Deutsche Redaktion

Regierung will alle Frauen und Männer militärisch ausbilden

12.03.2025 10:53
Premierminister Donald Tusk kündigte ein umfassendes militärisches Ausbildungsprogramm für alle Erwachsenen an, ohne jedoch Details zu nennen. Polen will sich gegen mögliche russische Angriffe wappnen und baut seine Armee massiv aus. Und: In der PiS sorgt eine Umfrage für Aufregung, nach der Slawomir Mentzen in die zweite Runde der Präsidentschaftswahl einziehen könnte. Es wird jedoch kein Kandidatentausch in der PiS in Erwägung gezogen.
Czy każdy polski mężczyzna powinien odbyć szkolenie wojskowe?
Czy każdy polski mężczyzna powinien odbyć szkolenie wojskowe? Shutterstock

RZECZPOSPOLITA: Ankündigung ohne konkreten Inhalt  

Premierminister Donald Tusk hat angekündigt, dass bis Ende des Jahres ein groß angelegtes militärisches Ausbildungsprogramm – für jeden erwachsenen Mann und jede Frau – gestartet wird. Der stellvertretende Ministerpräsident Władysław Kosiniak-Kamysz erklärte zugleich, dass die Regierung keine Pläne zur Wiedereinführung der Wehrpflicht habe, wie in Rzeczpospolita berichtet wird.

Obwohl der Ministerpräsident keine Einzelheiten nannte, ist es kein Geheimnis, dass der Generalstab der polnischen Armee eine Änderung der Reservistenausbildung vorbereitet hat, um sie attraktiver zu machen. Politiker der regierenden Partei, Cezary Tomczyk, fügt hinzu, dass man alle möglichen Zugeständnisse und Vergünstigungen anbieten wolle, damit in Polen eine Reservistenarmee aufgebaut werden kann. Man plane auch kurze Ausbildungskurse. Tomczyk gibt zugleich zu, dass man an einem Wochenende niemanden zu einem Soldaten ausbilden könne. Diese Kurse sollten vielmehr eine gewisse Grundlage bieten und es den Menschen ermöglichen, die Frage zu beantworten, ob sie weitergehen wollten.

Brigadegeneral Mirosław Bryś, ehemaliger Leiter des Zentralen Militärischen Rekrutierungszentrums, hat den Eindruck, dass die Erklärung des Premierministers nicht mit dem Verteidigungsministerium konsultiert und diskutiert worden war. Sie war sehr allgemein gehalten und ließ nicht erkennen, was als Nächstes geschehen sollte, sagt General Bryś gegenüber Rzeczpospolita. Auf jeden Fall würden die seit mehreren Jahren durchgeführten Schulungen fortgesetzt.

Das Blatt erinnert daran, dass sie geschaffen wurden, als Mariusz Błaszczak von der Partei Recht und Gerechtigkeit an der Spitze des Ministeriums stand. Zuerst wurde der freiwillige Grundwehrdienst eingeführt, der es ermöglicht, die Grundausbildung in 26 Tagen zu absolvieren. Danach kann man die Fachausbildung fortsetzen, die bis zu 11 Monate dauert. Im vergangenen Jahr haben 47.000 Personen diesen Weg gewählt, von denen etwa 10.000 in der Armee blieben und in den Berufsdienst eintraten.

DZIENNIK/GAZETA PRAWNA: Nie wieder zum Spielball der Großmächte werden  

Polen bereitet sich auf einen russischen Angriff vor, schreibt Dziennik/Gazeta Prawna. Warschau will nie wieder zum Spielball der Großmächte werden und baut die Armee konsequent aus. Polen steht bei den Militärausgaben im Verhältnis zum BIP an erster Stelle in der NATO. Derzeit plant Warschau, fast 5 Prozent des BIP für die Verteidigung auszugeben.

Das Blatt erinnert daran, dass Premierminister Donald Tusk eine obligatorische militärische Ausbildung in Polen vorgeschlagen hat, um die Verteidigungsbereitschaft des Landes zu erhöhen. Er betonte auch die Notwendigkeit, die polnische Armee auf 500.000 Soldaten, einschließlich Reservisten, aufzustocken. Die Angst vor Russland ist real. Im Laufe seiner Geschichte war Polen ein Spielball europäischer Großmächte, die das Land geteilt, seine Grenzen verändert und es zu ihrem Vasallenstaat gemacht haben. Jetzt wächst die Furcht, dass der Kreml seine imperialen Ambitionen erneuern und nach Polen greifen könnte.

Dziennik/Gazeta Prawna stellt fest, dass trotz tiefer politischer Gräben in Polen die Frage der nationalen Sicherheit und der Stärkung der Streitkräfte sowohl von der Regierung als auch von der Opposition unterstützt wird.

SUPER EXPRESS: Kandidatentausch ausgeschlossen  

Die Umfrage, nach der Slawomir Mentzen und nicht Karol Nawrocki in die zweite Runde der Präsidentschaftswahl einziehen würde, sorgte in der PiS für Aufregung. Slawomir Mentzen ist seit Wochen hinter Karol Nawrocki her. Soeben ergab eine Umfrage, dass der Kandidat der Konföderation auf die Unterstützung von 22 Prozent der Polen zählen kann, während sein von der Partei Recht und Gerechtigkeit (PiS) unterstützter Konkurrent einen Punkt weniger Unterstützung erhält. Einige Politiker der Partei Recht und Gerechtigkeit drücken Karol Nawrocki die Daumen für seine Niederlage und sein schlechtes Ergebnis. Es gäbe ein Problem mit dem ehemaligen Premierminister Mateusz Morawiecki und seinem Umfeld. Er hoffe auf ein Erdbeben bei der Übernahme der Macht in der Partei, schreibt das Blatt.

Unterdessen werfen Nawrockis niedrige Umfragewerte die Frage auf, ob die Partei Recht und Gerechtigkeit möglicherweise einen anderen Kandidaten aufstellen wird. Das Blatt fragte deshalb Paweł Szefernaker, ob ein Kandidatentausch anstehe. „Bitte bringen Sie mich nicht zum Lachen“, sagt der Stabschef. „Sie hätten einen großartigen Kandidaten, und er wird in den kommenden Tagen bei der Staatlichen Wahlkommission registriert werden.“ Man wolle keinen einzigen Tag dieser Kampagne verschwenden, um die Polen von Karol Nawrocki zu überzeugen. „Er wird diese Wahl gewinnen“, sagt Paweł Szefernaker.

Jacek Sasin spricht in einem ähnlichen Tonfall. Nawrocki stehe erst am Anfang. Ein Szenario, den Kandidaten auszutauschen, ziehe man absolut nicht in Betracht, sagt der ehemalige stellvertretende Ministerpräsident.


Autor: Jakub Kukla