Deutsche Redaktion

Trump muss die Ukrainer nicht verraten

29.11.2024 12:20
Wird Europa künftig den Großteil der Kosten für die Friedenssicherung übernehmen? Warum wird die polnische Wissenschaft so stiefmütterlich behandelt? Und: Haben russische Dienste die Sabotage der Ostseekabel angeordnet?
Michael Waltz: Trumps Team wird mit der Biden-Administration eine Lsung fr die Ukraine besprechen.
Michael Waltz: Trumps Team wird mit der Biden-Administration eine „Lösung“ für die Ukraine besprechen.Evan Vucci/Associated Press/East News

Rzeczpospolita: Trump muss die Ukrainer nicht verraten

In der Rzeczpospolita schreibt Jędrzej Bielecki über die Erwartungen an General Keith Kellogg, den neuen Beauftragten für die Ukraine und Russland in der Regierung Trump. Kellogg habe als Sicherheitsberater zuvor argumentiert, dass die scheidende Regierung von Präsident Biden den Ukrainern viel schneller und viel mehr Waffen hätte liefern sollen, um einen Sieg über Russland zu ermöglichen. Da dies nicht geschehen sei, habe sich der Konflikt zu einem zermürbenden Abnutzungskrieg entwickelt.

Kellogg zufolge sei diese Situation aus mehreren Gründen schlecht für die USA, schreibt Bielecki. Sie treibe Russland in die Arme Chinas und forme einen gefährlichen Block mit Nordkorea und dem Iran. Gleichzeitig würden die US-Waffenbestände dezimiert, was im Falle eines Konflikts mit China problematisch wäre. Auch Russland ziehe Vorteile aus der aktuellen Lage, da die Ukraine wegen ihrer demografischen Herausforderungen an Soldaten mangele. Außerdem habe Biden, so Kellogg, einen Fehler begangen, als er Putin als Kriegsverbrecher bezeichnete. Dadurch habe er den Weg zu einer Einigung mit dem Kreml blockiert.

Weiter heißt es in dem Artikel, Kellogg wolle die Ukrainer zu Verhandlungen mit Russland drängen, indem er die militärische Unterstützung Washingtons davon abhängig mache. Putin wolle er durch das Versprechen locken, dass die Ukraine auf absehbare Zeit nicht der NATO beitreten werde. Ein solches Abkommen könne auch die Lockerung einiger Sanktionen umfassen. Gleichzeitig sei Kellogg sich bewusst, dass die USA Kiew weiterhin militärisch unterstützen müssten, um eine Wiederaufnahme der russischen Offensive zu verhindern. Die Ukrainer sollten daher im Rahmen eines Friedensabkommens bilaterale Sicherheitsgarantien erhalten.

Diese Vorstellungen würden durch den neuen Sicherheitsberater Mike Waltz ergänzt, heißt es weiter. Laut Waltz müssten die Europäer künftig den Großteil der Kosten für die Friedenssicherung tragen. Während die europäischen NATO-Verbündeten bislang 60 Prozent der Hilfe für die Ukraine übernommen hätten, solle ihr Anteil auf 80 Prozent steigen.

Der Autor ist jedoch überzeugt, dass diese Bedingungen für Putin nicht akzeptabel wären. Seit Trumps Wahlsieg habe der Kreml keinerlei Bereitschaft zu Zugeständnissen gezeigt und strebe weiterhin die vollständige Unterwerfung der Ukraine an. US-Medien zufolge wolle Trump verhindern, dass ein möglicher Frieden mit Russland an den chaotischen Rückzug der USA aus Afghanistan erinnere. Daher deute vieles darauf hin, dass Trump eine härtere Linie gegenüber Moskau verfolgen könnte. Verhandlungen kämen erst infrage, wenn der Kreml zu Zugeständnissen bereit sei.

Abschließend betont Bielecki, dass auch die jüngste Debatte in Europa schlechte Nachrichten für Moskau bereithalte. Beim Gipfeltreffen der skandinavischen und baltischen Länder in Schweden habe Polens Regierungschef Trumps Amtsantritt als „Chance“ für Europa bezeichnet. Donald Tusk habe ergänzt, dies werde die Europäer zu höheren Verteidigungsausgaben motivieren.


Dziennik/Gazeta Prawna: Kein Geld für die Wissenschaft

Das Jahr 2024 werde nicht als ein gutes Jahr für die polnische Wissenschaft in die Geschichte eingehen, schreibt Dziennik/Gazeta Prawna (DGP). Dabei gelte die Wissenschaft in Polen als wichtiger Qualitätsindikator für den polnischen Wohlfahrtsstaat. Doch in letzter Zeit hätten Medien häufig über Kürzungen in der Wissenschaftsfinanzierung berichtet. Betroffen seien unter anderem das Forschungs- und Entwicklungszentrum IDEAS, das Forschungsschiff Oceania und eine Expedition polnischer Archäologen nach Ägypten.

All diese Fälle hätten eines gemeinsam: die Kapitulation des polnischen Staates bei der Finanzierung der Wissenschaft. Besonders bemerkenswert sei der Fall der Archäologen, da es sich um eine Disziplin handle, auf die Polen weltweit stolz sei. Die Expeditionsteilnehmer müssten jedoch eine Viertelmillion Złoty selbst aufbringen, um ihre Reise überhaupt antreten zu können. Es gebe kein Geld – und es werde auch keins geben, schreibt die Zeitung. Stattdessen müsse die polnische Wissenschaft auf Spendenaktionen und Crowdfunding hoffen, sofern Journalisten und Prominente die Sache ausreichend bekannt machten.

Das Blatt kritisiert weiter, dass sich die Gesellschaft offenbar an solche Zustände gewöhnt habe. So werde das Gesundheitswesen von der Wohltätigkeitsorganisation WOŚP (Große Orchester der Weihnachtshilfe) unterstützt, Flüchtlinge würden von Freiwilligen aufgenommen, und Nichtregierungsorganisationen kümmerten sich um Flutopfer. Doch die Mittel dieser Initiativen oder internationale Spendenkampagnen seien nur ein Tropfen auf den heißen Stein. Nicht alle Bereiche hätten so viel Glück wie das Gesundheitswesen oder die Sozialhilfe. Die Wissenschaft in Polen habe traditionell immer Pech gehabt, lautet das Fazit der DGP.


Biznesalert: Haben russische Dienste die Sabotage der Ostseekabel angeordnet?

Das Portal Biznesalert berichtet über den kürzlichen Bruch von Kommunikationskabeln am Grund der Ostsee. Ermittler vermuten, dass das chinesische Schiff Yi Peng 3 die Kabel absichtlich beschädigt haben könnte. Laut der amerikanischen Zeitung Wall Street Journal (WSJ) habe das Schiff, das russische Düngemittel transportierte, seinen Anker nahe dem ersten durchtrennten Kabel zwischen Schweden und Litauen geworfen. Anschließend soll es den Anker über 160 Kilometer auf dem Meeresgrund geschleift haben, wodurch auch ein zweites Kabel zwischen Deutschland und Finnland beschädigt wurde. Die verminderte Geschwindigkeit des Schiffes während dieses Vorgangs schließe die Möglichkeit eines Zufalls aus, heißt es weiter. Außerdem habe das Schiff während des Vorfalls seinen Transponder deaktiviert und erst nach dem zweiten Kabelbruch den Anker gelichtet.

Derzeit liegt die Yi Peng 3 in internationalen Gewässern im Kattegat zwischen Dänemark und Schweden vor Anker. Das Schiff wird von der dänischen und schwedischen Marine überwacht. Die Behörden in Schweden und Deutschland diskutieren, ob sie das Schiff betreten und die Besatzung befragen dürfen. Der Kapitän der Yi Peng 3 sei ein chinesischer Staatsbürger, während ein Mitglied der Besatzung aus Russland stamme. Bis vor Kurzem sei das Schiff nur im Verkehr zwischen chinesischen Häfen eingesetzt worden. Erst in diesem Jahr habe es begonnen, Fracht aus russischen Häfen zu transportieren. Nach Erkenntnissen des WSJ konzentrieren sich die Ermittlungen auf die Frage, ob der Kapitän im Auftrag russischer Dienste Sabotageakte durchgeführt habe. 


Autor: Piotr Siemiński

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