Nach den neuen Regelungen des Sejm sollten sechs Frauen im Vorstand des PZPN vertreten sein. Derzeit gibt es dort keine einzige weibliche Vertreterin.

Laut inoffiziellen Quellen stößt diese Reform auf Widerstand im PZPN. Der Präsident des Verbands, Cezary Kulesza, soll sich mit seinen Kollegen gegen die Änderungen wehren. Listkiewicz warnte, dass dies zu einem Konflikt zwischen dem PZPN und der Regierung Donald Tusks führen könnte. Er betonte jedoch, dass jede politische Einmischung in die Arbeit des Fußballverbands wahrscheinlich eine harte Reaktion von FIFA und UEFA hervorrufen würde, die sich entschieden gegen politische Einflussnahme aussprechen. 

DO RZECZY: „Kein überwältigender Sieg“ 

„Das ist kein überwältigender Sieg“, kommentierte Aleksander Kwaśniewski die Ergebnisse einer Umfrage zur Präsidentschaftswahl, die vom Fernsehsender TVN durchgeführt wurde. Laut der Umfrage würde der Kandidat der Bürgerkoalition (KO), Rafał Trzaskowski, in der ersten Wahlrunde 41 Prozent der Stimmen erhalten. Karol Nawrocki, der Kandidat von Recht und Gerechtigkeit (PiS), käme auf 26 Prozent, gefolgt von Sławomir Mentzen von der Konföderation mit 12 Prozent.

In einer möglichen zweiten Runde würden 52 Prozent der Befragten für Trzaskowski und 41 Prozent für Nawrocki stimmen. Kwaśniewski betonte, dass die PiS trotz der Umfrageergebnisse stark sei und warnte, dass diese Wahl eine der schwierigsten für die demokratischen Kräfte werde.

Er riet Trzaskowski, sich stärker auf kleinere Städte und Bezirke zu konzentrieren. „In Warschau hat er schon gewonnen, dort muss er sich nicht mehr anstrengen“, sagte der ehemalige Präsident. 

SUPER EXPRESS: Der wohl schwierigste Kampf von Nawrocki 

Karol Nawrocki, unterstützt von der PiS, steigt ins Rennen um das Präsidentenamt ein. Wie Super Express berichtet, hat der Vorsitzende des Instituts für Nationales Gedenken (IPN) bereits als Kind das Boxen trainiert. Sein Onkel und erster Trainer, Waldemar Nawrocki, erinnert sich: „Er hatte den passenden Charakter und war auch im Ring intelligent.“

Nawrocki wird seit Monaten als potenzieller PiS-Kandidat gehandelt. Er musste sich dabei gegen Rivalen wie Przemysław Czarnek durchsetzen. Nun steht ihm jedoch die weitaus größere Herausforderung des Wahlkampfs bevor. Nawrocki beschrieb seinen früheren Stil im Boxring als aggressiv: „Weniger ausweichen, mehr angreifen.“ Heute sei diese Aggressivität vor allem in Form von Entscheidungsfreude und taktischem Druck präsent – Fähigkeiten, die ihm im Wahlkampf helfen könnten.

Doch seine sportliche Vergangenheit wirft auch Schatten. Kürzlich wurde bekannt, dass Nawrocki sich mit dem sogenannten „Big Bu“, einem früheren Freak-Fighter und verurteilten Kriminellen, getroffen hat. Nawrocki erklärte, er schätze seine Gegner im Ring, sei aber nicht für ihr Leben außerhalb des Sports verantwortlich.

Autor: Jakub Kukla