Deutsche Redaktion

Zbigniew Pisarski: Angriff auf die Krim-Brücke ist Verhandlungselement

18.07.2023 11:16
Der Angriff auf die Krim-Brücke sei höchstwahrscheinlich eine Art Signal und Verhandlungselement der ukrainischen Seite vor dem Beginn der offiziellen Gespräche mit Russland. Das sagte der ehemalige Berater des polnischen Präsidenten für die Überprüfung der nationalen Sicherheitsstrategie Zbigniew Pisarski, gegenüber der Nachrichtenagentur PAP.
Szef MSZ Kułeba: jeden zniszczony rosyjski most to mniej zabitych Ukraińców
Szef MSZ Kułeba: jeden zniszczony rosyjski most to mniej zabitych UkraińcówPAP/EPA/INVESTIGATIVE COMMITTEE OF THE RUSSIAN FEDERATION

Am Montagmorgen waren Berichte über Schäden an der Brücke zur besetzten Krim aufgetaucht. In den Medien veröffentlichte Fotos und Filmaufnahmen zeigen einen Spalt zwischen zwei Straßenabschnitten der Brücke. Wie ukrainische Strafverfolgungsbehörden vermeldeten, habe es einen Drohnenangriff des Ukrainische Sicherheitsdienstes (SBU) gemeinsam mit der Marine gegeben. Diese Berichte sind bislang nicht offiziell bestätigt worden.

"Niemand kann sich im Moment zu 100 Prozent sicher sein, wer für den Angriff auf die Krim-Brücke verantwortlich ist.“, so Pisarski. „Es könnte sich um eine Aktion von ukrainischen Saboteuren aus dem Militär oder von Spezialdiensten handeln. Der Anschlag könnte aber auch von russischen Saboteuren verübt worden sein, und zwar sowohl von solchen, die mit dem Kreml verbunden sind, als auch von solchen, die gegen den Kreml sind.“ Derzeit deute jedoch alles darauf hin, dass die ukrainische Seite für diesen Anschlag verantwortlich ist, erklärte Pisarski.

Der Präsident der Kazimierz-Pułaski-Stiftung wies darauf hin, dass die Krim-Brücke aus strategischer Sicht eine militärische Einrichtung ist. Sie spiele eine wichtige Rolle für die Aufrechterhaltung der Versorgungskette zur Krim. Seiner Einschätzung nach hätten die Ukrainer, die ihr Territorium verteidigen, jedes Recht, die Zufahrtswege zu zerstören, die für die Logistik der feindlichen Truppen von Bedeutung sind.

Die Brücke sei nicht nur für die Versorgung der Bevölkerung mit Strom, Informationen und Gütern wichtig, sondern auch eine logistische Stütze für die russische Operation in der Region Saporoshje und Cherson, ergänzte Pisarski. Denn alle Anlagen seien genau an die Infrastruktur der Krim-Brücke angeschlossen.

Nach Ansicht des Experten ist der Angriff auf die Brücke eine Art strategisches Signal der ukrainischen Seite dafür, dass die Rückgewinnung der Krim eines der wichtigsten Ziele Kiews bleibt. "Wir befinden uns an einem Punkt des Krieges, an dem wir davon ausgehen können, dass verschiedene Arten von Verhandlungen geführt werden, um diesen Konflikt zu beenden", fügte Pisarski hinzu. Der Angriff auf die Krim-Brücke könnte seiner Einschätzung nach als "Verhandlungselement" vor Beginn der offiziellen Gespräche interpretiert werden.

Auf die Frage, ob es derzeit Verhandlungen zwischen Russland und der Ukraine gebe, antwortete er: "Ich denke schon, zumindest deutet die Praxis solcher Konflikte in der Geschichte darauf hin". Er wies darauf hin, dass diese Gespräche höchstwahrscheinlich über andere Länder, wie die USA, China oder die Türkei, geführt werden. All diese Länder seien an einer Beendigung des Konflikts interessiert, so Pisarski.

Der Experte vermutet, dass Russland zunehmend an Friedensgesprächen interessiert sei. "Das hängt mit den Problemen bei der Verwaltung des Staates und der Armee, aber auch mit der wirtschaftlichen Lage zusammen. Daher glaube ich, dass die Vorbereitungen für die Verhandlungen bereits weit fortgeschritten sind und die Gespräche vielleicht schon begonnen haben“.

PAP/js