Deutsche Redaktion

Terlikowski: Neuer Papst wird wohl „Franziskus II.“

22.04.2025 12:03
Nach dem Tod von Papst Franziskus am Ostermontag rechnet der Publizist und Vatikanbeobachter Tomasz Terlikowski mit einer Fortsetzung der bisherigen Linie im Pontifikat des künftigen Kirchenoberhaupts. „Der neue Papst wird eher ein Franziskus II. als ein Johannes Paul III. oder Benedikt XVII. sein“, sagte Terlikowski der Nachrichtenagentur PAP.
Der 88-jhrige Pontifex starb am Montagmorgen im vatikanischen Gstehaus Santa Marta. Franziskus litt zuletzt unter einer schweren Lungenentzndung. Seinen letzten ffentlichen Auftritt hatte der Papst an Ostern.
Der 88-jährige Pontifex starb am Montagmorgen im vatikanischen Gästehaus Santa Marta. Franziskus litt zuletzt unter einer schweren Lungenentzündung. Seinen letzten öffentlichen Auftritt hatte der Papst an Ostern.shutterstock/ Riccardo De Luca

Der 88-jährige Papst war am Montagmorgen in seiner Residenz verstorben. Er befand sich zu diesem Zeitpunkt in der Erholungsphase nach einer schweren Lungenentzündung. Franziskus hatte am Ostersonntag noch den traditionellen Segen Urbi et Orbi gespendet.

Nach Einschätzung von Terlikowski spreche die Zusammensetzung des Kardinalskollegiums deutlich für eine Fortsetzung der von Franziskus eingeschlagenen Richtung: „79 Prozent der wahlberechtigten Kardinäle, also jener, die über den neuen Papst entscheiden werden, wurden von Franziskus ernannt“, so der Publizist. „Das bedeutet, dass sich seine Linie auch im nächsten Pontifikat widerspiegeln wird.“

Abkehr von alten Ernennungsregeln

Franziskus habe sich bewusst von der Praxis seiner Vorgänger Johannes Paul II. und Benedikt XVI. entfernt, erklärte Terlikowski. Diese hätten vor allem Erzbischöfen bedeutender Metropolregionen das Kardinalspurpur verliehen. „Franziskus hat sich entschieden, auch einfache Diözesanbischöfe zu Kardinälen zu machen – und dabei jene bevorzugt, die seine Reformen unterstützen.“

Zwar habe Franziskus auch einige konservativ denkende Kirchenmänner in den Kardinalsstand erhoben – etwa wegen ihrer seelsorgerischen Verdienste –, doch sie seien klar in der Minderheit. „Das bedeutet: Wer auch immer ihm nachfolgt, wird keine radikale Kehrtwende einleiten, sondern die Entwicklung des bisherigen Pontifikats fortführen“, sagte Terlikowski.

Kandidaten aus Italien und Asien vorne

Als Favoriten auf das Papstamt gelten laut Terlikowski derzeit drei Persönlichkeiten: der vatikanische Staatssekretär Pietro Parolin, der Erzbischof von Bologna Matteo Zuppi und der philippinische Kardinal Luis Antonio Tagle.

„Parolin ist ein erfahrener Diplomat, der sich nahtlos in die Linie von Franziskus einfügt – aber deutlich vorsichtiger und ausgeglichener auftritt“, so Terlikowski. „Er hat bewiesen, dass er mit sehr unterschiedlichen Persönlichkeiten zusammenarbeiten kann – ein wichtiges Kriterium für einen Papst in einer gespaltenen Kirche.“

Zuppi wiederum gilt als enger Vertrauter von Franziskus. „Er ist ein Hirte der Straße, stark engagiert in der Gemeinschaft Sant’Egidio, und ein überzeugter Verfechter der sozialen Botschaft der Kirche“, erklärte Terlikowski. „Aber genau das könnte ihm im Konklave zum Nachteil werden – denn konservative Kardinäle, vor allem aus dem globalen Süden, könnten seine Wahl blockieren.“

Auch der Name von Luis Antonio Tagle taucht laut Terlikowski regelmäßig auf. „Franziskus hat ihn gefördert, doch nach seiner Abberufung als Chef von Caritas Internationalis sind seine Chancen deutlich gesunken.“

Afrika und Osteuropa mit Außenseitern

Auf den Listen möglicher Kandidaten finden sich laut Terlikowski auch Vertreter anderer Kontinente. So etwa der kongolesische Kardinal Fridolin Ambongo. „Er ist aus afrikanischer Sicht progressiv, wirkt aus westlicher Perspektive jedoch sehr traditionell – seine Chancen sind daher gering.“

Auch Kardinal Péter Erdő aus Ungarn wird genannt. „Aber er ist kein Kandidat der Mitte“, so Terlikowski. In einem polarisierten Kollegium könnte das seine Wahl erschweren.

Vorsichtiger Reformkurs wahrscheinlich

Die katholische Kirche sei derzeit tief gespalten, betonte Terlikowski. „Der neue Papst muss vorsichtig zwischen den liberalen und konservativen Flügeln balancieren.“ Franziskus habe Reformen eingeleitet, „weil ein völliges Ausbleiben den Bruch in der Kirche provoziert hätte“. Zugleich habe er das Tempo nicht zu sehr erhöhen können, „um eine Spaltung durch progressive Kräfte zu vermeiden“.

Viele im Vatikan wünschen sich nun eine Phase der Beruhigung. „Das Tempo der Reformen unter Franziskus war hoch – vielleicht zu hoch“, sagte Terlikowski. Ein künftiger Papst müsse Reformen fortsetzen, dabei jedoch „mit größerer Vorsicht und in enger Abstimmung mit allen Teilen der Weltkirche handeln“.

Konklave mit 135 Wahlberechtigten – vier Kardinäle aus Polen

Gemäß der apostolischen Konstitution Romano Pontifici eligendo von 1975 sollen bis zu 120 Kardinäle unter 80 Jahren am Konklave teilnehmen. Derzeit sind es 135 wahlberechtigte Kardinäle. Vier von ihnen stammen aus Polen: Stanisław Ryłko, Kazimierz Nycz, Konrad Krajewski und Grzegorz Ryś. Kardinal Ryłko wird im Juli 80 Jahre alt und verliert damit sein Stimmrecht.

Papst Franziskus war am 13. März 2013 zum Nachfolger von Benedikt XVI. gewählt worden. Sein Pontifikat dauerte über zwölf Jahre.


PAP/jc

 

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