Unabhängig davon, wer die bevorstehenden Wahlen gewinnt, ist eine Änderung der Haltung gegenüber dem anhaltenden Krieg in der Ukraine und dem Umfang der US-Hilfe für das Land zu erwarten. In einem Interview mit der Presseagentur IAR des Polnischen Rundfunks erklärte Dr. Wojciech Lorenz vom Polnischen Institut für Internationale Angelegenheiten (PISM), dass sowohl die Demokraten als auch die Republikaner wahrscheinlich versuchen werden, Verhandlungen mit Russland zu führen. Wie mögliche Friedensgespräche aussehen könnten, hänge jedoch davon ab, wer das Rennen um das Weiße Haus gewinnen werde.
„Es ist wahrscheinlich, dass im Falle eines Sieges von Donald Trump der ukrainischen Seite noch mehr die Hände gebunden werden. Die Botschaften, die von Trump selbst und seinem Umfeld kommen, deuten auf eine gewisse pro-russische und anti-ukrainische Besessenheit hin. Im Falle einer von Kamala Harris geführten Regierung wäre eine gewisse Art von Druck auf die Ukraine ebenfalls vorhanden, aber gleichzeitig würden sie nach einer Möglichkeit suchen, den Druck auch auf Russland zu erhöhen“, so Dr. Wojciech Lorenz.
Der PISM-Experte betont auch, dass Donald Trump ein eher unberechenbarer Kandidat sei. Heute wisse man nicht, ob seine Ankündigungen eines raschen Endes des Krieges in der Ukraine im Falle seines Sieges zu einer vollständigen Blockierung der Hilfe der USA für dieses Land führen würde. Oder ob Trump ganz im Gegenteil die Hilfe aufstocken werde, damit mögliche Friedensgespräche aus einer Position der Stärke geführt werden können.
Einige Soldaten hoffen auf einen neuen Anfang
Laut der polnischen Volontärin Aldona Hartwinska, die an der ukrainischen Front Hilfe leistet, hoffe ein großer Teil der Soldaten auf das zweite Szenario und unterstütze ganz offen die Republikaner. Wie sie sagt, seien die ukrainischen Soldaten erschöpft und glauben, dass der derzeitige Umfang der Hilfe zu keinem Durchbruch an der Front führen könne. Deshalb glauben sie, dass die bevorstehenden Wahlen einen großen Einfluss auf die Zukunft der Ukraine haben werden. „Viele Soldaten haben mir gesagt, dass die Wahlen den Wendepunkt darstellen könnten. Nicht wenige von ihnen setzen trotz aller Widrigkeiten auf Trumps Sieg, denn ihrer Meinung nach sind radikale Maßnahmen, radikale Aktionen nötig, um diesen Krieg zu beenden. Sie wollen wirklich endlich nach Hause gehen“, betont Aldona Hartwinska.
Am Dienstag entscheiden die Amerikaner, ob die demokratische Kandidatin Kamala Harris Präsidentin wird, oder ob der republikanische Repräsentant Donald Trump an die Macht zurückkehren werde. Während die US-Wahl in vollem Gange ist, bleibt die Lage an der Frontlinie vielerorts kritisch für die Ukraine, berichtet IAR. Die Russen führen erfolgreich eine Offensive im Donbas durch, wo sie wahrscheinlich bald einen Angriff auf das strategisch wichtige Pokrowsk starten werden. Außerdem bombardiere Moskau weiterhin ukrainische Städte. So versuche der Kreml die kritische Infrastruktur der Ukraine zu zerstören, in der Hoffnung, dass der nächste Winter die Verteidiger zur Kapitulation zwingen werde.
IAR/ps