Deutsche Redaktion

Sikorski in Deutschland zu Reparationen für Kriegsverluste

30.01.2024 20:40
„Ich werde die Ministerin bitten, dass die deutsche Regierung kreativ darüber nachdenkt, wie man eine Form der Entschädigung für Kriegsverluste oder Reparationen findet", sagte Polens Außenminister am Dienstag in Berlin. „Die Sicherheit Polens und der baltischen Staaten ist unsere Sicherheit", betonte die Chefin des deutschen Außenministeriums.
Auenminister Radosław Sikorski traf sich am Dienstag mit seiner deutschen Amtskollegin, Annalena Baerbock, in Berlin.
Außenminister Radosław Sikorski traf sich am Dienstag mit seiner deutschen Amtskollegin, Annalena Baerbock, in Berlin.Photo: PAP/Albert Zawada

Die partnerschaftlichen Beziehungen zwischen dem demokratischen Deutschland und Polen sollten zurückkehren, betonte Radosław Sikorski auf einer gemeinsamen Pressekonferenz.

Ich wende mich an meine Landsleute in Warschau, ein europäisches, demokratisches Deutschland ist unser Verbündeter. Und deshalb freue ich mich, dass mein Besuch ein wichtiger Schritt zur Normalisierung unserer Beziehungen sein kann und hoffentlich auch sein wird", sagte er. 

Wir sind entschlossen, als Mitglieder der gleichen europäischen Familie und als Verbündete im Nordatlantischen Bündnis konstruktiv zusammenzuarbeiten. Wir werden nach Bereichen suchen, in denen wir gemeinsam etwas tun können, sowohl auf bilateraler Ebene als auch in der europäischen und internationalen Politik", fügte er hinzu

Dies bedeute jedoch nicht, dass man in allen Fragen einer Meinung sein werde. Zwischen Nachbarn gebe es immer gewisse Interessenunterschiede. Sikorski versicherte jedoch, dass es möglich ist, konstruktiv und vor allem ohne konfrontative Rhetorik diese Fragen anzugehen (...). Wir hoffen, dass wir das Vertrauen in die Kontakte auf allen politischen Ebenen wiederherstellen können."

Sikorski über Entschädigung für Kriegsverluste 

Wir denken an die Zukunft, obwohl wir wissen, dass historische Fragen noch lange Zeit eine wichtige Rolle in unseren Beziehungen zu Deutschland spielen werden", betonte Sikorski. Ihm zufolge sei sich Außenministerin Baerbock bewusst, welch wichtige Rolle die Erinnerung an die Opfer des Zweiten Weltkriegs in der polnischen Gesellschaft spielt. Sie hat dies bei vielen Gelegenheiten persönlich zum Ausdruck gebracht."

Eines der Themen, die ich ansprechen möchte, ist das Projekt eines Deutsch-Polnischen Hauses, das in einer früheren Phase der Arbeit als Ort des Gedenkens und der Begegnung mit Polen bekannt war und in Berlin als Gedenkstätte für die polnischen Opfer und Kriegsverluste errichtet werden soll", fuhr Sikorski fort. 

Ich werde die Ministerin auch bitten, dass die deutsche Regierung kreativ darüber nachdenkt, wie man eine Form der Entschädigung für diese Kriegsverluste oder Reparationen finden kann." 

Rückkehr des Weimarer Dreiecks? 

Eine gute und vertrauensvolle bilaterale Zusammenarbeit, die wir anstreben, ist eine wesentliche Grundlage für die Ausweitung auf andere Partner in der Europäischen Union", so der polnische Chefdiplomat. Er und die deutsche Ministerin seien sich einig, dass das Weimarer Dreieck, das in den letzten Jahren nicht genutzt worden sei, dabei eine große Rolle spielen könne. 

In diesem Zusammenhang verwies der Leiter der polnischen Diplomatie auf den Krieg in der Ukraine. Wir sind uns einig, dass die gewaltsame Veränderung von Grenzen unter dem Vorwand, den kulturellen Nachbarn auf der anderen Seite der internationalen Grenze beizustehen, nach zwei Weltkriegen in Europa absolut inakzeptabel ist und dass das Projekt des Wiederaufbaus des letzten europäischen Imperiums nicht gelingen dürfe." 

Laut Sikorski habe der Krieg in der Ukraine gezeigt, dass das Weimarer Dreieck ein wichtiges Forum für die Zusammenarbeit und eine Quelle guter Ideen für die Zukunft der Europäischen Union" sein könnte. 

Sikorski hoffe, dass bald ein weiteres Treffen auf dieser Ebene in Paris stattfinden werde, bei dem das Thema Ukraine eines der Hauptthemen wäre. Die Unterstützung der Ukraine ist eine Investition in unsere eigene Sicherheit", betonte er. 

Baerbock: Ein starkes Europa braucht deutsch-polnische Freundschaft 

Die Leiterin der deutschen Diplomatie, Annalena Baerbock, sagte, der Krieg Russlands gegen die Ukraine dauert nun schon fast zwei Jahre. Putin gibt seinen irrsinnigen Plan nicht auf, die Grenzen in Europa zu verschieben", indem er Gewalt gegen Zivilisten, Kinder und Frauen anwendet. Die Menschen in der Ukraine stellen sich dem seit fast zwei Jahren mit heldenhaften Mut entgegen und verteidigen damit nicht nur ihr Land, sie verteidigen auch die Werte Europas, unser aller Sicherheit und damit die Zukunft unserer Kinder", so Baerbock. 

Deutschland und Polen sind sich völlig einig, wir stehen weiterhin fest an der Seite der Ukrainer in ihrem Kampf für die Freiheit, die Unterstützung für die Ukraine geht weiter, solange sie notwendig ist", versicherte die Chefin des Auswärtigen Amtes. Im Juni werde in Berlin außerdem eine Konferenz zum Wiederaufbau der Ukraine stattfinden, kündigte sie an. 

Wie Baerbock erinnerte, habe Polen die Bedrohung durch Russland schon viel früher erkannt. Für die Menschen in Polen ist Putins Russland sehr nah. Heute ist uns allen klar - die Sicherheit Polens, die Sicherheit der baltischen Staaten ist unsere Sicherheit, unser aller Sicherheit, und wir verteidigen diese Sicherheit gemeinsam als Verbündete in der NATO." 

Auch die Lage im Nahen Osten sei ein Thema des Gesprächs mit Sikorski gewesen. Jeder noch so kleine Schritt, um die Geiseln zu befreien und das Leid der Menschen in Gaza zu lindern, erfordere unsere ganze Kraft", so Baerbock. 

Sie sprach auch über die deutsch-polnischen Beziehungen. Ein starkes Europa, dessen Zentrum sich in den kommenden Jahren auch etwas nach Osten verlagern wird, braucht mehr denn je eine lebendige deutsch-polnische Freundschaft, ein tiefes Vertrauen zwischen Berlin und Warschau", so die Chefin des Auswärtigen Amtes. 

Quellen: PAP/RMF24/ps