Deutsche Redaktion

Spionagefall: Polnischer Richter flieht nach Weißrussland

07.05.2024 09:00
Polnische Behörden haben eine Untersuchung eingeleitet, um zu prüfen, ob ein am Montag in Weißrussland um politisches Asyl ersuchender Richter für Minsk oder Moskau spioniert hat. Polens Außenminister zufolge handelt es sich um einen „Verräter".
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Bild:Strokette/Shutterstock

Tomasz Szmydt, Richter an einem Warschauer Verwaltungsgericht, hat laut Medienberichten am Montag in Weißrussland um Asyl gebeten. Damit wolle er gegen die polnische Politik gegenüber Russland und Weißrussland protestieren. Wie ein Sprecher der polnischen Staatsanwaltschaft mitteilte, prüfe man, ob Szmydt, der als Richter Zugang zu vertraulichen Informationen hatte, gegen Polen spioniert habe.

Die polnische Agentur für innere Sicherheit (ABW) untersuche derzeit zu welcher Art von Geheiminformation Szmydt Zugang hatte, so ein Sprecher des für die polnischen Sicherheitsdienste zuständigen Ministers. Der Vizepremier und Verteidigungsminister Władysław Kosiniak-Kamysz sagte gegenüber Reportern, dass „die Angelegenheit sofort geklärt werden muss". Polens Außenminister Radosław Sikorski nannte Szmydt einen „Verräter". „Dies ist ein absolut schockierender Fall", sagte Sikorski gegenüber Medien. „Wir hatten schon einmal einen Verräter, und ich denke, dies ist ein ähnlicher Vorfall", fügte er hinzu. Dabei bezog er sich auf den polnischen Soldaten Emil Czeczko, der Ende 2021 nach Weißrussland übergelaufen und später in diesem Land tot aufgefunden worden war.

Szmydt war in einen Erpressungsskandal verwickelt und wurde beschuldigt, andere Richter in Polen in Verruf gebracht zu haben, wie die Presseagentur IAR des Polnischen Rundfunks berichtete. Laut der Nachrichtenagentur Reuters sollte er im nächsten Monat über Fälle entscheiden, in denen es um die Erteilung von Sicherheitsgenehmigungen für Informationen über Geheimnisse der NATO und der Europäischen Union geht.

PAP/Reuters/ps