Der Preis, der auch als Europäischer Literaturpreis bekannt ist, wird vom österreichischen Bundeskanzleramt für Kunst, Kultur und Medien verliehen. Mit ihm werden herausragende europäische Autorinnen und Autoren ausgezeichnet, deren Werke ins Deutsche übersetzt worden sind.
In der Begründung der Jury heißt es, Bator habe die traumatischen Erfahrungen des 20. Jahrhunderts in komplexe Geschichten verwandelt, in deren Mittelpunkt zumeist weibliche Protagonisten stehen. Damit lade sie in ihren Büchern belastete Orte literarisch auf und gebe den Dargestellten Raum und Stimme. Die Autorin verbinde eindrucksvoll Vergangenes mit gegenwärtigen politischen und gesellschaftlichen Realitäten und verfahre dabei nie lehrhaft, sondern "beobachtungsgenau, sprachlich versiert, spielerisch, voller Fantasie und Witz".
Kunst- und Kulturstaatssekretärin Andrea Mayer gratulierte der Gewinnerin in ihrer Rede. "Joanna Bator hat ihre Geburtsstadt Walbrzych, aus der sie mit 19 Jahren nach Tokio, New York, Berlin und London aufgebrochen ist, auf der Landkarte der Weltliteratur eingeschrieben und den widerständigen Frauen aus Walbrzych einen Platz im Gedächtnis der Leser:innen gesichert".
"Mit ihren literarischen Werken erzählt Joanna Bator große mitteleuropäische Geschichte aus weiblicher Perspektive."
Bators literarisches Schaffen umfasst sowohl Belletristik als auch Sachliteratur. Für ihren Roman Ciemno, prawie noc (Dunkel, fast Nacht) erhielt sie 2013 den Nike-Preis, Polens höchste literarische Auszeichnung. Auch ihre Bücher Piaskowa Góra (Sandiger Berg) und Japoński wachlarz (Der japanische Fächer) wurden hoch gelobt.
Bators jüngster Roman Gorzko, gorzko (Bitternis), in der deutschen Übersetzung von Lisa Palmes, ist für den Preis der Leipziger Buchmesse nominiert, der am Donnerstag bekannt gegeben wird.
Der Österreichische Staatspreis für Europäische Literatur wurde 1965 ins Leben gerufen. Zu den bisherigen Preisträgern gehören die polnischen Autoren Zbigniew Herbert, Sławomir Mrożek, Tadeusz Różewicz, Stanisław Lem, Andrzej Szczypiorski und Andrzej Stasiuk sowie international bekannte Autoren wie Wystan Hugh Auden, Eugène Ionesco, Milan Kundera und Umberto Eco.
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