Heute jährt sich zum 80. Mal der Ausbruch des Warschauer Aufstands. Zu den Waffen gegriffen haben damals ca. 25 Tausend Soldaten der polnischen Untergrundarmee- nur jeder sechste der Freiwilligen hatte zu Beginn der Kämpfe eine Schusswaffe.
Die Gedenkfeierlichkeiten beginnen mit einer Schweigeminute zur so genannten "godzina W"- der um 17: 00 Uhr anfallenden Stunde W (wie "Wybuch" - "Ausbruch"), die den Ausbruch des Aufstands markiert. Die Uhrzeit selbst war kein Zufall, erklärt Historiker Paweł Ukielski.
"Der Überraschungseffekt ist in den frühen Morgenstunden, wenn die Patrouillien müde sind, immer am sichersten. Hier haben die Aufständischen am Nachmittag zugeschlagen. In Warschau wurde doch die Polizeistunde verhängt. In der Nacht wäre es deshalb schwierig, unbeobachtet viele Menschen zu mobilisieren. Man kam zu dem Schluss, dass die Stunde W, 17 Uhr Nachmittags, der beste Moment für den Anfang der Aktion ist."
Weiß-rote Euphorie
Am 1. August 1944 wehten in Warschau zum ersten Mal seit 5 Jahren weiß- rote Fahnen. Auf den Straßen herrschte Euphorie, erinnern sich ehemalige Aufständische.
"Es herrschte Freiheit. Enthusiasmus war überall zu spüren, nicht nur unter den Aufständischen. Ich kann mich noch erinnern, als die Menschen in der Innenstadt nach unserer Aktion gemeinsam gesungen haben."
Die Widerständler kämpften 63 Tage bevor sie angesichts der aussichtslosen Situation kapitulierten. Laut Ukielski war die militärische Auflehnung gegen die starken Deutschen hoffnungslos.
"Anfangs verzeichnete die Heimatarmee Erfolge. Man rechnete damit, dass die Kämpfe einige Tage dauern werden, bis zum Anrücken der Roten Armee. Aber Stalin hat befohlen, die Kampfhandlungen in Warschau einzustellen. Die Kämpfe zogen sich in die Länge, es stieg die Zahl der Opfer unter der Zivilbevölkerung. Die Rote Armee hat es den Deutschen erlaubt, den Aufstand zu unterdrücken."
Der Aufstand dauerte 63 Tage. Von 50 Tausend jungen Widerstandskämpfern wurden 17 Tausend getötet und 25 Tausend verletzt. Unter der Warschauer Zivilbevölkerung forderten die Kämpfe 150 Tausend Opfer. Die deutsche Seite verlor 10 Tausend Soldaten.
Den ganzen heutigen Tag über erleuchten an Gedenkorten Kerzen und Grablichter. Nachkommen und Zeitzeugen schmücken sie mit weiß-roten Blumen. Mit einer Feldmesse und einem Appell zu Ehren der Gefallenen wird an die tausenden Toten im ungleichen Kampf gegen die Naziherrschaft erinnert.
IAR/jc