RZECZPOSPOLITA: Polendenkmal immer wahrscheinlicher
In seinem Kommentar für die Tageszeitung Rzeczpospolita bezieht sich der Publizist Piotr Jendroszczyk auf die Idee des Polendenkmals in Berlin. Deutsche und polnische Experten haben diese Woche das Konzept für einen Ort des Gedenkens an die Opfer der deutschen Verbrechen in Polen im Auswärtigen Amt vorgestellt. Laut dem Beschluss des Bundestags soll der Gedenkort im Zentrum Berlins entstehen. Die Kommission hat zwei zentrale Fragen offen gelassen. Als Standort schlägt sie den Askanischen Platz oder den Platz der ehemaligen Krolloper vor. Die Entscheidung soll nun nach einer breiten gesellschaftlichen Debatte im Bundestag fallen. Die Kommission hat sich auch nicht auf einen Wortlaut der Inschrift des Denkmals festgelegt.
Die Realisierung des Vorhabens werde nun vom Bundestag abhängen, der kommende Woche gewählt werde, erklärt Jendroszczyk. Auch wenn der endgültige Standort bislang nicht gewählt worden sei, seien beide Alternativen äußerst interessant. Die Krolloper habe sich in direkter Nachbarschaft des Kanzleramtes befunden. Eben dort habe Adolf Hitler am 1. September 1939 öffentlich den Überfall auf Polen erklärt. Die Lokalisierung auf dem Askanischen Platz beim Anhalter Bahnhof sei ebenfalls sehr interessant. Dort entstehe gerade ein neuer Ort der historischen Reflexion in der deutschen Hauptstadt.
Die Ausgangslage sehe also sehr gut aus, schreibt Jendroszczyk weiter. Der Beschluss des Bundestags habe die Realisierung des Projekts offiziell in die Wege geleitet. Die endgültige Entscheidung über die Lokalisierung und Finanzierung der Bauarbeiten hänge aber von den Bundestagsabgeordneten der kommenden Kadenz ab, die am 26. September gewählt werden. Deshalb könne man eine neue Diskussion über das Polendenkmal nicht ausschließen, zumal sich die Entstehung eines großen Museums der deutschen Okkupation in Europa im fortgeschrittenem Stadium befinde. Dabei entstehe die Frage, ob es nicht den Versuch geben werde, beide Institutionen zu vereinen. Solche Vorschläge habe man schon bei dem ersten Treffen der deutsch-polnischen Expertenkommission vorgestellt. Nach einem entschlossenen Widerspruch der polnischen Seite habe man sie jedoch schnell verworfen. Unklar bleibe aber, wie sich der neue Bundestag verhalten werde, lesen wir in der Tageszeitung Rzeczpospolita.
POLSKA THE TIMES: Zeitungsdiplomatie
In einem Gespräch mit der Tageszeitung Polska The Times erklärt Polens Staatspräsident, wieso er sich mit der Bundeskanzlerin Angela Merkel bei ihrem Abschiedsbesuch in Warschau nicht getroffen hat. Geht es nach Andrzej Duda, hätten seine Mitarbeiter und er aus den Medien erfahren, dass es zu einem Treffen des polnischen Präsidenten mit der deutschen Kanzlerin in Warschau kommen solle. Er sei verblüfft, dass man eine solch wichtige Angelegenheit auf diesem Weg zu organisieren versuchte. Es tue ihm leid, aber für diesen Tag habe er schon andere wichtige Termine gehabt. Es sei ein Treffen mit ehemaligen antikommunistischen Oppositionellen geplant gewesen. Den Besuch bei den Jubiläumsfeierlichkeiten habe er schon vor mehreren Monaten mit dem Vorsitzenden der Gewerkschaft Solidarność vereinbart.
Noch nie habe die ehemaligen antikommunistischen Kämpfer im Oberschlesischen Dąbrowa Górnicza bei den Feierlichkeiten ein Staatspräsident besucht. Sowohl für ihn als auch für die Gewerkschaft Solidarność sei es daher eine wichtige Angelegenheit gewesen. Sollte er sich am gleichen Tag in Warschau mit Bundeskanzlerin Merkel treffen, müsste er die älteren Menschen im Stich lassen. Das wollte er nicht, das hätten sie nicht verdient, sagt Andrzej Duda.
In dem Interview bezieht sich der polnische Präsident auch auf ein Telefonat mit seinem deutschen Amtskollegen Frank-Walter Steinmeier einen Tag vor dem Besuch der Bundeskanzlerin in der polnischen Hauptstadt. Es sei ein gutes und konstruktives Gespräch gewesen. Eines der wichtigsten Themen sei die Situation an der östlichen Grenze der EU gewesen, sagt Präsident Duda im Gespräch mit dem Blatt Polska The Times.
DZIENNIK/GAZETA PRAWNA: Zwei Verbrecher teilen Europa
Heute vergehen 82. Jahre seit der Aggression der Sowjets auf Polen. Am 17. September 1939 waren sowjetische Truppen in Polen einmarschiert. Eine der Parolen der Aggressoren war der Schutz der in Ostpolen lebenden belarussischen und ukrainischen Bevölkerung. Im Gespräch mit der Tageszeitung Dziennik/Gazeta Prawna erklärt der ehemalige russische Geheimdienstler und Schriftsteller, Wiktor Suworow, dass die Sowjetunion aber in gleichem Maße wie Hitler-Deutschland für den Ausbruch des 2. Weltkriegs verantwortlich gewesen sei. In der aktuellen russischen Propaganda, die an das sowjetische Gedankengut anknüpfe, sei Russland ein friedliches Land gewesen, dass sich nur zu verteidigen versuchte und ab 1941 den Großen Vaterländischen Krieg führen musste. Dies sei absurd. Die Sowjetunion habe sich seit dem 23. August 1939, also seit der Unterzeichnung des Hitler-Stalin-Paktes, aktiv am II. Weltkrieg beteiligt. Zwei Verbrecher hätten Europa geteilt. Nur sei Stalin ein geschickterer Stratege als Hitler gewesen. Auf sein aggressives Verhalten habe der Westen nicht reagiert. Man habe ihm die Parolen vom Schutz der eigenen Bürger auf dem ostpolnischem Territorium einfach abgekauft, sagt Wiktor Suworow im Blatt Dziennik/Gazeta Prawna.
Autor: Jakub Kukla