Deutsche Redaktion

“Nihilismus und Farce”

23.01.2025 12:15
Autoren der Rzeczpospolita analysieren den potentiellen Einfluss der Präsidentschaftskandidatur von YouTuber Krzysztof Stanowski auf den Ausgang der Präsidentschaftswahlen in Polen. Will Trump eine Rückkehr zu einem Konzert der Weltmächte, in der diese ihre Einflüsse über den Köpfen aller anderen aufteilen? Und: Was kann man von US-Außenminister Marco Rubio in Bezug auf den Krieg in der Ukraine erwarten? Mehr dazu in der Presseschau.
Polnische Prsidentschaftswahlen 2025 - Wahlkampf. Journalist, Kandidat bei den bevorstehenden Wahlen zum Prsidenten der Republik Polen Krzysztof Stanowski whrend einer Kampagne zur Sammlung von Unterschriften unter die Untersttzungsliste seines Wahlkomitees, in der Nhe der U-Bahn-Station Centrum in Warschau. (aldg) PAPStach Leszczyński
Polnische Präsidentschaftswahlen 2025 - Wahlkampf. Journalist, Kandidat bei den bevorstehenden Wahlen zum Präsidenten der Republik Polen Krzysztof Stanowski während einer Kampagne zur Sammlung von Unterschriften unter die Unterstützungsliste seines Wahlkomitees, in der Nähe der U-Bahn-Station Centrum in Warschau. (aldg) PAP/Stach LeszczyńskiPAP/Stach Leszczyński

Rzeczpospolita: “Nihilismus und Farce”

Bogusław Chrabota setzt sich in der konservativ-liberalen Rzeczpospolita kritisch mit den angekündigten politischen Ambitionen von Krzysztof Stanowski auseinander. Der bekannte Sportjournalist und Medienunternehmer habe öffentlich erklärt, dass er weder Präsident werden noch ein Programm präsentieren, sondern lediglich „in das Spiel einsteigen“ wolle. Chrabota sieht darin einen Versuch, den demokratischen Prozess lächerlich zu machen, und spricht von „reinem Nihilismus“.

Der Autor hebt hervor, dass demokratische Systeme zwar Raum für Exzentriker, Provokateure und sogar „Idioten“ böten, die Politik jedoch eine „tödlich ernste“ Angelegenheit sei, die Verantwortungsbewusstsein und Ernsthaftigkeit erfordere. Diesem Anspruch werde Stanowski jedoch nicht gerecht: „Denn Politik in demokratischen Systemen ist eine tödlich ernste Angelegenheit, eine Verantwortung für den Staat, eine Verantwortung für Millionen von Menschen.“

Chrabota lobt zwar Stanowskis Verdienste als Sportjournalist und „mutigen Reformer der Medien“, kritisiert jedoch dessen Transformation zu einer Figur, die von „Größenwahn und Obsessionen“ getrieben sei. Die von ihm verfolgten Themen – wie die Enthüllung, dass eine polnische Prominente angeblich Bollywood-Karriere vorgetäuscht habe – bezeichnet er als belanglos: „Wen kümmert’s?“ Stanowskis jüngstes Vorhaben, sich in der Politik zu profilieren, zeige hingegen eine noch gefährlichere Entwicklung.

Chrabota wirft Stanowski vor, nicht die Qualität der Demokratie testen, sondern seine Marke zu stärken und diese später „zynisch zu monetarisieren“ zu wollen. Er schließt mit einem eindringlichen Appell an die Leser: „Sein Plan ist Betrug. Lassen Sie sich nicht täuschen.“

Rzeczpospolita: Wen wird Stanowski unterstützen? 

Auch der Redaktionskollege von Chrabota, Jacek Nizinkiewicz sieht im Vorgehen von Stanowski einen Ausdruck von Zynismus und geschäftlicher Strategie. „Er hat ein Produkt zu bewerben und zu fördern. Sein Marketingpotenzial wird steigen, und bei jedem Sponsorenvertrag wird er deutlich mehr wert sein“, so Nizinkiewicz. Gleichzeitig könnte seine Kandidatur, auch wenn er nicht gewinnen wolle, ein wichtiger Faktor für den Ausgang der Präsidentschaftswahlen werden.

Stanowskis Kandidatur sei keine bloße Farce, sondern ein ausgeklügelter Plan, um Aufmerksamkeit zu generieren. Jedes Treffen, jede Unterschriftensammlung oder politische Aussage werde über seinen “Kanał Zero” übertragen, was doppelt Gewinne einbringe – durch Reichweite und Werbung. Zudem träfen Stanowskis Sympathien auf einen Nerv in der Gesellschaft: „Wähler warten auf einen Kandidaten, der nicht aus dem Parteiensystem stammt“, bemerkt Nizinkiewicz. Zwar sei Stanowski offiziell unparteiisch, doch seine politischen Präferenzen seien klar: Er sei ein scharfer Gegner von Donald Tusk und Rafał Trzaskowski, während er Kritik an PiS nur „weich und zurückhaltend“ äußere.

Nizinkiewicz verweist zudem darauf, dass Stanowskis Kampagne negative Auswirkungen auf andere Kandidaten wie Sławomir Mentzen und Szymon Hołownia haben könnte, da sie um ähnliche Wählergruppen konkurrieren: konservative, wirtschaftsliberal denkende Menschen, die der Polarisierung zwischen PiS und PO überdrüssig seien. Auch in der zweiten Wahlrunde könnte Stanowski eine Schlüsselrolle spielen. Er werde zwar nicht direkt auf den durch die PiS unterstützten Kandidaten zeigen, da er seinen Kanal nicht so stark an die Recht und Gerechtigkeit binden wolle. Seine Unterstützer würden seine Sympathien jedoch kennen und auch ohne klare Empfehlungen wissen, wie sie Trzaskowski behandeln sollten, heißt es im Artikel.

Die Bedeutung von Stanowskis Kandidatur sei den Wahlstäben bewusst: „Man darf keinen Kandidaten unterschätzen, schon gar nicht jemanden, der nach seinen eigenen Regeln spielt.“ Stanowski habe bereits in der Vergangenheit durch unkonventionelles Vorgehen Erfolge erzielt, erinnert Jacek Nizinkiewicz in seinem Kommentar für die Rzeczpospolita. 

Gazeta Wyborcza: Trump und das „neue Konzert der Mächte“

Roman Imielski analysiert in der linksliberalen Gazeta Wyborcza die Rhetorik und Pläne Donald Trumps nach dessen Rückkehr ins Weiße Haus. Der neue Präsident der USA, so der Autor, zeige wenig Wertschätzung für die Bedeutung der NATO, die transatlantischen Beziehungen oder den gemeinsamen demokratischen Wertekanon. Stattdessen mache er Angebote an Wladimir Putin und erhebe Forderungen wie die Übernahme des Panamakanals und der Kontrolle über Grönland.

Imielski vermutet, dass Trump eine neue Ordnung der Welt anstrebe, in der einige Großmächte allein über das Schicksal der Welt entscheiden. Transatlantische Beziehungen, die über Jahrzehnte die Grundlage der US-Politik bildeten, hätten für ihn keine Bedeutung, und die Europäische Union betrachte er als bloßen wirtschaftlichen Rivalen. „Das Schicksal der Ukraine ist für Trump nicht wichtig“, schreibt Imielski und führt aus, dass Trump offenbar an einem schnellen Waffenstillstand im Ukraine-Krieg interessiert sei – auch auf Kosten der Ukraine. Dabei werde er bereit sein, Russland besetzte Gebiete zu überlassen, ohne Sicherheitsgarantien für Kiew oder eine NATO-Perspektive.

Ähnlich ignoriere Trump die Bedrohung durch Nordkorea, obwohl Kim Jong-un Waffen an Russland liefere und Südkorea sowie Japan mit nuklearer Zerstörung drohe. Auch Taiwan könnte von Trump aufgegeben werden, da er die Insel vermutlich als Teil der chinesischen Einflusssphäre betrachte.

Schließlich scheine sich Trump selbst auf die Schaffung eigener Einflusszonen zu konzentrieren, wie die kontroversen Forderungen wie der Übernahme des Panamakanals, Grönlands oder gar der Eingliederung Kanadas als US-Bundesstaat zeigen. ”Für Trump und seine Leute wird Amerika wieder groß sein, aber auf Kosten des Rests der Welt, darunter bisheriger Verbündeter“, resümiert Imielski.

Dziennik/Gazeta Prawna: Vom „kleinen Marco“ zum Chef der US-Diplomatie

Einst ein innerparteilicher Gegner Trumps, heute sein Verbündeter. Das Wirtschaftsblatt Dziennik/Gazeta Prawna analysiert in der aktuellen Ausgabe die politische Karriere von Marco Rubio und seine Haltung zu Russland und der Ukraine. Wie das Blatt erinnert, sei die Ernennung des einstigen innerparteilichen Rivalen Trumps ohne Gegenstimme im Senat erfolgt – ein Beleg für seine politische Geschicklichkeit und die Fähigkeit, Unterstützung auch auf der anderen Seite des politischen Spektrums zu gewinnen.

Bei seiner Anhörung im Kongress, lesen wir, habe Rubio betont, dass laut Trump jede politische Entscheidung der USA auf drei Fragen basieren müsse – „Macht es uns stärker? Macht es uns sicherer? Macht es uns wohlhabender?“ In Bezug auf den Krieg in der Ukraine habe sich seine Haltung in den letzten Jahren entwickelt. Früher sei er einer der prominentesten Unterstützer der Ukraine im Kongress gewesen. Zuletzt habe er die Meinung geäußert, dass beide Seiten Zugeständnisse machen müssten und dass er das geschwächte Russland nicht mehr als den „Hauptgegner“ der USA ansehe. Moskau stelle, dem Politiker zufolge, vor allem vor dem Hintergrund seines Bündnisses mit Peking ein Problem dar.

Zuvor, so das Blatt weiter, sei Rubio maßgeblich an Initiativen beteiligt gewesen, die Russland scharf verurteilten, darunter ein Gesetz, das die Anerkennung der russischen Besatzung verbot, sowie Resolutionen, die von „einem durch Russland geführten Genozid“ sprachen. Dennoch habe er 2024 gegen ein milliardenschweres Unterstützungspaket für die Ukraine gestimmt. Laut Katarzyna Pisarska von der Kazimierz-Pułaski-Stiftung stehe dies im Zusammenhang mit Rubios Loyalität zur republikanischen Partei: „Rubio versteht genau, wie wichtig dieser Krieg für den Westen ist, aber er hat sich der Linie seiner Partei gebeugt, die keinen Widerspruch zu Trumps Willen duldet“, so Pisarska.

Dennoch werde spekuliert, dass Rubio aufgrund potenzieller Konflikte mit Trump eines der Kabinettsmitglieder sein könnte, das am schnellsten seinen Posten verlieren könnte. Spannungen könnten beispielsweise durch Trumps territoriale Pläne für Grenada, Kanada oder Panama entstehen, die Rubio ablehne. Bisher halte sich Rubio jedoch mit Kritik zurück. So habe den Sturm auf das Kapitol 2021 noch als „nationale Schande“ bezeichnet. Nun sei er einer Nachfrage von ABC News-Reporter George Stephanopoulos ausgewichen und habe erklärt, er wolle sich lieber auf die Außenpolitik konzentrieren. 

Rubio wolle eigenen Aussagen zufolge, ungeachtet der Spannungen im Trump-Lager, den Einfluss des Außenministeriums stärken, das unter seinem Vorgänger Antony Blinken oft als ineffektiv kritisiert worden sei. Sollte ihm dies gelingen, könnten Spekulationen über seine Präsidentschaftsambitionen für 2028 wieder aufleben, wenn die Republikaner einen Nachfolger Trumps suchen werden. Schon 2016 sei er in den republikanischen Vorwahlen gegen Trump angetreten, habe jedoch an Unterstützung verloren, nachdem er während einer der Debatten eine auswendig gelernte Formel wiederholte. Anschließend habe Trump ihn abwertend „little Marco“ genannt, so Dziennik/Gazeta Prawna.

Autor: Adam de Nisau






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