Deutsche Redaktion

10 Jahre für Mord an Polen. Ehemaliger Stasi-Offizier verurteilt

14.10.2024 14:00
10 Jahre Haft für den ehemaligen Stasi-Offizier Manfred Naumann wegen eines Schusses in den Rücken eines Polen im Jahr 1974 - so lautete das Urteil am Montag in Berlin. Der Deutsche ist heute 80 Jahre alt.  
Czesław Kukuczka
Czesław KukuczkaIPN

Am Montag wurde das Urteil im historischen Prozess gegen einen ehemaligen Stasi-Mitarbeiter gefällt. Ein Gericht in Berlin hat einen ehemaligen Stasi-Offizier wegen des Mordes an einem Polen im Jahr 1974 am ehemaligen DDR-Grenzübergang am Bahnhof Friedrichstraße zu 10 Jahren Haft verurteilt. Der 80-jährige Manfred Naumann wurde wegen des Mordes an Czesław Kukuczka im Oktober dieses Jahres angeklagt.

Auftrag zur „Neutralisierung“ eines Polen

Am 29. März 1974 hatte der 38-jährige Kukuczka, Angestellter einer Baufirma, die Botschaft der kommunistischen Polnischen Volksrepublik in Ost-Berlin betreten. Mit einer angeblichen Bombe in seiner Aktentasche wollte er die Einreise nach West-Berlin erzwingen. Wie sich später herausgestellt hatte, enthielt die Tasche nur eine Flasche Whisky und einen alten Rasierer. Czeslaw Kukuczka wurde zum Grenzübergang zwischen Ost- und West-Berlin in der Friedrichstraße gebracht. Dem Polen gelang es, alle Grenzkontrollen zu passieren. Hinter dem letzten Kontrollpunkt wurde Kukuczka aus nächster Nähe in den Rücken geschossen. Der Angeklagte Manfred Naumann hatte zu dieser Zeit für den ostdeutschen Sicherheitsdienst (Stasi) gearbeitet. Er hatte den Auftrag, den Polen zu „neutralisieren“.

Neue Dokumente aus Stasi-Archiven

Die Ermittlungen zum Mord an Kukuczka waren bereits dreimal eingeleitet worden. Im Jahr 2016 wurden in den Stasi-Aktenarchiven bisher unbekannte Dokumente entdeckt. Laut deutschen Medien sei der Bericht von Stasi-Oberst Willie Damm in dem Fall entscheidend. Er soll die Aktion gegen den Polen geleitet haben. Am Tag der Operation habe er notiert, dass der stellvertretende Stasi-Minister Bruno Beater beschlossen habe, „Kukuczka nach Möglichkeit vor dem Gebäude der PRL-Botschaft zu neutralisieren.“ „Im Verlauf des Einsatzes gelang es den eingesetzten Kräften, den polnischen Staatsbürger außer Gefecht zu setzen, ohne auf andere Reisende besonders zu achten“, so der Stasi-Oberst Willie Damma.

Laut der Bild-Zeitung lebt Naumann heute am Stadtrand von Leipzig und genießt ein ruhiges Rentnerleben. Nach Angaben der deutschen Zeitung fährt der Senior mit einem Geländewagen zum Einkaufen. Das Strafverfahren wurde wieder aufgenommen, als die polnische Staatsanwaltschaft 2022 die Auslieferung Manfred Naumanns an Polen beantragt hatte.

RMF24/ps

Ehemaliger Stasi-Offizier gesucht

12.08.2021 12:28
Manfred N. stehe unter Verdacht, Czesław Kukuczka auf dem Grenzübergang Friedrichstraße in Ostberlin in den Rücken geschossen zu haben, um eine Überschreitung der Grenze durch den Feuerwehrmann aus Jaworzno zu verhindern.

Nord Stream 2-Sprecher war Stasi-Informant

21.06.2022 11:45
Steffen Ebert, langjähriger Kommunikationsmanager bei Nord Stream 2, soll laut Angaben der deutschen Boulevardzeitung BILD ein Informant des ostdeutschen Geheimdienstes Stasi gewesen sein.

Volksrepublik Polen und die DDR - eine Traumfreundschaft?

03.10.2024 07:00
Wie man im Polnischen Rundfunk über die Wirtschaftsbeziehungen zwischen beiden Staaten lange vor der Wende berichtete.

Ehemaliger Stasi-Offizier wegen Mordes an Polen angeklagt

08.10.2024 08:30
Die Berliner Staatsanwaltschaft hat 12 Jahre Haft für den ehemaligen Stasi-Offizier Manfred Naumann gefordert. Der Ostdeutsche soll 1974 den Polen Czesław Kukuczka bei einem Fluchtversuch in den Westen erschossen haben.