Während Donald Trump auf die republikanische Nominierung zusteuere, stelle sich für Europa eine Frage: Wie sollte sich der Kontinent auf eine Welt vorbereiten, in der die NATO nicht mehr existiere? Für die einen laute die Antwort „strategische Autonomie", so Rohac. Für die anderen, so viel US-Ausrüstung wie möglich zu bestellen, um sich das Wohlwollen der neuen Regierung zu erkaufen. Um die Sicherheit Osteuropas vor Trump zu schützen, gäbe es aber nur wenige Maßnahmen, die so effektiv wären wie die Bewaffnung des größten Landes der Region, Polen, mit Atomwaffen, überzeugt der Autor.
Selbst zentristische EU-Politiker wie der Vorsitzende der Europäischen Volkspartei, Manfred Weber, würden über nukleare Abschreckung als mögliche Antwort auf Trumps Rückkehr nachdenken. Weber nach sollten Frankreich und vielleicht sogar Großbritannien mit ihrem nuklearen Potenzial an der Spitze einer solchen europäischen Abschreckung stehen.
Geht es nach Rohac, sollte sich Europa keine Illusionen machen. Trump werde weder hart gegenüber Russland sein, noch sei er an einer Stärkung der NATO interessiert. Der ehemalige Präsident habe das Bündnis als veraltet bezeichnet und überlegt, es zu verlassen. Die wirkliche Bedrohung für die NATO sei aber nicht ein formeller amerikanischer Rückzug, sondern eher die Möglichkeit, dass der neue Präsident sich einfach nicht für einen angegriffenen Verbündeten gemäß Artikel 5 einsetzen würde.
In einer post-amerikanischen Welt könnte ein polnischer Nuklearschirm somit dazu beitragen, die Ostflanke Europas zu sichern, fährt der Autor fort. Er würde auch eine alternative Möglichkeit bieten, die Sicherheit der Ukraine nach dem Krieg zu gewährleisten, insbesondere wenn Kiews NATO-Mitgliedschaft keine Option mehr wäre. Im Wesentlichen würde ein nukleares Polen jedoch eine Antwort auf das ewige Problem der europäischen Geopolitik bieten: Wie könnte man verhindern, dass Deutschland und Russland versuchen, den eurasischen Raum zu dominieren, lautet Rohacs Fazit im britischen Tagesblatt.
Quelle: The Spectator/ps