In unserer Serie über Desinformation beschäftigen wir uns heute mit Österreich und seiner komplexen Beziehung zu Russland. Die Verbindungen zwischen der kleinen Alpenrepublik und dem größten Land der Welt sind alles andere als unkompliziert. Sie sind von einer Mischung aus historischen Ressentiments, den Reflexen einer imperialen Vergangenheit und aktueller politischer Pragmatik geprägt.
Manche kritischen Stimmen behaupten, dass Russland in Österreich bei seinen Desinformationskampagnen keine große Anstrengung unternehmen muss, weil viele Österreicher Moskau mit einer bemerkenswerten Sympathie, wenn nicht sogar mit Dankbarkeit, betrachten. Ein Beispiel hierfür ist der umstrittene Hochzeitstanz der damaligen Außenministerin Karin Kneissl mit Wladimir Putin, der mittlerweile als Symbol für politische Blindheit und Unterwürfigkeit gilt.
Die politischen Entwicklungen der letzten Jahre haben gezeigt, dass ihre Kritiker recht hatten. Auch die immer wieder betonte Neutralität Österreichs wird von vielen als ein Vorwand genutzt, um moralisch fragwürdige Entscheidungen zu rechtfertigen. Doch wie tief reichen tatsächlich die politischen Sympathien der Österreicher für Russland? Und wie haben sich die Haltungen der österreichischen Entscheidungsträger seit dem russischen Angriffskrieg verändert? Diese Fragen wollen wir in der heutigen Folge erörtern.
Ein weiterer Aspekt, den wir heute ansprechen, ist die Rolle der Kultur. Seit drei Jahren müssen sich die Europäer immer wieder mit der Frage auseinandersetzen, wie sie zur russischen Kunst und Literatur stehen. Besonders in Osteuropa scheint die Haltung klarer und radikaler zu sein – ein Auftritt von Anna Netrebko, einer bekannten russischen Sängerin, in Warschau wäre derzeit unvorstellbar. In Städten wie Berlin und Wien hingegen ist die Situation eine andere. Kann Kunst in Kriegszeiten als Propaganda genutzt werden? Und welche Bedeutung hat es, wenn in westlichen Städten Künstler aus Russland weiterhin gefeiert werden?