Deutsche Redaktion

Europaparlament erkennt den Holodomor als Völkermord an

16.12.2022 15:18
90. Jahrestag der Großen Hungersnot in der Ukraine. Russland würde auch heute erneut Lebensmittel als Waffe gegen die Ukraine einsetzen, erinnerte das Europaparlament. 
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Bild:Hadrian/Shutterstock

Anlässlich des 90. Jahrestages des sowjetischen Verbrechens, bei dem Millionen Ukrainer gestorben waren, hat das Europäische Parlament die Große Hungersnot in der Ukraine offiziell als Völkermord anerkannt. In einer Resolution hat das Europaparlament die Handlungen des totalitären Sowjetregimes verurteilt und Russland aufgefordert, seine Archive zur Großen Hungersnot zu öffnen und den Holodomor selbst als Völkermord anzuerkennen.

Russland würde auch heute erneut Lebensmittel als Waffe gegen die Ukraine einsetzten, erinnerte das Europaparlament. „Russland vernichtet die landwirtschaftliche Produktion, vermint Ackerland und blockiert Häfen. Heute arbeitet die Europäische Union mit der Ukraine zusammen, um Hungersnöte in der ganzen Welt zu verhindern", sagte Kommissarin Stella Kyriakides. Angaben der Kommission zufolge würden heute rund 18 Millionen Menschen in der Ukraine humanitäre Hilfe benötigen.

Der Westen habe es lange versäumt, Russland für seine Verbrechen zur Rechenschaft zu ziehen, erinnerte der konservative Europaabgeordnete Dominik Tarczyński in Straßburg. „So viele Jahre lang war Russland der Aggressor. Nicht nur in Polen, nicht nur in der Ukraine und in Europa. Was haben wir getan, um sie zu stoppen? Wir haben in den vergangenen Jahrzehnten wie gewohnt gehandelt. Gas, Gold, Diamanten. Und dieser Handel geht weiter. Wir müssen das beenden, und zwar jetzt", betonte der polnische Politiker.

Der Abgeordnete der EPP-Volkspartei Radosław Sikorski fügte hinzu, Russland versuche heute wie vor 90 Jahren, der Ukraine das Existenzrecht zu nehmen. „Als eigenständige Kultur, als eigenständige Nation, als ein funktionierender, demokratischer und stolzer Staat. Das ist es, worüber wir hier sprechen. Dies ist also sehr wichtig, und es gibt keinen besseren Zeitpunkt für uns, über diese Resolution abzustimmen", sagte er.

Hungertod von Millionen Ukrainern

Der Holodomor war eine von den sowjetischen Machthabern der UdSSR zwischen 1932 und 1933 absichtlich herbeigeführte Hungersnot in der Ukraine. Er sollte eine „Strafe" für den Widerstand der Bevölkerung gegen die Kollektivierung der Landwirtschaft sein. Die Kommunisten haben den Kolchosen die gesamten Getreidereserven entzogen. Der Diebstahl von Ähren von „staatlichen" Getreidefeldern wurde mit dem Tod oder 10 Jahren Gulag bestraft. Außerdem hat das Militär die Menschen an der Flucht aus den Hungergebieten gehindert und Suchaktionen nach verstecktem Getreide durchgeführt. Dem Holodomor sind allein in der Ukraine nach unterschiedlichen Schätzungen zwischen 3 und 10 Millionen Menschen zum Opfer gefallen.


IAR/ps