Appathurai hob hervor, dass hybride Angriffe, deren Häufigkeit inzwischen ein „absolut inakzeptables“ Niveau erreicht habe, die NATO in eine gefährliche Lage versetzen. „Die Allianz befindet sich in einer Situation wie der sprichwörtliche Frosch im Kochtopf“, sagte er. Ziel der NATO sei es, ihre Strategie für hybride Angriffe zu modernisieren, um Mitgliedsstaaten besser auf Gewaltakte „in der Grauzone“ vorzubereiten.
Gefahr massiver Schäden und Opferzahlen
Laut Appathurai bestehe ein reales Risiko, dass unkonventionelle Angriffe aus Russland zahlreiche Todesopfer oder erhebliche wirtschaftliche Schäden verursachen könnten. Auf die Frage, ob ein solcher Angriff die Auslösung von Artikel 5 des NATO-Vertrags – und damit eine kollektive Reaktion – erfordern könnte, äußerte er sich besorgt: „Ich befürchte, dass ein solcher Angriff ein Wendepunkt im großen Stil sein könnte.“
Die NATO-Strategie, die zuletzt 2015 aktualisiert wurde, soll bis zum Gipfel 2025 umfassend überarbeitet werden. Ziel ist es, eine klarere Abschreckungspolitik gegenüber hybriden Bedrohungen zu entwickeln, ohne die Gefahr einer Eskalation zu erhöhen. Die Entscheidung über die Annahme dieser Strategie wird auf dem Gipfel erwartet.
Kritische Infrastruktur als Ziel russischer Sabotage
Besondere Sorge bereitet der NATO die Gefahr von Sabotage an kritischer Infrastruktur durch Russland. Appathurai betonte, dass Russland seit Jahrzehnten sogenannte Unterwasserforschungsprogramme nutze, um die Infrastruktur auf dem Meeresgrund zu kartieren. „Dieses Programm ist sehr gut finanziert“, sagte er.
Nach Angaben der NATO werden 99 Prozent der weltweiten Daten über Unterseekabel übertragen. Finanztransaktionen im Wert von rund 10 Billionen US-Dollar laufen täglich durch diese Netzwerke. Neben Datenkabeln zählen auch Stromkabel und Pipelines für Erdöl und Gas zur kritischen Unterwasserinfrastruktur.
PAP/SkyNews/jc