Deutsche Redaktion

(Nur) 425 legale Abtreibungen 2023

29.07.2024 12:02
Unter dem strengen polnischen Abtreibungs­recht sind nach Angaben der Frauenrechtsorga­nisation Legalna Aborcja im vergangenen Jahr 425 Schwangerschaften legal abgebrochen worden. Die Organisation be­ruft sich dabei auf eine Statistik aus dem Gesundheitsministerium in Warschau, wie die Nachrichtenagentur PAP meldete.
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Bild:Shutterstock/Summer Photographer

In 423 Fällen seien Leben und Gesundheit der Schwangeren gefährdet gewesen. In zwei Fällen seien die Schwangerschaften durch Straftaten, also Vergewaltigungen, entstanden. Zum Vergleich: In Deutschland wurden 2023 nach Angaben des Statistischen Bundesamtes 106.000 Schwangerschaftsabbrüche gemeldet.

Die Gesetzgebung zu Schwangerschaftsabbrüchen in Polen ist eine der strengsten in Europa; sie ist unter der vorigen nationalkonservativen Regierung noch einmal verschärft worden. Erlaubt ist ein Abbruch nur nach einer Vergewaltigung oder nach Inzest oder wenn das Leben der Schwangeren in Gefahr ist.

Weist das ungeborene Kind schwere Fehlbildungen auf, dürfen Frauen nach einem Urteil des Verfassungsgerichts von 2020 trotzdem keinen Abbruch vornehmen. Die neue Mitte-Links-Regierung von Ministerpräsident Donald Tusk hat eine Liberalisierung versprochen. Sie scheiterte damit aber Mitte Juli im Parlament, weil der konserva­tivere Teil der Koalition nicht mitzog.

Der gescheiterte Gesetzentwurf sollte die Beihilfe für Schwangerschafts­abbrüche entkriminalisieren. Für Minis­terpräsident Tusk bedeutet das Scheitern eine Schlappe. Er sagte letzte Woche erneut, wie leid ihm dies tue, wies aber keinen Ausweg. „Es gibt nachweisbar keine Mehrheit für eine Liberalisierung des Abtreibungsrechts im Sejm“, sagte er.


PAP/dpa/jc

 

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