Deutsche Redaktion

Oder: Die Katastrophe könnte sich wiederholen

19.07.2024 07:14
„Es könnte sein, dass die Oder bis zum Ende sterben wird, neben uns, und wir werden es nicht bemerken. Die Katastrophe mag nicht so „spektakulär“ sein wie vor zwei Jahren, weil es einfach weniger Fische gibt. Aber sie dauert an”, warnt im Polnischen Rundfunk Dorota Serwecińska, Spezialistin für den Gewässerschutz bei WWF (World Wildlife Fund) Polen.
Według Zespołu Zarządzania Kryzysowego MKiŚ, złota alga spłynęła do Odry z Kanału Gliwickiego
Według Zespołu Zarządzania Kryzysowego MKiŚ, złota alga spłynęła do Odry z Kanału GliwickiegoShutterstock/lkusmierek

Im Frühling gab es Berichte über tote Fische im Gleiwitzer-Kanal, der die Oder mit Gliwice (Gleiwitz) verbindet. Auf die Frage, wie die aktuelle Situation aussieht, antwortete die Expertin, dass sie „stabilisiert“ ist. Die letzten Wasserproben vom 10. Juli zeigen, dass die erste Gefahrenstufe im Czernica-Stausee (in der Nähe von Wrocław) auftritt, wo weiterhin Goldalgen vorhanden sind, so Serwecińska.

Dennoch kann sich die Situation in nur wenigen Tagen radikal ändern. Es besteht die Gefahr, dass es erneut zu einer Umweltkatastrophe großen Ausmaßes kommt, wie im Juli 2022, als aus der Oder Hunderttausende tote Fische geborgen wurden.

Toxische Algen

Das Problem sind die erwähnten Goldalgen. Es geht um „Algen, die sich im Salzwasser vermehren - sie kommen nicht im Süßwasser vor“. Der Salzgehalt der Oder überschreitet nämlich die zulässigen Normen, was die Entwicklung dieser Art von Organismen ermöglicht.

Serwecińska merkt an, dass die Goldalge - die zuvor aus verschiedenen Teilen der Welt bekannt war - vor etwa zwei Jahren in polnischen Flüssen aufgetaucht ist. „Die Alge vermehrt sich. Sie kann harmlos sein, produziert jedoch in Stresssituationen ein Gift (Prymnesin - Anm. d. Red.), das Fische, Muscheln usw. schädigt“, erklärt Dorota Serwecińska.

„Die Katastrophe dauert an“

Die Expertin weist darauf hin, dass es nicht ausgeschlossen ist, dass sich die Situation von 2022 wiederholt, als es an der Oder zu einer Umweltkatastrophe kam.

„Es ist etwas anders, weil bereits viele Fische in der Oder gestorben sind. Wir haben kein vollständiges Wissen über die Anzahl der toten Fische und anderen Organismen, da nicht alle geborgen werden. Es könnte sein, dass die Oder bis zum Ende stirbt, neben uns, und wir werden es nicht bemerken. Die Katastrophe mag nicht so „spektakulär“ sein wie vor zwei Jahren - es wird keine sichtbaren Massenfälle von toten Fischen geben -, weil es weniger Fische gibt. Aber sie dauert an“, sagt sie.

Sie fügt hinzu, dass „der Hochsommer vor uns liegt, und damit Niedrigwasserperioden, die es auch 2022 gab.“ Außerdem betont sie, dass „die Goldalge bereits in der gesamten Oder vorhanden ist“.

„Der Salzgehalt der Oder muss reduziert werden“

„Der erste Faktor für das Vorkommen der Goldalge ist der Salzgehalt. Der zweite sind Niedrigwasserperioden, wenn infolge anhaltenden Niederschlagsmangels der Durchfluss und der Wasserstand im Fluss sinken. Die Goldalge vermehrt sich in warmem und stehendem Wasser“, erklärt die Expertin.

„Das ist nichts, was man schnell lösen kann. Entscheidend ist, die Bedingungen zu begrenzen, die die Goldalge begünstigen, z.B. den Salzgehalt des Flusses zu reduzieren“, sagt Dorota Serwecińska.

Am stärksten gefährdete Fischart

Die Spezialistin für den Gewässerschutz merkt an, dass die derzeit am stärksten gefährdete Art in der Oder der Bitterling ist.

Sie fügt hinzu, dass auch die Weichsel ein salzhaltiger Fluss ist. „Der Unterschied ist, dass die Weichsel viel weniger kanalisiert ist als die Oder. Bei hohem Salzgehalt sind die Selbstreinigungsfähigkeiten der Weichsel größer“, betont Dorota Serwecińska.

 


IAR/jc

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