Deutsche Redaktion

Ryszard Horowitz: „Ich habe über Jahre verdrängt, dass ich in Auschwitz war“

30.12.2024 11:11
 „Über Jahre habe ich verdrängt, dass ich in Auschwitz war. Ich erinnerte mich nur unter der Dusche daran, wenn ich auf die Lagernummer B-14438 auf meinem Arm blickte“, erzählt der weltbekannte Fotograf Ryszard Horowitz in einem Interview mit „Newsweek“.
Ryszard Horowitz
Ryszard HorowitzWikipedia/Franciszek Vetulani, CC

Im Gespräch mit dem Magazin anlässlich des bevorstehenden 80. Jahrestages der Befreiung von Auschwitz betonte Horowitz, dass er als Kind in die Lager von Płaszów und Auschwitz deportiert wurde. „Als Auschwitz befreit wurde, war ich fünfeinhalb Jahre alt. Ich erinnere mich an einzelne Momente, vage Fetzen von Bildern, (…) aber die meisten Erinnerungen sind ein schwarzes Loch.“

Auf die Frage, ob es in den USA, wohin er 1959 auswanderte, leichter gewesen sei, seine Vergangenheit zu verdrängen, antwortete Horowitz: „Ich habe studiert, gearbeitet, meine Karriere aufgebaut. Es gab keine Zeit, in der Vergangenheit zu wühlen. Ich setzte auf ein neues Leben. Außerdem war ich jung und hatte keinerlei Bedürfnis, in der Vergangenheit zu graben“, erklärte er.

Horowitz gab zu, dass er seine Erinnerungen so weit verdrängt hatte, dass er selbst nicht mehr ganz daran glaubte, tatsächlich in Auschwitz gewesen zu sein. „Eigentlich erinnerte ich mich nur daran, wenn ich meinen Tätowierung sah. Gleichzeitig überredete mich jemand, Entschädigung von den Deutschen zu beantragen. Irgendwann ging ich in ein US-Büro, da war ich etwa 30 Jahre alt. Der Beamte war skeptisch: ‚Sie können nicht im Lager gewesen sein, Sie sind zu jung.‘ Das traf mich so sehr, dass ich wortlos das Büro verließ“.

Wie Horowitz weiter erzählte, brachte erst der Film „Schindlers Liste“, in dessen letzter Szene er auftrat, seine Vergangenheit ans Licht. „Plötzlich erhielt ich unzählige Anrufe und Briefe: ‚Oh Gott, hätten wir das gewusst, wir hätten dies oder das getan, hätten geholfen…‘ Und ich war eigentlich sehr froh, dass die Leute nichts wussten, denn ich wollte nie Mitleid, kein besonderes Mitgefühl, keine Sonderbehandlung“.

Durch die Werbekampagne für den Film begann er, Interviews zu geben und Schulen zu besuchen.

„In einer amerikanischen Highschool fragte mich ein Mädchen, welche Spielzeuge ich in Auschwitz gehabt hätte. Ich wollte aufstehen und gehen. Die Erinnerungen kamen unerwartet zurück. Ich konnte zusammenbrechen, weinen…“


Newsweek/jc

 

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