Der Raub der Deutschen während des Warschauer Aufstands warte noch auf eine Einschätzung - sagt dem Wochenblatt DoRzeczy Prof. Grzegorz Kucharczyk vom Institut für Geschichte der Polnischen Akademie der Wissenschaften. Wenn man über den Warschauer Aufstand spreche, achte man vor allem zu Recht auf den verübten Völkermord. Ein völlig anderes Thema sei jedoch der Raub, der damals begangen wurde. Es war ein Element der deutschen Besatzung, insbesondere während des Warschauer Aufstands und sei noch nicht richtig dokumentiert worden. Dieser Raub, lesen wir, müsse im materiellen Sinne für Deutsche besonders beschämend sein. Sie seien in dem Glauben erzogen worden, Vertreter einer höheren Kultur zu sein. Letztendlich habe sich herausgestellt, dass sie ihre Opfer nicht nur ermordet, sondern auch beraubt haben.
Wie der Historiker feststellt, sprechen die Deutschen bis heute außerdem immer noch von NS-Verbrechen, und nicht von deutschen Verbrechen. Darauf folge, wie er argumentiert, ein Mangel an tieferen Überlegungen darüber, was zu dem Ausbruch des Hasses geführt habe, den die polnische Nation in den drei Monaten des Jahres 1944 durch die Deutschen erlebt hatte. Was war der Grund? Was geschah mit den Deutschen, fragt Kucharczyk, die sich während des Ersten Weltkriegs eher "menschlich" verhalten und sich 1939 und insbesondere 1944 als Bestien herausstellt haben, die in Warschauer Bezirken und im ganzen Land Völkermord begangen haben? Die Antwort auf diese Frage, sei der Anti-Polonismus, der 1918 in der Weimarer Republik entstanden sein soll. Dies sei ein Thema, das in der deutschen Debatte völlig verschwiegen und mit dem Warschauer Aufstand überhaupt nicht verbunden wird.
DoRzeczy/ps/jc