Der polnische Ministerpräsident Mateusz Morawiecki hat sich besorgt über Truppenbewegungen russischer Wagner-Söldner im benachbarten Belarus gezeigt. „Wir haben Informationen, dass mehr als hundert Söldner der Wagner-Gruppe in Richtung der Suwalki-Lücke vorgerückt sind, unweit von Grodno in Belarus“, sagte der nationalkonservative Politiker der Agentur PAP zufolge am Samstag. Damit werde die Situation an der Grenze „noch bedrohlicher“, warnte Morawiecki beim Besuch einer Rüstungsfabrik im südpolnischen Gliwice. Grodno liegt im Westen von Belarus, rund 15 Kilometer von der Grenze mit dem Nato-Mitgliedstaat Polen entfernt.
Aus Angst vor Provokationen durch russische Wagner-Söldner in Belarus erwägen Polen und Litauen zudem, ihre Grenzen zu dem Nachbarland zu schließen. „Diese Überlegungen sind real. Die Möglichkeit, die Grenze zu schließen, besteht“, sagte Litauens Vize-Innenminister Arnoldas Abramavicius am Freitag vor Journalisten. Am Donnerstag hatte Polens Innenminister Mariusz Kamiński zuvor bereits von der Möglichkeit einer „vollständigen Isolierung von Belarus“ gesprochen.
Bei der Suwałki-Lücke handelt es sich um einen Korridor auf polnischem und litauischem Gebiet zwischen Belarus und der russischen Ostsee-Exklave Kaliningrad. Im Ernstfall könnte Russland die Baltenstaaten durch dessen Einnahme vom restlichen Nato-Gebiet abschneiden.
Morawiecki sagte zudem, dass in diesem Jahr bereits 16.000 versuchte Grenzübertritte von Migranten aus Belarus festgestellt worden seien. Der belarussische Präsident Alexander Lukaschenko und der russische Präsident Wladimir Putin wollten diese „nach Polen durchdrücken“.
Vertreter der polnischen Armee sprachen angesichts der Wagner-Söldner in Belarus von einer russischen Propagandaaktion, die Unruhe stiften solle.
Zuletzt hatten die Worte des belarussischen Diktators Alexander Lukaschenko für Aufsehen gesorgt. Bei einem Besuch in St. Petersburg erklärte Lukaschenko im Gespräch mit Kremlchef Wladimir Putin, die nun in Belarus stationierten Wagner-Kämpfer wollten einen „Ausflug nach Warschau“ machen.
Polen hatte sich bereits zuvor besorgt über den Aufenthalt der Wagner-Söldner in Nachbarland gezeigt und Truppen an die Grenze zu Belarus verlegt. Kremlchef Putin nannte diesen Schritt ein „gefährliches Spiel“, nach dieser indirekten Drohung bestellte Polen am vergangenen Wochenende schließlich den russischen Botschafter ein.
Wie real die Bedrohung durch die Wagner-Söldner in Belarus ist, ist allerdings fraglich. Nach britischen Geheimdienstinformationen verfügen die Kämpfer kaum über gepanzerte Fahrzeuge. Das geht aus dem täglichen Bericht des Verteidigungsministeriums in London zum Krieg in der Ukraine am Sonntag hervor.
PAP/afx/jc