Deutsche Redaktion

"Chance der Linken gering"

01.04.2025 11:08
Wie groß ist die Gruppe der linken Wähler in Polen? Und: Sind die Polen bereit für eine Präsidentin? Darum geht es in einem aktuellen Interview mit Ex-Präsident Aleksander Kwaśniewski. Außerdem: Was verbirgt sich hinter dem Begriff "Integrationszentrum"? Und: Ist das Projekt des Westinghouse-AKWs gefährdet?  Mehr dazu in der Presseschau.
Aleksander Kwaśniewski
Aleksander KwaśniewskiCezary Piwowarski/Polskie Radio

RZECZPOSPOLITA: Chance der Linken gering

In einem Interview mit dem ehemaligen Präsidenten Aleksander Kwaśniewski fragt die konservativ-liberale Rzeczpospolita unter anderem, ob es ein Fehler war, Magdalena Biejat für die Präsidentschaftswahlen aufzustellen. Die Unterstützung für die linke Kandidatin bleibe sehr niedrig. Die linke Wählerschaft könnte jedoch für eine Frau stimmen, sagt der Politiker. Die Frage sollte anders gestellt werden: habe eine Frau eine Chance, eine Präsidentschaftswahl in Polen zu gewinnen? Heute noch nicht, meint Kwaśniewski. Wie der ehemalige Präsident einschätzte, sei es für die Linke eine gute Entscheidung gewesen, einen eigenen Kandidaten aufzustellen. Die Gruppierung müsse zeigen, dass sie existiere, sonst werde sie von der politischen Szene verschwinden. Nach Ansicht des ehemaligen Präsidenten ist die Vielzahl der linken Kandidaten hingegen eine fatale Lösung.

Der Wähler habe das Recht, in der ersten Runde ein Spiegelbild seiner Ansichten zu finden. Welcher Prozentsatz werde das im Falle der Linken sein? – überlegt Kwaśniewski. Dies werde ein guter Test sein. Seiner Meinung nach würden es leider nicht viele Wähler sein, aber gerade Magdalena Biejat sei eine Kandidatin, die der Linken nicht zur Last falle und ein guter Vorschuss für zukünftige Ereignisse sein könne. Sie sei entsprechend jung, erfahren und gut gebildet, so die Einschätzung des ehemaligen Präsidenten.

Die Präsidentschaftswahl findet in Polen am 18. Mai statt, die Stichwahl zwei Wochen später. Die staatliche Wahlkommission hat 40 Wahlausschüsse von Präsidentschaftskandidaten registriert. Um an den Wahlen teilnehmen zu können, muss jeder von ihnen nach der Registrierung des Komitees 100.000 Unterschriften für seine Kandidatur sammeln. Zeit dafür haben die Kandidaten bis zum 4. April, so Kwaśniewski.

KURIER LUBELSKI: Integrationszentren sind keine Aufenthaltsorte für illegale Migranten

In vier Städten der Woiwodschaft Lublin werden Integrationszentren für Drittstaatsangehörige eingerichtet. Entgegen den Gerüchten handelt es sich dabei jedoch nicht um Aufenthaltszentren für sogenannte illegale Migranten, sondern um Einrichtungen zur Unterstützung der Integration von Flüchtlingen aus der Ukraine, schreibt Kurier Lubelski. „Wenn Sie glauben, dass ein Flüchtlingszentrum 10 Wohnungen für allein lebende ukrainische Frauen ist, dann irren Sie sich gewaltig“, sagte Wojewodschaftsmarschall Jarosław Stawiarski bei einer Diskussion.
Die Woiwodschaftsverwaltung habe für diese Einrichtungen 14,5 Millionen Złoty erhalten. Geht es nach dem lokalen Politiker, habe die Europäische Kommission die Auszahlung anderer Gelder in Höhe von 2,5 Milliarden Złoty von der Zustimmung für die Integrationszentren abhängig gemacht. Die Region sei übrigens nicht die einzige, in der solche Initiativen entwickelt werden, denn alle Woiwodschaften in Polen hätten Geld für diesen Zweck erhalten – die meisten davon in Mazowieckie und Śląskie, jeweils über 45 Millionen Złoty.

Es gebe ein großes Interesse bei Menschen, die sich zum Beispiel beruflich qualifizieren wollen und aktiv werden möchten. Die Hilfe sei sehr umfassend, sagt Małgorzata Romanko, Direktorin des Regionalen Zentrums für Sozialpolitik. Zum Beispiel würden Mütter mit Kindern auch durch Hilfe bei der Kinderbetreuung unterstützt, erklärt Romanko. Derzeit profitieren fast 700 Menschen in der Woiwodschaft Lubelskie von der Unterstützung durch die Zentren. Mehr als 95 Prozent von ihnen sind ukrainische Staatsbürger, so Kurier Lubelski.

DO RZECZY: Vertrag für AKW ausgelaufen

Der Vertrag mit den US-Unternehmen Westinghouse und Bechtel über die Planung eines Kernkraftwerks ist ausgelaufen. Wie geht es mit dem Projekt weiter? - fragt die Wochenzeitung Do Rzeczy. Der im September 2023 unterzeichnete Vertrag über die Planung des ersten polnischen Kernkraftwerks ist am 31. März formell ausgelaufen. Der Brückenvertrag, der zwischen der Planung und dem Bau der Anlage gelten sollte, hätte bis Ende letzten Monats abgeschlossen werden sollen. Dies sei jedoch nicht geschehen.

Die Regierung versichere, dass das Projekt nicht in Gefahr sei. Aus formaler Sicht gebe es jedoch, wie der Regierungsbevollmächtigte für strategische Energieinfrastruktur Wojciech Wrochna bestätigte, derzeit kein gültiges Abkommen zwischen den USA und Polen über den Bau eines Kernkraftwerks. „Wir sind in Gesprächen. Das Fehlen eines Brückenabkommens ändert nichts an der Zusammenarbeit. Diese wird fortgesetzt, da man die bereits in Auftrag gegebenen Arbeiten durchführt, jedoch ohne die Möglichkeit, neue Arbeiten in Auftrag zu geben“, sagte Wrochna und versicherte, dass sich der Bau des Kraftwerks nicht verzögern werde.

Die Regierung von Donald Tusk wolle die Frage der Verantwortung für das Projekt und die Art der Bezahlung für die geleistete Arbeit verhandeln. Die Gespräche werden voraussichtlich in etwa zwei Wochen abgeschlossen sein. Experten schätzen jedoch, dass sich die Unterzeichnung des Vertrags für den umfassenden Bau der EPC-Reaktoren verzögern könnte und erst 2028 oder 2029 erfolgen wird, also drei Jahre später als ursprünglich vorgesehen, so Do Rzeczy.

Autor: Jakub Kukla

 

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