Deutsche Redaktion

Flirt mit Putin zum Jahrestag des Teufelspakts

23.08.2019 11:58
Die jüngsten Schmeichelkampagnen westlicher Staatshäupter gegenüber dem russischen Präsidenten sind dumm, meint der Publizist Zbigniew Parafianowicz.
Emmanuel Macron und Wladimir Putin
Emmanuel Macron und Wladimir Putin PAP/EPA/ALEXEI DRUZHININ / SPUTNIK / KREMLIN POOL

Dziennik Gazeta Prawna: Flirt mit Putin zum Jahrestag des Teufelspakts

Das Blatt Dziennik Gazeta Prawna (DGP) schreibt heute über die jüngsten Schmeichelkampagnen westlicher Staatshäupter gegenüber dem russischen Präsidenten. So bemerkt Zbigniew Parafianowicz für das Blatt, dass nach dem Treffen von Emmanuel Macron mit Wladimir Putin in Südfrankreich diese Woche deutlich zu sehen sei, wie niedrig der Preis ist, den Russland für seinen Verstoß gegen das Völkerrecht zahle. Seit 2014 habe der russische Präsident dem Westen nämlich keine Zugeständnisse gemacht, trotzdem werde er von Spitzenpolitikern dieses Westens empfangen, als gäbe es keine Annexion der Krim, kein Aleppo-Massaker oder keinen chemischen Angriff auf Sergei Skripal.

Auch der Chef des deutschen Außenministeriums, Heiko Maas, bemerkt Parafianowicz, gehe in dieser innovativen Herangehensweise an den Kreml noch einen Schritt weiter. Der Sozialdemokrat - und Russlandversteher - wie ihn der Autor nennt, hat gestern auf Einladung des russischen Außenministers, Sergej Lawrow, Moskau besucht. Parafianowicz weist darauf hin, dass das Treffen nur einen Tag vor dem 80. Jahrestag der Unterzeichnung des Molotow-Ribbentrop-Pakts stattfindet.

- Es ist kaum zu glauben, dass Maas den Kontext und die Symbolik dieses Ereignisses nicht versteht - stellt der Autor fest.

Das Traurigste sei, bedauert der Publizist, dass weder Macron noch Angela Merkel oder Heiko Maas sich nur aus Zufall so dumm verhalten. In westlichen Medien werde nämlich bereits über die Rückkehr Russlands zum G8-Format spekuliert, von dem Russland nach der Annexion der Krim ausgeschlossen wurde. In Warschau, Vilnius oder Tallinn klingen solche Ansagen und Verhandlungen mit Russland wie "diplomatischer Verrat", lesen wir.

Regierungen, die sich dem Kreml ohne eine klare Änderung der russischen Politik öffnen, gefährden nicht nur die Sicherheit der Ostflanke der NATO, überzeugt Parafianowicz am Schluss, sondern auch des gesamten Westens. Es sei deshalb verständlich, lautet sein Fazit, dass Polen sich um eine größere Anzahl von US-Soldaten an der Weichsel bemühe. Vor allem, wenn kurz vor dem runden Jahrestag des Molotow-Ribbentrop-Pakts die Franzosen mit Wladimir Putin und die Deutschen mit Sergej Lawrow flirten, so Zbigniew Parafianowcz für die DGP.


Piotr Siemińśki