In einem Interview mit der Monatszeitschrift „Frauen, Kirche, Welt“ der vatikanischen Tageszeitung „L'Osservatore Romano“ betonte Swetlana Alexijewitsch: „Wir dachten, dass wir im 21. Jahrhundert Konflikte ohne Gewalt lösen würden, aber das ist nicht der Fall“. Wie sie weiter erklärte: „Die Generation, die an der Macht ist, ist alt und zieht uns in einen Konflikt hinein, der der Vergangenheit angehört. Schauen Sie sich die heutigen Kriege an, sie werden mit einer Mentalität aus dem letzten Jahrhundert geführt: Besatzung, Gewalt“.
Zurück in die Vergangenheit
Mit Blick auf den Angriffskrieg Russlands gegen die Ukraine erklärte die Nobelpreisträgerin: „Als er begann, sahen wir etwas, das bis vor kurzem noch unmöglich schien: Panzer, die auf die Grenze zufuhren, als ob wir in die Vergangenheit zurückgekehrt wären. Noch vor wenigen Jahren waren wir überzeugt, dass wir in eine Ära des Wandels eingetreten sind.
Es war schwer vorstellbar, dass im 21. Jahrhundert Streitfälle mit Gewalt gelöst werden müssen. Heute ist uns klar, wie wenig sich die Welt wirklich verändert hat“, Alexijewitsch. Sie hoffe, dass sich die Demokratie in der Ukraine durchsetzen werde. „Wenn Putin gewinnt, würde die Welt auf eine militarisierte Zukunft zusteuern, in der jedes Land gezwungen wäre, sich für eine Seite zu entscheiden, anzugreifen oder sich zu verteidigen", fügte sie hinzu.
„Die Kirche darf Gewalt nicht segnen“
Die Schriftstellerin erinnerte auch, wie orthodoxe Priester in Moskau die Waffen von Soldaten und U-Boote gesegnet haben. Wie sie erklärte, „die Kirche darf Gewalt nicht segnen“.
„Während der Revolution in Belarus habe ich dagegen gesehen, dass viele katholische Priester die Türen ihrer Kirchen geöffnet haben, um Demonstranten Schutz zu gewähren. Sie haben auch Leben gerettet. Die katholische Kirche hat eine Größe gezeigt, die andere Institutionen nicht hatten“, sagte die Literaturnobelpreisträgerin. Sie erinnere sich noch gut daran, wie nach der Katastrophe im Kernkraftwerk Tschernobyl im Jahr 1986 „die Kirchen mit verzweifelten Menschen gefüllt waren, die nach Antworten suchten“. „Ich denke, dass wir heute zu religiösen Werten und zum Glauben an die Zukunft zurückkehren müssen. Ohne eine Zukunft gibt es keine Menschlichkeit“, sagte Swjatlana Alexijewitsch.
IAR/PAP/ps