Deutsche Redaktion

"Wirtschafts- oder PR-Plan?"

11.02.2025 10:17
Stammt der gestern von Premierminister Tusk vorgelegte Plan von Wirtschaftsexperten oder von Spezialisten für politisches Marketing? Außenminister Sikorski verrät, wie man den Krieg in der Ukraine in fünf Minuten beenden kann. Und: Die Tschechen beneiden die Polen um den Butterpreis, der Einkaufstourismus boomt. Mehr zu diesen Themen in der Presseschau.
Warschau, 10.02.2025: Premierminister Donald Tusk (R) whrend der Veranstaltung Polen. Ein Jahr des Durchbruchs in der Zentrale der Warschauer Brse. (jm) PAPPaweł Supernak
Warschau, 10.02.2025: Premierminister Donald Tusk (R) während der Veranstaltung "Polen. Ein Jahr des Durchbruchs" in der Zentrale der Warschauer Börse. (jm) PAP/Paweł SupernakPAP/Paweł Supernak

SUPER EXPRESS: Wirtschafts- oder PR-Plan?

Premierminister Donald Tusk hat gestern den Plan „Polen. Jahr des Durchbruchs“ vorgestellt. Sein Konzept haben in der Tageszeitung Super Express der Politikwissenschaftler Professor Rafał Chwedoruk und der Soziologe Professor Przemysław Sadura von der Warschauer Universität kommentiert. Dieser Plan scheint Tusks bevorzugter Fluchtweg zu sein. Was ist das Ziel des Ministerpräsidenten, fragt Super Express. Laut Professor Chwedoruk sei dies der logische Weg für diese Regierung. Wenn man sich die polnischen Wahlen im 21. Jahrhundert anschaue, habe sich in den meisten Wahlkämpfen das sozioökonomische Thema als entscheidend erwiesen. Für den größten Teil der Wählerschaft sei der Standard des täglichen Lebens die grundlegende Determinante für die Wahlentscheidung. Die Bürgerplattform habe sowohl die Präsidentschaftswahlen 2005 als auch 2015 in hohem Maße verloren, weil sie es versäumt habe, die öffentliche Stimmung gerade im sozioökonomischen Bereich anzusprechen. Es beginne also eine neue Phase der Suche nach anderen Legitimationsquellen für diese Regierung.

Professor Przemysław Sadura sagt indes, dass die Bedrohung in erster Linie in der öffentlichen Stimmung liege, der sich Donald Tusk bewusst sei. Umfragen würden zeigen, dass die Stimmung eher negativ sei. Die rechte Seite werde durch starke Emotionen wie Angst und Wut mobilisiert. Auf der anderen Seite, bei den Wählern der Regierungskoalition, würden ebenfalls negative Emotionen dominieren, die aber eher nicht mobilisierend wirkten. Es gehe vor allem um die Enttäuschung über die wirtschaftliche Situation. Während diese Regierung in verschiedenen Dimensionen gut bewertet werde, sei gerade bei der wirtschaftlichen Situation eine Stagnation oder sogar eine Verschlechterung der Lage zu verzeichnen. Dagegen müsse etwas getan werden. Er frage sich nur, inwieweit der von Donald Tusk vorgelegte Plan wirklich von Wirtschaftsexperten und inwieweit von Spezialisten für politisches Marketing ausgearbeitet wurde, sagt Prof. Sadura im Super Express.

DZIENNIK/GAZETA PRAWNA: Den Krieg in 5 Minuten beenden

Außenminister Radosław Sikorski hat gesagt, dass es einen einfachen Weg gebe, den Krieg in der Ukraine zu beenden. Es könnte in 5 Minuten erreicht werden, behauptet der Politiker in Dziennik/Gazeta Prawna. Der einfachste Weg, den Krieg zu beenden, sei der Rückzug der Russen an die international anerkannte Grenze, und das könnte in 5 Minuten mit einem Telefonanruf von Putin an Gerasimow erreicht werden, so Sikorski. Waleri Gerassimow ist der Generalstabschef der Streitkräfte der Russischen Föderation.

Sikorski sagte auch, dass Polen nicht aufhören werde, der Ukraine zu helfen, egal, was die anderen tun würden. Er fügte hinzu, dass die Europäische Union die Ukraine finanziell stärker unterstütze, während die Vereinigten Staaten wichtige Systeme zur Verfügung gestellt hätten. Der Leiter des Außenministeriums versicherte, dass die Vereinigten Staaten verstehen würden, wie wichtig es sei, den Krieg in der Ukraine zu beenden. Außenminister Marco Rubio sagte, man brauche Frieden, keinen Waffenstillstand, so Sikorski.

Seiner Ansicht nach „müssen wir von den Ukrainern lernen, wie ein moderner Krieg aussieht“. Die Ukraine habe letztes Jahr 1,5 Millionen Drohnen produziert, dieses Jahr wolle man 4,5 Millionen Drohnen produzieren. Er würde davon träumen, dass das polnische Luftfahrt-Tal in den Karpaten auch zu einem Drohnental wird, sagt Sikorski.

FAKT: Tschechen stürmen polnische Geschäfte

Tschechen tauschen in sozialen Netzwerken Informationen über Sonderangebote in Discountern auf der polnischen Seite der Grenze aus. Die dortigen Medien berichten regelmäßig über Einkaufssonntage in Polen sowie über Sonderangebote für bestimmte Produkte, lesen wir im Boulevardblatt Fakt. Unsere südlichen Nachbarn, so die Zeitung, seien vor allem auf der Suche nach konkreten Waren und stellen nach ihrer Rückkehr überraschende Fotos ins Internet.

Tschechen, lesen wir weiter, würden nicht nur aus touristischen Gründen immer häufiger nach Polen kommen, sondern vor allem, um billiger einzukaufen. Der Einkaufstourismus boome entlang der gesamten Südgrenze. Ganze Reisegruppen besuchen die Geschäfte in Jelenia Góra, Szklarska Poręba, Kłodzko, Kudowa-Zdrój, Chałupki oder Cieszyn.

"Die Tschechen können die Polen um den Preis der Butter beneiden“ – so laute die Überschrift eines Artikels des tschechischen Portals denik.cz von Ende letzten Jahres. Im Januar habe sich in dieser Hinsicht nichts geändert. Es genüge zu sagen, dass der Preis für Butter bei unseren südlichen Nachbarn um fast die Hälfte gestiegen ist, während sich der Preisanstieg in Polen auf weniger als 30 Prozent belief. Rund 15 Zloty koste derzeit ein Stück Butter in Tschechien, während sie in Polen für die Hälfte dieses Preises oder bei Sonderangeboten sogar billiger zu haben sei.

Butter sei nur eines der Produkte, auf die die Kunden aus dem Süden Jagd machen. Sie nehmen bei uns Stangen Zigaretten, aber auch Gemüse wie Kartoffeln, Kohl, Blumenkohl und Paprika und tanken nebenbei noch billigeren Kraftstoff. Die Tschechen nehmen auch volle Einkaufswagen mit Fruchtsäften aus den Geschäften mit, lesen wir in Fakt.

Autor: Jakub Kukla


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04.02.2025 07:00
Polens Chefdiplomat Radosław Sikorski hat in einem Gastbeitrag für die New York Times erklärt, Europa müsse die Verantwortung für seine eigene Sicherheit übernehmen. Seine Abhängigkeit von den USA müsse verringert werden, auch wenn die transatlantische Zusammenarbeit weiterhin unerlässlich sei, um den wachsenden globalen Bedrohungen standhalten zu können.

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10.02.2025 13:25
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