Polens Präsidentschaftskandidat und Warschauer Bürgermeister Rafał Trzaskowski begrüßte die Entscheidung und sprach von einem Durchbruch. „Generation von Polinnen und Polen haben auf diesen Moment gewartet. So sieht effektive Diplomatie aus“, schrieb er auf der Plattform X. Er erklärte, dass der Friedhof Powązki in Warschau bereit sei, eine würdige Ruhestätte für die Opfer zu bieten.
Auch Karol Nawrocki, Präsident des polnischen Instituts für Nationales Gedenken (IPN) und von der PiS unterstützter Präsidentschaftskandidat, lobte die Entscheidung. „Wir stehen bereit, die Arbeiten umgehend zu beginnen“, erklärte er in einer Stellungnahme.
Innenminister Tomasz Siemoniak nannte die Aufhebung des Moratoriums einen „historischen Schritt“. Er bezeichnete die Entscheidung als großen Erfolg beider Nationen und als Beweis für die Stärke der polnischen Diplomatie.
Das Verbot von Exhumierungen war 2017 vom ukrainischen Institut für Nationales Gedenken verhängt worden, nachdem ein umstrittenes Denkmal für die Ukrainische Aufständische Armee (UPA) in Polen abgebaut worden war. Diese Differenzen hatten die Beziehungen zwischen Warschau und Kiew jahrelang belastet.
Hintergrund des Konflikts ist die unterschiedliche Bewertung der Rolle der UPA und der Organisation Ukrainischer Nationalisten (OUN) im Zweiten Weltkrieg. Während Polen den Massakern an etwa 100.000 polnischen Zivilisten in Wolhynien als Völkermord betrachtet, sehen viele Ukrainer die OUN und UPA primär als Widerstandskämpfer gegen die Sowjetunion.
Das polnische IPN hatte in den vergangenen Jahren mehrfach Anträge auf Genehmigungen für Exhumierungsarbeiten gestellt, die jedoch oft unbeantwortet blieben.
PAP/IAR/jc