Deutsche Redaktion

Zentralbankchef warnt vor Euro-Währung in Polen

17.08.2022 14:00
„Die Abschaffung des polnischen Zloty, einer unabhängigen Zentralbank und die Einführung einer Regierung, die der Brüsseler Elite untergeordnet ist, werden die Verwirklichung unserer patriotischen Träume zunichtemachen“, sagt der Präsident der Zentralbank Polens. 
Prezes NBP Adam Glapiński w DGP: złoty to składnik sukcesu gospodarczego Polski; rezygnacja z własnej waluty byłaby błędem
Prezes NBP Adam Glapiński w DGP: złoty to składnik sukcesu gospodarczego Polski; rezygnacja z własnej waluty byłaby błędemPAP/Radek Pietruszka

Die Einführung des Euro in Polen sei für alle Beteiligten von Nachteil, sagt der Präsident der Polnischen Nationalbank, Professor Adam Glapiński, in einem Interview mit der regierungsnahen Tageszeitung "Gazeta Polska". Die Einführung des WKM II-Mechanismus, der den Weg für den Euro ebne, würde auch bedeuten, dass sich das Wirtschaftswachstum des Landes dem der westeuropäischen Länder annähern würde. Infolgedessen könnte Polen den derzeitigen Rückstand gegenüber den reicheren Ländern Europas nicht mehr so schnell aufholen, überzeugt Glapiński. Notwendig sei daher, nicht nur an den Patriotismus des polnischen Volkes zu appellieren, sondern auch an seine rein materiellen Interessen.

Die Abschaffung des polnischen Zloty, einer unabhängigen Zentralbank und die Einführung einer Regierung, die der Brüsseler Elite untergeordnet ist, werden die Verwirklichung unserer patriotischen Träume zunichtemachen, so der Zentralbankchef.

Das, wovon Polen seit dem Kommunismus geträumt hätten und was „nach dreißig Jahren irgendwie gelungen sei“, würde mit dem Euro unterbrochen werden. Geht es nach Glapiński mögen einige Polen glauben, dass es sich lohne, den Euro einzuführen und einen einheitlichen europäischen Staat anzustreben. Im Gegenzug seien einige Polen überzeugt, dass sie mehr verdienen, mehr Stabilität und mehr Sicherheit erhalten würden. Dem Bankenchef zufolge würde Polen aber dadurch noch lange Zeit deutlich ärmer und minderwertiger bleiben als Westeuropa. 

Wir werden nicht in den Club der fünf, vier oder gar drei reichsten europäischen Länder mit dem größten Potenzial eintreten. (...) Wir müssen durchhalten, wir müssen gewinnen, wir müssen den Zloty erhalten, wir müssen eine patriotische Regierung aufrechterhalten, damit wir in 10 Jahren mit den Deutschen, den Franzosen, den Italienern und allen anderen Ländern gleichberechtigt an einem Tisch sitzen können, betont der Präsident der NBP im Interview mit der GPC.

Seit einem Jahr heißt es, dass die Aufgabe, die Brüssel Tusk (Donald Tusk, Parteiführer der oppositionellen Bürgerplattform PO - Anm. d. Red.) gestellt hat, nicht nur darin besteht, die Regierung in Polen zu stürzen und unser Land auf Kurs in die Eurozone zu bringen. Sobald diese Aufgaben erfüllt sind, soll Tusk nach Brüssel zurückkehren, Chef der Europäischen Kommission werden und den Aufbau eines europäischen Staates beschleunigen, erklärt Glapiński des Weiteren.

Die einzigen Kandidaten, die in Frage kämen, seien Tusk und Kristalina Georgieva, die Chefin des Internationalen Währungsfonds, als Vertreter Mitteleuropas, so der Bankier gegenüber der Wochenzeitung über vermeintliche Diskussionen hinter den Kulissen der Zentralbanker bei einer Sitzungen der Bank für Internationalen Zahlungsausgleich (BIZ). Auf die Frage, ob Kristalina Georgieva eine bessere Kandidatin als der PO-Vorsitzende wäre, antwortet der NBP-Vorsitzende, dass sie auf jeden Fall eine bessere Chefin der Europäischen Kommission wäre, weil sie einfach Sympathien für die mitteleuropäischen Länder hat und nicht so absolut der deutschen Politik unterworfen ist wie Tusk.

In Bezug auf die Finanzmittel für Polen aus dem EU-Wiederaufbaufonds deute alles darauf hin, dass dieses Geld von Anfang an nicht verfügbar sein sollte, so der Leiter der NBP. Dieses Geld will man der nächsten Regierung geben, während man die ganze Zeit ein falsches Bild davon zeichnet, welchen Nutzen die Bürger von diesem KPO (Nationalen Wiederaufbauplan - Anm. d. Red.) haben werden, erklärt der Leiter der NBP.


niezależna.pl, forsal.pl/ps