Die National Portrait Gallery in London präsentiert erstmals sechzehn Pastellporträts von Stanisław Wyspiański – einem der prägendsten Künstler der Epoche des Jungen Polen. Nur wenige Schritte vom Trafalgar Square entfernt begegnet man den Gesichtern des Krakau des späten 19. Jahrhunderts: Schriftsteller, Künstler, Schauspieler und Intellektuelle, die Wyspiański umgaben – viele auch dargestellt in seinen Theaterstücken, wie im ikonischen „Macierzyństwo“ („Mutterschaft“).
„Er war ein Krakauer durch und durch – geprägt von seiner Stadt und ihrer mittelalterlichen Architektur“, erklärt Kuratorin Alison Smith. „Und doch zog es ihn immer wieder hinaus – auf eine Suche nach neuen Perspektiven. Besonders Paris wurde für ihn zu einem Wendepunkt.“
In der französischen Hauptstadt begegnete er Künstlern wie Paul Gauguin, dessen Farbenfreude und formale Kühnheit Wyspiański nachhaltig beeinflussten. Als er dort zudem eine Allergie gegen Zinkweiß, einen Bestandteil von Ölfarben, entwickelt, beginnt er, sich intensiv mit Pastellen auseinanderzusetzen – inspiriert von Meistern wie Toulouse-Lautrec und Degas.
Trotz seines internationalen Blicks ist Wyspiański außerhalb Polens noch wenig bekannt. „In Polen kennt ihn jeder“, sagt Smith. „Hierzulande jedoch ist sein Name selbst in Städten wie London oder Edinburgh kaum geläufig. Unser Ziel ist es, solche herausragenden Künstler aus Mittel- und Osteuropa einem größeren Publikum näherzubringen.“
Die Ausstellung ist Teil der Kulturreihe „UK/Poland Season“ und wurde gemeinsam mit den Nationalmuseen in Krakau und Posen organisiert. Sie läuft bis zum 13. Juli, täglich ab 10:30 Uhr.
IAR/adn