Wie Botschafter Krzysztof Krajewski erklärte, seien die Russen nicht mehr daran interessiert, Verträge mit der Armee zu unterzeichnen. „Meiner Meinung nach sind sich die russischen Machthaber bereits bewusst, dass die Ankündigung der Mobilisierung bzw. der Rekrutierung für die Armee zusätzlich zur traditionellen, wie Russland es nennt, Herbsteinberufung in den Großstädten zu Unruhen führen könnte. Daher werden Soldaten aus Nordkorea, die wie Kanonenfutter behandelt werden, an die Front geschickt“, so der polnische Botschafter in Moskau. „Die Behörden erklären, dass dies die Umsetzung des strategischen Partnerschaftsabkommens mit Nordkorea ist. Im Gegenzug erhält Korea Hilfe und die Soldaten bekommen ein Gehalt von 2.000 Dollar. Ich bezweifle, dass dieses Geld in ihre Taschen fließt“, erklärte Krajewski.
Der Botschafter wurde auch nach der seit mehreren Wochen andauernden Besetzung der Region Kursk durch ukrainische Truppen gefragt. Wie er betonte, sei dies das erste Mal in der Geschichte der Russischen Föderation, dass sich fremde Truppen auf ihrem Territorium befänden. Der Diplomat stellte jedoch fest, dass bei einer Umfrage auf der Straße in Moskau die meisten Bürger nicht wüssten oder nicht darüber sprechen wollten, dass ein Teil des russischen Territoriums von solchen Truppen besetzt sei.
Moskau bereitet sich auf Weihnachten vor
„Der Krieg ist in den Geschäften zu spüren. Dort sieht man einen Anstieg der Preise, die Inflation, die Schwächung des Rubels. Ich sehe keine Veränderungen im Verhalten, in der Funktionsweise der Stadt. Die Stadt bereitet sich auf die Weihnachts- und Neujahrszeit vor, und so wie Moskau während der Sowjetunion ein Schaufenster war, so ist es heute während dieses Krieges ein Schaufenster, d.h. die Behörden tun alles, um den Bürgern den Eindruck zu vermitteln, dass nichts passiert ist, dass nichts geschehe und dass es keine Kosten für Russland gibt, die, wie ich glaube, in Billionen von Dollar zu beziffern sind, die im Alltag sichtbar sind“, betonte Botschafter Krajewski.
Ihm zufolge meide die Moskauer Bevölkerung Kriegsthemen. Die Bewohner der russischen Hauptstadt wüssten nicht, was an der Front passiert. Moskau wolle um jeden Preis beweisen, dass der blutige Krieg in der Ukraine eine weit entfernte Realität sei, so der Botschafter. „Ich sehe keine Veränderung im Verhalten der Russen, in ihren Gewohnheiten, ins Kino, ins Theater zu gehen, einzukaufen, Partys und gesellschaftliche Treffen zu organisieren. Andererseits können die Drohnenangriffe, die stattgefunden haben und Moskau nicht erreicht haben, Unruhe auslösen, weil die Stadt in Gefahr sein könnte", fügte er hinzu.
RMF/ps