Deutsche Redaktion

Ausnahmezustand in Kursk verhängt

08.08.2024 11:47
Nach dem Vorstoß ukrainischer Truppen ins russische Gebiet Kursk ist in der Region der Ausnahmezustand verhängt. Der ukrainische Angriff auf die Region Kursk schwächt das Potenzial des Feindes und untergräbt dessen Moral, erklärte der ehemalige Kommandeur der Spezialeinheit GROM, General Roman Polko, in einem Gespräch mit der Nachrichtenagentur PAP. Polko fügte hinzu, dass die Ukrainer, ähnlich wie Admiral Nelson, in die Reihen des Feindes eindringen, um Angst zu erzeugen, die Initiative zu übernehmen und die Bedingungen zu diktieren.
General Roman Polko
General Roman PolkoPAP/EPA/VITALII NOSACH, Wojciech Kusiński / Polskie Radio

Am Mittwoch wurde in der russischen Region Kursk der Ausnahmezustand ausgerufen. Einen Tag zuvor behauptete die russische Seite, dass ukrainische Truppen ihre südliche Grenze durchbrochen und mit bis zu 300 Soldaten, unterstützt von 11 Panzern und über 20 gepanzerten Transportern, die Region angegriffen hätten. Kiew kommentiert diese Berichte nicht.

Am Donnerstag betonte General Polko, dass die Ukraine aus diesem Krieg lernt, Fehler analysiert und nach Schwachstellen entlang der gesamten Front sucht. Er fügte hinzu, dass diese Aktionen die Russen überrascht haben und dass es ein entscheidender Faktor für den Sieg in der Kriegskunst ist, dort eine Überlegenheit aufzubauen, wo der Gegner sie nicht erwartet.

„Die Ukraine nutzt die Intelligenz ihrer Soldaten, von denen es weniger als russische gibt, und handelt wie der britische Admiral Horatio Nelson. Sie dringt in die Reihen des Feindes ein, um Verwirrung zu stiften, Angst zu erzeugen, die Initiative zu übernehmen und selbst die Bedingungen zu diktieren“, erklärte Polko.

Diese Taktik, so der ehemalige GROM-Kommandeur, stärkt die Moral der ukrainischen Soldaten und schwächt gleichzeitig die Moral der Russen. Er fügte hinzu, dass sie die Aufmerksamkeit des Feindes ablenkt und ihn zwingt, Verstärkungen aus anderen, möglicherweise wichtigeren Frontabschnitten abzuziehen.

„Bisher war es so, dass die Russen etwas unternahmen und die Ukrainer reagieren mussten. Die Ukraine beginnt, ihre eigene Stärke zu spüren und die Bedingungen auf dem Schlachtfeld selbst zu diktieren. (…) Das ist der richtige Ansatz. Als Offizier der Spezialeinheiten habe ich lange auf solche Diversionsaktionen und verschiedene Raids, unerwartete Angriffe auf unerwarteten Richtungen, gewartet. Das ist etwas, das das Potenzial des Feindes schwächt, seine Moral zerschlägt und den eigenen operativen Truppen Zeit gibt, eine strategische Offensive vorzubereiten“, sagte Polko.

Laut General Polko ist eine ukrainische Offensive in diesem Jahr wenig wahrscheinlich, aber im Jahr 2025, wenn unter anderem die Piloten der übergebenen F-16 ausreichend trainiert sind, ist sie möglich. Er fügte hinzu, dass diese Offensive diesmal durchdacht und nicht mit dem Ziel durchgeführt werden muss, Politiker zu befriedigen oder der Welt etwas zu zeigen, sondern um die Russen effektiv und endgültig aus den besetzten Gebieten zu vertreiben.


PAP/jc