Wolf Biermann, der 1964 eine Tournee in die BRD unternommen hatte, erhielt striktes Auftrittsverbot in der DDR. Auf dem 11. Plenum des ZK der SED im Dezember 1965 wurde er scharf angegriffen. In den darauffolgenden Jahren wurde ihm seitens des Politbüros wiederholt eine „Auswanderung“ nahegelegt. Im November 1976 hat Biermann die Genehmigung zu einer Reise in die BRD erhalten, um dort einige Konzerte zu geben. Nachdem sein Auftritt in Köln in voller Länge im Westfernsehen ausgestrahlt wurde, entzogen ihm die „Genossen“ die Staatsbürgerschaft der DDR. Der Eklat um Biermann war ein Zündpunkt in der deutsch-deutschen Geschichte. Es kam zu einer offenen Konfrontation der kritischen Autoren mit ihrem Staat und bei Biermann selbst zum Bruch mit dem in der Kindheit vermittelten Glauben an den Kommunismus. „Die Musen sind zwar politisch dumm, haben aber eine feine Nase für den Gestank der Heuchelei“, sagt der Liedermacher, der sich ebenso einen Namen als vorzüglicher Übersetzer der Sonette Shakespeares gemacht hat.
Wolf Biermann und Wojciech Osiński in Biermanns Hamburger Wohnung
Im Gespräch mit Wojciech Osiński erinnert der gebürtige Hamburger an die Einschüchterungs- und Sanktionierungsmethoden von Schriftstellern, die in der DDR nach Belieben eingesetzt oder auch - als wirksame Drohung - zurückgehalten wurden. Außerdem erzählt Biermann, was er von dem Personalwechsel im Weißen Haus hält und warum er die Kritik an Waffenlieferungen in die Ukraine absurd findet. Wie ist seine Beziehung zu Polen? Und warum bleibt die AfD in Hamburg deutlich schwächer als anderswo?