DO RZECZY: Warnung aus dem Westen
In seinem Kommentar in der neuen Ausgabe der Wochenzeitschrift Do Rzeczy bezieht sich der Chefredakteur Paweł Lisicki auf die Diskussion rund um die Sexualkunde. Geht es nach dem Publizisten, würden Befürworter der Einführung von Sexualkunde in polnischen Schulen zu überzeugen versuchen, dass Kenntnisse aus diesem Bereich jungen Menschen in einer bewussteren Planung ihres Sexuallebens helfen könnten. Der Unterricht sollte darüber hinaus helfen, die Zahl der ungewollten Schwangerschaften zu verringern, ein größeres Bewusstsein würden darüber hinaus zu einer größeren Selbstkontrolle führen. Die neuesten Studien aus Großbritannien würden jedoch diese Ankündigungen keineswegs bestätigen, urteilt der Publizist. Seit Zeiten des von Medien verwöhnten Tony Blair werde die Sexualkunde an britischen Schulen regulär erweitert. Dennoch bringe der Unterricht die erwünschten Früchte nicht. Ganz im Gegenteil, urteilt Lisicki und erinnert, dass allein im Jahr 2018 fast 85 Tausend Frauen erneut einen Schwangerschaftsabbruch unternommen hätten, darunter habe es fast 3,5 Tausend Jugendliche gegeben. Es sei ein Zuwachs von 7 Prozent im Vergleich mit dem Vorjahr. Insgesamt habe man in England und Wales im letzten Jahr 205 Tausend Abtreibungen durchgeführt.
Ähnliche Daten könnte er auch aus anderen EU-Staaten zitieren, führt der Publizist fort. Sie würden eines zeigen: die Einbeziehung der Sexualkunde in der Schulunterricht erfülle die damit verbundenen Hoffnungen nicht. Vielmehr würde dieser Unterricht zu einer Banalisierung des Lebens führen. Der Anstieg der Schwangerschaftsabbrüche beweise, dass immer mehr Frauen, geleitet von der feministischen Propaganda, die Tötung eines Kindes als einen objektiven medizinischen Eingriff betrachten würden: moralisch gleichgültig, schnell, bequem und wirksam. Die schulische Sexualkunde beraube das erotische Leben seiner Intimität und Besonderheit, meint Lisicki. Es werde einzig und allein auf Vergnügen und Befriedigung reduziert. Ein wichtiger Bestandteil der Sexualkunde sei darüber hinaus die Feststellung, dass das gezeugte Kind nur ein Fötus sei. In diesem Kontext wäre die Abtreibung im Grunde nur eine weitere Form von Empfängnisverhütung. In der Praxis führe das zu einem eben beschriebenen Prozess: einer steigenden Zahl der mehrfachen Schwangerschaftsabbrüche im Leben einer Frau.
Er erwarte keine tiefgründige Diskussion, schreibt der Publizist abschließend. Schon gar nicht in Großbritannien, einem Land in dem öffentliche Diskussionen durch die politische Korrektheit gelähmt werden. Die Feministinnen würden demnächst wohl noch mehr Sexualkunde in den Schulen verlangen, denn die linke Antwort auf Probleme sei immer die gleiche, meint Lisicki: einen Brand wolle man mit Benzin löschen. Man sollte aber die Expertisen sehr genau in Polen lesen, um bei den Diskussionen über die Einführung der Sexualkunde die westlichen Fehler nicht zu wiederholen, schreibt der Chefredakteur Paweł Lisicki in der Wochenzeitschrift Do Rzeczy.
RZECZPOSPOLITA: TV-Star im Präsidentschaftswahlkampf?
In seinem Kommentar für die Tageszeitung Rzeczpospolita bezieht sich der Politikwissenschaftler Marek Migalski auf die Gerüchte um den TV-Star Szymon Hołownia. Seit Wochen werde über den Start des populären Moderators bei der Präsidentschaftswahl im kommenden Jahr gemunkelt. Geht es nach Migalski würde Hołownias Teilnahme an dem bevorstehenden Wahlkampf seine Dynamik entscheidend verändern. Sein eventueller Sieg würde zugleich eine Revolution für die politische Szene in Polen bedeuten. Hołownia werde gemocht und dies sei seine wichtigste politische Waffe. Er sei einfach ein sehr sympathischer Mensch, stellt Migalski fest.
Zweitens würde Hołownias Weltanschauung einem großen Teil der Polen passen. Er sei ein mitleidsvoller Katholik, ein gemäßigter Konservativer, ein Befürworter der Europäischen Union. Sowohl wenn es um seine Persönlichkeit, als auch, wenn es um die Weltsicht gehe, sei er für eine Großzahl von Polen akzeptabel und könnte mit gutem Ergebnis den Kampf um den höchsten politischen Posten im Land aufnehmen. Außerdem sei er bekannt nicht nur wegen seiner Fernsehauftritte. Seit Jahren sei er mit Erfolgen als Publizist und Schriftsteller tätig.
Der Ausgangslage für Szymon Hołownia sei also sehr gut. Ob er die Chance nutzen und eine reale Gefahr für die üblichen Parteikandidaten darstellen werde hänge weitgehend davon ab, mit welchen Menschen er zusammenarbeiten werde und ob er die nötigen Finanzen für den anstehenden halbjährigen Wahlkampf werden aufbringen können. Sollten sich also die Gerüchte bestätigen, wäre TV-Star Hołownia eine Bedrohung für alle anderen Kandidaten. Im ersten Wahlgang hätten vor allem Kandidaten der Opposition ein größeres Problem mit dem Fernsehmoderator, im zweiten wiederum wäre er der gefährlichste Gegner für den amtierenden Präsidenten Andrzej Duda. Außerdem würde das Ergebnis von Hołownia zeigen, in wie weit die polnische Gesellschaft tatsächlich von den aktuellen politischen Eliten müde sei und sich eine wahre Revolution gönnen möchte, und inwieweit dies nur nichtsbedeutendes Meckern sei, urteilt Marek Migalski in der Tageszeitung Rzeczpospolita.
Jakub Kukla