Rzeczpospolita: Gebrauchtwagen überschwemmen Polen
Gebrauchte, alte PKW aus dem Ausland kommen in einer immer größeren Flut nach Polen, schreibt die liberal-konservative Rzeczpospolita in ihrem Aufmacher am Donnerstag. Nicht weniger als 70 Prozent der Fahrzeuge, die im vergangenen Jahr den Besitzer gewechselt haben, sollen aus dem Import stammen. Von Anfang des Jahres bis Ende Juli sollen private Importeure mehr als eine halbe Million dieser Fahrzeuge nach Polen gebracht haben. Das ist ein Viertel mehr als im Vorjahr und die größte Menge seit einem Jahrzehnt.
Wie berichtet wird, sei nach Angaben des polnischen Verbands der Automobilindustrie mehr als die Hälfte dieser Fahrzeuge über zehn Jahre alt. Das Problem liege vor allem im technischen Zustand der Autos. Laut der Firma autoDNA habe die Hälfte der von ihr überprüften Fahrzeuge versteckte Probleme oder Schäden: 70-80 Prozent der Autos würden mit einem falschen Kilometerstand in Polen landen. Auch 70 Prozent der Käufer seien absichtlich vom Verkäufer manipuliert worden, heißt es. Mehr als die Hälfte der Gebrauchtwagen stamme aus Deutschland, gefolgt von Frankreich und Belgien. Aber auch die Einfuhren aus den USA wachsen rapide: Im Juli seien sie bereits die vierte Bezugsquelle für private Importeure in Polen gewesen. Gleichzeitig seien es vor allem die europäischen, günstigeren US-Autos, die für Käufer ein Risiko darstellen könnten. Laut Carfax Europe sei die überwältigende Mehrheit der Fahrzeuge aus den USA entweder beschädigt oder als nicht fahrtauglich eingestuft.
Der Absatz von Neuwagen in Polen - im Verhältnis zur Bevölkerung - bleibe weiterhin gering, lesen wir am Schluss. Mit einer halben Million verkaufter Neuautos bei 37 Millionen Einwohnern liege Polen damit auf dem Niveau von Rumänien oder Bulgarien, so der Präsident von Toyota Central Europe gegenüber der Zeitung. Neuwagen in Autohäusern würden in Polen hauptsächlich von Unternehmen gekauft, schreibt die Rzeczpospolita.
Jacek Czaputowicz für Rzeczpospolita: Auf welcher Seite steht Deutschland heute?
Die Untersuchung der Zerstörung von Nord Stream „ist eine Priorität für Berlin“. Deutschland hat auch Polens Vorschlag abgelehnt, den Bau des sogenannten „Schild Ost“ mit EU-Geldern zu finanzieren. Zudem hat Berlin im Alleingang das 14. EU-Sanktionspaket gegen Russland blockiert. Der ehemalige polnische Außenminister Jacek Czaputowicz (PiS) fragt in einem Kommentar für die Rzeczpospolita, ob diese Haltung auf eine Rücksichtnahme auf russische Interessen oder auf ein gemeinsames Interesse Deutschlands und Russlands zurückzuführen ist.
Wie berichtet wird, greifen die Russen systematisch Gasleitungen und Speicheranlagen auf ukrainischem Gebiet an, die auch von der Europäischen Union genutzt werden. Hat die Ukraine demnach kein Recht auf eine symmetrische Reaktion gegen die russische Gasinfrastruktur, fragt Czaputowicz. Er erinnert daran, dass Nord Stream ein Projekt ist, bei dem Gazprom der Hauptaktionär ist. Westliche Aktionäre hätten wissentlich das Risiko der Zusammenarbeit mit einem autoritären Regime in Kauf genommen. Beobachter sind sich einig, dass die Gewinne aus dem Gasverkauf Russland ermöglicht haben, seine Armee zu modernisieren und die Ukraine anzugreifen.
Es sei kein Zufall, dass die Informationen über die deutsche Staatsanwaltschaft, die die Ukraine und Polen für die Sprengung der deutsch-russischen Gaspipeline verantwortlich macht, zeitgleich mit der Operation der ukrainischen Streitkräfte in der Region Kursk bekannt wurden. Zudem habe Deutschland gleichzeitig angekündigt, die Militärhilfe für die Ukraine zu kürzen. Nach Ansicht des Diplomaten verfolgt Berlin damit weiterhin konsequent eine moskaufreundliche Politik. Für Deutschland werde es zunehmend schwieriger, sich hinter dem Rücken anderer Kreml-treuer Länder wie Ungarn zu verstecken.
War Nord Stream somit ein Fehler oder eine gerechtfertigte Investition, fragt der Autor. Befürworter der Partnerschaft Polens mit Deutschland würden verdächtige Handlungen deutscher Seite Einzelpersonen und nicht dem Staat zuschreiben. So sei Nord Stream beispielsweise von Bundeskanzler Gerhard Schröder und nicht von Deutschland initiiert worden. Die Anschuldigungen gegen Polen kämen von einem ehemaligen deutschen Geheimdienstchef als Privatperson. Dies, obwohl ein Sprecher der deutschen Regierung erklärt habe, dass die Untersuchung der Zerstörung von Nord Stream für Berlin Priorität habe. Die Generalstaatsanwaltschaft des Landes habe auch einen Haftbefehl gegen eine Person erlassen, die von der schwedischen Presse und Politico als Wolodymyr S. identifiziert worden sei.
Czaputowicz führt weiter aus, dass es nicht lange her sei, dass deutsche Politiker sich öffentlich eingestanden hätten, dass Nord Stream ein Fehler gewesen sei. Wenn dem so sei, hätte die Sprengung der Pipeline diesen Fehler korrigiert, und die Täter sollten belohnt und nicht bestraft werden. Es sei denn, Nord Stream sei ihnen doch eine berechtigte Investition gewesen. Falls dem so sei, stellt sich die Frage, worum es bei der von Bundeskanzler Olaf Scholz angekündigten „Zeitenwende“ wirklich geht – um einen Wendepunkt in der deutschen Politik? Und auf welcher Seite des russisch-ukrainischen Konflikts steht Deutschland heute, lautet das Fazit des ehemaligen Außenministers in der Rzeczpospolita.
Wprost: Kreml bereitet „neue Normalität“ für Russen vor
Wladimir Putin bereitet die Russen darauf vor, dass die Ukrainer mindestens einige Monate lang in der Region Kursk bleiben werden. Die vorherrschende Meinung sei jedoch, dass der Feind besiegt und das Gebiet zurückerobert werde. Aber das würde viel Zeit brauchen, schreibt die Wochenzeitung Wprost mit Bezug auf Informationen des unabhängigen russischen Nachrichtenportals Meduza.
Der Kreml glaube demnach, dass die Kämpfe in der Region Kursk in der optimistischen Variante mehrere Monate dauern werden. Moskau wolle die Russen davon überzeugen, dass dies die „neue Normalität“ sei, soll Meduza unter Berufung auf Quellen in der russischen Regierung behaupten.
Kurz nach Beginn der ukrainischen Offensive seien die russischen Eliten „schockiert“ gewesen, doch nun habe man sich an die neue Situation angepasst, lesen wir. Moskau propagiere das Narrativ, wonach der Feind tatsächlich in russisches Gebiet eingedrungen sei. Ihm stehe natürlich eine unvermeidliche Niederlage bevor. Es würde allerdings Zeit brauchen, um die Gebiete zurückzuerobern. Die Russen müssten daher geduldig warten. In der Zwischenzeit werde die Bevölkerung ermutigt, den Schock und die negativen Emotionen in etwas Positives umzuwandeln: z. B. sich an der Hilfe für die Region Kursk zu beteiligen.
Autor: Piotr Siemiński