Mit Witz, Charme und Wonne: Tadeusz Boy-Żeleński und der „Grüne Ballon“
An der Wende zum 20. Jahrhundert stand in Polen eine Literatur im Vordergrund, die mit der Forderung nach einer Rückkehr zu den Wurzeln der Romantik sowie zum Pathos der Aufrichtigkeit antrat - sei es der historischen oder persönlichen. Die Rebellion gegen das utilitaristische Ideal der Positivisten war plötzlich allgegenwärtig. Dichtung, Drama und Prosa der Młoda Polska wurden nicht zuletzt von einer religiösen Krise bestimmt. Die wissenschaftliche Weltanschauung bot jungen Autoren keinen Anhaltspunkt mehr dafür, was Wert hatte.
Tadeusz Boy - ŻeleńskiPolona.pl/domena publiczna
Zugleich fand um das Jahr 1905 - eher unbemerkt, sozusagen im inoffiziellen Bereich der Krakauer Cafés - ein Aufbruch anderer Art statt: Das geschriebene Wort wurde von seinem Podest geholt, indem literarische Texte als offene Struktur betrachtet und starre Mediengrenzen überschritten wurden. Bilder und Töne gingen mit der Literatur eine symbiotische Beziehung ein. Eine Keimzelle für solche Grenzüberschreitungen bildete u.a. das erste polnische Literaturkabarett, der sog. „Grüne Ballon“. Seinem Mitbegründer Tadeusz Boy-Żeleński wird in diesem Jahr wegen seines 150. Geburtstagsjubiläums eine besondere Aufmerksamkeit zuteil. Mehr darüber erzählt Wojciech Osiński.