Es ist nicht die Kirche, die das Gesetz in Polen festlegt, sagte Erzbischof Stanisław Gądecki nach den zahlreichen Protesten gegen die Verschärfung des Abtreibungsverbots. Wie er betonte, seien es nicht die Bischöfe, "die über die Einhaltung oder Nichteinhaltung von Gesetzen gemäß der polnischen Verfassung entscheiden." Der Vorsitzende der polnischen Bischofskonferenz fügte hinzu, dass die Kirche ihrerseits nicht aufhören könne, "das Leben zu verteidigen, und auch nicht davon absehen kann, zu verkünden, dass jeder Mensch von dem Empfängnis bis zum natürlichen Tod geschützt werden muss."
Der Erzbischof betonte, dass "Obszönitäten, Gewalt, schändliche Aufschriften und die Störung von Gottesdiensten sowie Entweihungen, die in den letzten Tagen begangen wurden - obwohl sie einigen Menschen helfen können, ihre Emotionen zu entladen - nicht die richtige Methode sind, um in einem demokratischen Staat zu agieren."
Gądecki drückte seine Trauer darüber aus, dass in vielen Kirchen die Gläubigen am Beten gehindert wurden und dass ihnen das Recht, sich zu ihrem Glauben zu bekennen, gewaltsam weggenommen wurde. "Ich fordere alle auf, ihre Ansichten auf sozial verträgliche Weise zu äußern und die Würde jedes Menschen zu respektieren. Wir brauchen ein Gespräch, keine konfrontativen Einstellungen oder einen fieberhaften Meinungsaustausch in sozialen Netzwerken", appellierte der Erzbischof.
Seit vier Tagen wird in Polen gegen die Verschärfung des Abtreibungsverbots demonstriert. Das polnische Verfassungsgericht hatte am Donnerstag entschieden, dass selbst Schwangerschaftsabbrüche aufgrund schwerer Fehlbildungen des ungeborenen Kindes gegen das in der Verfassung garantierte Recht auf Leben verstießen.
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