Ein Beispiel ist die berühmte Marke, die einen ukrainischen Soldaten zeigt, der einem russischen Kriegsschiff den Mittelfinger zeigt. Sie bezieht sich auf den Vorfall auf der Schlangeninsel am ersten Tag der russischen Invasion vor fast drei Jahren. Das Kriegsschiff, der Kreuzer „Moskwa“, wurde zwei Tage nach der Ausgabe der Briefmarke von den Ukrainern versenkt.
Die Marke, die ursprünglich in einer limitierten Auflage erschien, war innerhalb einer Woche ausverkauft. Laut Ihor Smilyansky, dem Leiter des ukrainischen Postunternehmens Ukrposhta, war die Entscheidung, diese Marke herauszubringen, gewagt. „Ich wusste, dass sie gegen alle philatelistischen Regeln verstößt, aber wir wollten ein Zeichen setzen“, sagte er der BBC.
Auch andere Briefmarken der Ukraine greifen Themen des Krieges auf. Eine zeigt einen ukrainischen Traktor, der einen erbeuteten russischen Panzer abschleppt, begleitet vom Spruch „Guten Abend, wir sind aus der Ukraine“. Diese Marke wurde mit etwa acht Millionen verkauften Exemplaren zur erfolgreichsten des Landes.
„Guten Abend, wir sind aus der Ukraine“.
Die Einnahmen aus weiteren Marken wie der berühmten Darstellung des Sprengstoffspürhunds Patron – etwa 500.000 US-Dollar – flossen größtenteils in Minenräumgeräte und Tierheime. Auch eine Marke mit einem Wandgemälde des britischen Künstlers Banksy half, zehn Schutzbunker zu finanzieren.
Der provokative und humorvolle Ansatz von Ukrposhta ist ungewöhnlich. „Normalerweise sind Briefmarken künstlerisch und höflich. Die Ukraine aber nutzt sie als starke Botschaften in einem schwierigen Krieg“, sagt Oscar Young von der britischen Briefmarkenfirma Stanley Gibbons.
Die markanten Designs kommen bei Sammlern weltweit gut an. „Andere Briefmarken wirken dagegen langweilig“, meint die Britin Laura Bullivant. „Die ukrainischen Marken zeigen Stärke und Mut – Eigenschaften, die in diesen schwierigen Zeiten inspirieren.“
Smilyansky betont, dass Humor ein wichtiges Element sei, um die Moral in der Ukraine zu stärken. „Selbst in den schwierigsten Momenten hilft Humor, die Situation zu bewältigen“, erklärt er. Die Briefmarken, so Smilyansky, seien mehr als ein Postwertzeichen – sie seien ein Symbol des Widerstands.
PAP/BBC/jc