Am schwierigsten könnte die Situation an den westlichen und südlichen Grenzen des Landes werden, da dort der Warenverkehr am stärksten ist. „Wenn die Fahrer dort mehrere Stunden in durch Kontrollen verursachten Staus warten müssen, haben wir ein ernstes Problem. Die meisten Verträge sind im Just-in-Time-Modell abgeschlossen, was bedeutet, dass die Ware zu einer bestimmten Uhrzeit geliefert und entladen werden muss. Wenn wir dieses Zeitfenster verpassen, entsteht Chaos“, so Maciej Wroński, Präsident des Verbands der Arbeitgeber für Transport und Logistik in Polen.
Wroński zufolge ist es nicht ausgeschlossen, dass Geschäftspartner versuchen werden, die Verantwortung auf die Transportunternehmen abzuwälzen. „Und dabei sind wir doch nicht schuld, denn das liegt an objektiven Bedingungen. Die Kosten werden definitiv steigen. Infolgedessen müssen die von uns durchgeführten Verträge neu berechnet und neu verhandelt werden“.
Die gesamte EU wird verlieren
Wroński wies auch darauf hin, dass die Entscheidung Berlins Auswirkungen auf die Wirtschaft der gesamten Europäischen Union haben werde. Seiner Einschätzung nach wird dies die Wettbewerbsfähigkeit gegenüber den USA und China verringern.
„Es ist offensichtlich, dass Deutschland, das derzeit mit einer Rezession und dem Zusammenbruch der Automobilindustrie kämpft, die gesamte Europäische Union mit nach unten zieht. Die Einführung von Kontrollen wird ein Faktor sein, der die Wettbewerbsfähigkeit der EU gegenüber den USA, China und ganz Südostasien verringert. Dies wird sich auf alle Bürger der Gemeinschaft auswirken“, erklärte er.
Die von Deutschland angekündigten Maßnahmen wurden auch von Jan Buczek, dem Präsidenten des Verbands der Internationalen Straßentransporteure in Polen, kritisiert. „Wir transportieren oft Teile für die Automobilproduktion. Dort kommt es auf punktgenaue Lieferungen an. Unsere Transportunternehmen melden bereits Probleme im Zusammenhang mit drohenden Strafen für Verspätungen“.
Ab wann gelten die Kontrollen?
Die verschärften Kontrollen an den deutschen Grenzen sollen ab dem 16. September beginnen. Nach der Entscheidung Berlins kündigte Premierminister Donald Tusk Konsultationen mit anderen Nachbarstaaten an.
Die deutsche Innenministerin Nancy Faeser kündigte an, dass die Kontrollen zunächst sechs Monate dauern werden. Berlin begründet diese Entscheidung mit der Notwendigkeit, den Zustrom illegaler Migranten zu stoppen.
Im Oktober letzten Jahres hatte Deutschland Kontrollen an den Grenzen zu Polen, Tschechien und der Schweiz angeordnet. Ende Mai wurden sie bis zum 15. Dezember verlängert.
PAP/jc
