Rzeczpospolita: Warum pilgert Wladimir Putin durch Asien?
Wladimir Putin sei in Pjöngjang wie in alten Zeiten der Sowjetzeit begrüßt worden, schreibt Andrzej Łomanowski über den jüngsten Besuch des russischen Diktators in Nordkorea für Rzeczpospolita. Eine triumphale Fahrt durch die mit Porträts des Gastes geschmückte Stadt, jubelnde Menschenmassen entlang der Fahrtstrecke und natürlich Kinder in Festkleidung und mit Blumen. Die Zeitungen Nordkoreas und Vietnams, wo sich Putin derzeit aufhält, hätten schon vor seinem Besuch an die Sowjetära und die damals bestehende „Völkerfreundschaft" erinnert, so der Autor. In Nordkorea und Vietnam habe Putin hingegen ganz bewusst an die Zeit erinnert, als beide Länder gegen die USA gekämpft hatten, und an die militärische Unterstützung, die sie damals vom Kreml erhielten. Dem amerikanischen Institute for the Study of War zufolge, versuche der Diktator offenbar mit Ländern mit historischen Sympathien für Moskau eine Anti-NATO aufzubauen.
Ob der Kreml ab jetzt Nordkoreas Programme zum Bau von Atomwaffen und ballistischen Raketen diskret unterstützen werde, bleibe eine offene Frage, schreibt Łomanowski weiter. Eine solche Unterstützung würde sofort das gesamte derzeitige internationale System zerstören und Kim ein erhebliches Druckmittel gegenüber dem verhassten Seoul und Washington verschaffen. Außerdem würde sie die Lage auf der koreanischen Halbinsel an den Rand eines Krieges bringen. Daher zeige sich auch die NATO besorgt über eine neue militärische Quasi-Allianz zwischen den beiden Diktatoren. Laut Experten könnten sich einer solchen Achse auch der international sanktionierte Iran und Syrien anschließen.
Wie es weiter heißt, werde in diesem Zusammenhang auch oftmals China erwähnt. Nach Meinung des Autors sei das aber ein Fehler. Peking sei in seinem Handeln absolut unabhängig und brauche keine neuen Bündnisse, die seinen Spielraum einschränken würden. Moskau und Pjöngjang werden daher nur innerhalb des von China gesetzten Rahmens eine militärische Zusammenarbeit entwickeln dürfen. Sollte der Kreml Atomwaffentechnologie an die Koreaner weitergeben, dann nur, weil Peking dem zustimme. Auch wenn in der Öffentlichkeit alle Schuld auf den russischen Anführer fallen würde, würde China von der zweiten Reihe aus die Strippen ziehen.
Auch wegen der Reaktion Pekings, so der Autor weiter, werde Putin in Hanoi keine militärische Zusammenarbeit vorschlagen. Peking würde dies als feindlichen Schritt sehen. Mit Vietnam befinde sich das Reich der Mitte nämlich im Konflikt um die Seegrenze im Golf von Tonkin. So etwas könne sich der russische Diktator nicht erlauben. So bleibe ihm nur, China zu umkreisen und eine Politik der Gesten zu führen, um zu beweisen, dass er in der Welt nicht isoliert sei. Putin versuche, alle davon zu überzeugen, dass auch er, wie die Ukraine auf dem jüngsten Friedensgipfel in der Schweiz, auf der Welt Unterstützung genieße, so Andrzej Łomanowski in der Rzeczpospolita.
Wprost: Chinas Vasall und jetzt auch das Maskottchen von Kim Jong-un
Der russische Präsident sei erst zum Vasallen Chinas und jetzt sogar zum Maskottchen von Kim Jong-un geworden, schreibt indes Jakub Mielnik für das Wochenblatt Wprost. Als Gegenleistung für seine Beförderung in die von Nordkorea angeführte Liga der Welt-Ausgestoßenen, so der Autor, habe Putin zugestimmt, die Mündung des Grenzflusses Tumen an China abzutreten. Sie verschaffe Peking einen direkten Zugang zum Japanischen Meer und sei ein idealer Brückenkopf für die Wiedererrichtung der chinesischen Herrschaft über Wladiwostok, so Mielnik.
Wie es weiter heißt, hätten die Partei-Apparatschiks in Pjöngjang Putin so enthusiastisch beklatscht, als würde ihr Leben davon abhängen. Und wahrscheinlich sei dies auch der Fall. Wie der russische Regimechef bei seiner triumphalen Rundfahrt durch die nordkoreanische Hauptstadt feststellen konnte, sei die jahrelange Dressur durch die Kim-Dynastie nicht umsonst gewesen. Kindergartenkinder hätten nervös russische Fahnen geschwenkt, während Menschenmassen auf dem Bürgersteig ununterbrochen den Namen des russischen Machthabers skandierten, dessen Abbild über allen Straßenlampen hing.
Der wirkliche Mann im Mittelpunkt des Besuchs sei jedoch ein anderer gewesen, fährt der Autor fort. Dies hätten nordkoreanische Beamten demonstrativ bestätigt, als sie rücksichtslos Putins Gefolge von Ministern zurechtgewiesen hätten. Sie sollen es nämlich gewagt haben, ihre Plätze einzunehmen, bevor Diktator Kim Jong-un im Sitzungssaal erschienen sei. Das Gesprächsthema sei natürlich die strategische Allianz zwischen den beiden Ausgestoßenen gewesen. Putin scheine hierbei der größere Ausgestoßene zu sein und tiefer in der Klemme zu sitzen als Kim. Wladimir Wladimirowitsch sei somit schon so tief gesunken, dass er zugestimmt habe, sich an diesem absurden stalinistischen Spektakel von Kim Jong-un zu beteiligen, so Jakub Mielnik in Wprost.
Dziennik Gazeta Prawna: Lohnt es sich, in Polen zu arbeiten?
Das Tagesblatt Dziennik/Gazeta Prawna indes schaut auf die Arbeitskultur in Polen und darauf, was sich seit dem EU-Beitritt des Landes verändert hat. Anfang des 21. Jahrhunderts, so die Zeitung, sei Polen noch Spitzenreiter in Sachen Arbeitslosigkeit in der Region gewesen, was auch unter den derzeitigen EU-Mitgliedern unübertroffen bleibe. Erst Ende 2006 sei die Arbeitslosigkeit in Polen so stark zurückgegangen, dass Polen diese ruhmlose Führung hinter sich lassen konnte. Heute sehe die Situation ganz anders aus. Seit mehreren Jahren sei Polen systematisch unter den Ländern mit der niedrigsten Arbeitslosenquote. Auf nationaler Ebene liege diese derzeit bei 3 Prozent der erwerbstätigen Bevölkerung. Berücksichtigt man die über 25-Jährigen, so habe Polen sogar die beste Situation in der gesamten EU, heißt es im Blatt.
Auch die Beschäftigungsquote habe sich verbessert. Im Jahr 2009 lag sie in der Altersgruppe der 25- bis 54-Jährigen noch bei 75 Prozent. Nur in sieben EU-Ländern sei sie noch schlechter gewesen. Im vergangenen Jahr sei sie sogar noch weiter angestiegen und eine der höchsten in der EU gewesen. Polen habe damit unter anderem Österreich, Deutschland oder Dänemark überholt. Obwohl die Polen viel arbeiten und immer mehr verdienen, würden sie aber immer noch hinterherhinken, wenn es um ihre Produktivität gehe, so das Blatt.
Die letzten 20 Jahre waren eine Zeit der dynamischen Veränderungen in der Wirtschaft, heißt es weiter. Die größten hätten im Handel und auf dem Arbeitsmarkt stattgefunden. Als Polen der EU beigetreten sei, habe es die höchste Arbeitslosigkeit und die niedrigste Erwerbsquote gehabt. Heute liege das Land über dem EU-Durchschnitt. Die Daten zur Migration können jedoch eine Art Wermutstropfen im Honigglas sein. Polen habe dauerhaft einen Teil seines menschlichen Kapitals verloren, was unvermeidlich gewesen sei. Die Öffnung der Grenzen mit einem derartigen Lohngefälle und einer derart hohen Arbeitslosigkeit musste zwangsläufig zu einer Massenabwanderung auf der Suche nach Arbeit im Ausland führen, so Dziennik/Gazeta Prawna.
Autor: Piotr Siemiński