„Lukaschenko ist sich bewusst, dass er einer der bedeutendsten Gefangenen ist, die er hat. Eine Freilassung oder Verhandlungen über seine Freiheit sind derzeit nicht in Sicht“, erklärt der Journalist der Gazeta Wyborcza, Bartosz Wieliński.
Poczobut wird von den belarussischen Behörden beschuldigt, „zu Hass aufgestachelt“ und „nazistische Ideologien rehabilitiert“ zu haben. Menschenrechtsorganisationen sehen in ihm hingegen einen politischen Gefangenen. Der Journalist soll unter schwierigen Bedingungen inhaftiert sein, seine Familie hat keinen Kontakt zu ihm.
„Im Grunde ist das die Hölle auf Erden, und in dieser Hölle befindet sich Andrzej. Nach unseren Informationen ist er nicht in Einzelhaft, was bedeutet, dass er nicht direkt schikaniert wird“, betont Wieliński.
In Polen gibt es regelmäßig Solidaritätskundgebungen für Poczobut. Vertreter der belarussischen Opposition sehen ihn als Symbol des Widerstands gegen das Regime von Alexander Lukaschenko. Die polnische Regierung fordert seine sofortige Freilassung.
„Andrzej Poczobut hat immer betont, dass ohne ein demokratisches, freies Belarus auch die Rechte der polnischen Minderheit dort nicht gesichert sind – und genau das hat dem Regime nicht gefallen“, sagt der belarussische Journalist Źmicier Kościn vom Polnischen Radio Białystok.
Seine angeblichen „Verbrechen“ bestanden unter anderem darin, sich für die Geschichte der Polen in der Region Grodno zu interessieren. Er saß bereits in Gefängnissen und Untersuchungshaftanstalten in Grodno, Wołodarka und Minsk. Derzeit verbüßt er seine Strafe in der berüchtigten Strafkolonie von Nowopolozk, fast 500 Kilometer von seiner Heimatstadt Grodno entfernt.
„Sein Gesundheitszustand ist besorgniserregend. Der Zugang zu medizinischer Versorgung ist stark eingeschränkt“, sagt Wieliński.
Solidaritätsaktionen für Poczobut
Jeden 25. des Monats findet in Białystok eine Solidaritätsaktion für Andrzej Poczobut statt. In Polen lebende Belarussen erinnern daran, dass direkt an der östlichen Grenze Polens weiterhin Menschen verfolgt werden, die anders denken als das Regime. Allein im November wurden 184 weitere Personen aus politischen Gründen verurteilt.
„Ich weiß, dass viele polnische Aktivisten mit Unterstützung der polnischen Diplomatie und Geheimdienste aus Belarus evakuiert wurden. Bei Andrzej hat das leider nicht funktioniert“, sagt Wieliński.
„Die Meinungsfreiheit ist ein fundamentales Recht – und in Belarus existiert sie nicht“, sagt Kościn. „Kein polnischer Journalist hat sich so sehr für die Pressefreiheit und die Medienfreiheit eingesetzt wie Andrzej Poczobut. Und für diesen Kampf zahlt er mit seinem eigenen Blut – jeden einzelnen Tag“, fasst Bartosz Wieliński zusammen.
PAP/TVN24/jc