Während des dreitägigen Besuchs traf sich der Leiter der polnischen Diplomatie unter anderem mit dem indischen Premierminister und dem Außenminister des Landes. Er führte auch Gespräche als OSZE-Vertreter. Polen hat dieses Jahr den Vorsitz der Organisation inne.
Am zweiten Tag seines Besuchs in Neu-Delhi nahm Minister Zbigniew Rau an der internationalen Raisina-Dialogue-Konferenz teil, die als größtes indisches Forum zu geopolitischen und wirtschaftlichen Schlüsselfragen gilt. Das Hauptthema der diesjährigen Ausgabe, deren Ehrengast die Chefin der Europäischen Kommission, Ursula von der Leyen, war, waren "die wichtigsten Herausforderungen für die entstehende neue internationale Ordnung“, teilte das polnische Außenministerium mit.
Minister Zbigniew Rau griff während der Konferenz das Thema der globalen Sicherheit auf. "Sowohl Polen als auch Indien haben tragische Erfahrungen mit ausländischem Imperialismus gemacht. Es ist sehr schwierig, die aktuelle Aggression gegen die Ukraine nicht als Versuch zu verstehen, das russische Imperium wieder aufzubauen", betonte Polens Chefdiplomat. "Der Kriegsausbruch stellte Polen vor eine neue Herausforderung – einen enormen Flüchtlingsstrom", sagte der Minister. "Wir mussten bis zu drei Millionen Kriegsflüchtlinge aufnehmen, und das haben wir in besonderer Weise getan. Wir haben keine Flüchtlingslager. Die ganze Idee war, die Polen davon zu überzeugen, ihre Häuser und Herzen für unsere ukrainischen Nachbarn zu öffnen", sagte Rau.
Minister Zbigniew Rau brachte seine Hoffnung zum Ausdruck, dass die Zusammenarbeit auf der Linie Warschau-Neu-Delhi fortgesetzt wird. Der letzte Besuch des polnischen Diplomatiechefs in Indien liegt neun Jahre zurück.
Indien: neutral gegenüber Russland-Ukraine-Konflikt
Indien, das größte demokratische Land der Welt, hat Russland noch nicht für seinen Angriff auf die Ukraine verurteilt. Es hat auch die März-Resolution der UN-Generalversammlung nicht gebilligt, in der 141 Länder Moskau als Aggressor bezeichneten und die Kreml-Behörden dazu aufforderten ihre Truppen aus der Ukraine abzuziehen. Premierminister Modi forderte jedoch mehrfach einen Waffenstillstand.
Indien importiert den größten Teil seiner militärischen Ausrüstung aus Russland. Es hat dort kürzlich das Flugabwehr-Raketensystem S-400 gekauft und kooperiert mit dem Land in Sicherheitsfragen. Laut indischen Kommentatoren befürchten die Behörden in Delhi auch, dass der Druck der internationalen Gemeinschaft auf Moskau zu einem engeren Bündnis mit China führen könnte, dessen weitere Stärkung am Ganges große Sorge bereitet.
PAP/ps