Acht Agenten des russischen Militärgeheimdienstes GRU versuchten 2015 den bulgarischen Waffenunternehmer Emilian Gebrewa mit dem Nowiczok-Kampfstoff zu vergiften, berichtete am Freitag "Bellingcat" und "The Insider".
Die beiden Internet-Portale haben schon zuvor gemeldet, dass der russische Geheimdienst GRU an einem Versuch beteiligt war, einen bulgarischen Unternehmer, seinen Sohn und seinen Kollegen zu vergiften. Ihre letzten Berichte zeigen, dass acht GRU-Offiziere an der Aktion teilgenommen haben. Gemeinsam mit dem Magazin "Der Spiegel" wurden die Identitäten und Codenamen aller Attentäter festgelegt.
Im April 2015 fühlte sich Gebrew während einer Feier unwohl und verlor das Bewusstsein. Etwa zur gleichen Zeit wurden ähnliche Symptome bei seinem Sohn beobachtet, der sich in einem anderen Teil der Stadt befand. Auch ein Kollege des Unternehmers hatte zu demselben Zeitpunkt einen Schwächeanfall. Einige Stunden zuvor waren alle drei im Büro des Orbita Hotels in Sofia. Im Jahr 2019 identifizierten die Ermittler auf den Aufzeichnungen von Überwachungskameras auf dem Hotelparkplatz den GRU-Offizier Denis Sergeyev (der den falschen Namen Sergei Fedotov verwendete). Er ist derselbe Mann, der am Tag des Angriffs auf Sergei Skripal in Salisbury im Jahr 2018 nach Großbritannien gekommen ist - meldeten "Bellingcat" und "The Insider".
Ein finnisches Labor, das sich auf chemische Waffen spezialisiert hat, ist zu dem Schluss gekommen, dass Spuren von zwei giftigen Wirkstoffen in Gebrevs Körper gefunden wurden. Dies gibt den Online-Medien nach Anlass zu der Behauptung, Gebrewa sei mit einem Gift der Nowiczok-Gruppe vergiften worden, die auch bei dem versuchten Mord an Skripal zum Einsatz kam.
Nach Angaben von "Bellingcat" kam eine Gruppe von Russen dreimal nach Bulgarien. Zum ersten Mal im Februar 2015 kamen Sergei Fedotov (echte Identität: Denis Sergeyev), Sergei Pavlov (Sergei Lutenko) und Georgy Gorshkov (Piotr Borisov) nach Bulgarien. Sie haben eine Woche dort verbracht. Dann kamen auch für ungefähr eine Woche drei weitere Russen in dieses Land: Ivan Lebedev (Ivan Terentev), Nikolai Kononichin (Nikolai Yezhov) und Alexei Nikitin (Alexei Kalinin). Später kam Vladimir Popov (Vladimir Moiseyev) für fünf Tage nach Bulgarien, der laut "Bellingcat" und "The Insider" für seine Teilnahme am gescheiterten Putschversuch in Montenegro bekannt ist. Fedotov, Pavlov und Gorszkow kamen ebenfalls am 24. April nach Bulgarien und verließen das Land am Tag der Vergiftung von Gebrev - am 28. April. Zum dritten Mal war Fiedotov Ende Mai mit Daniła Stepanow (Daniła Kaprałow) vor Ort.
Die beiden Internetquellen weisen darauf hin, dass der Grund für die Vergiftung des bulgarischen Unternehmers unbekannt bleibt. Es ist aber bekannt, dass Gebrews Firma Waffen exportiert, aber laut Bellingcat, nicht in einem Ausmaß, das ein Problem für den Kreml darstellen könnte. Das Unternehmen lieferte Georgien Waffen während des Krieges im Jahr 2008. Gebrew betont, dass die Waffen, die er zur Verfügung stellte, nicht mehr als 10 Prozent aller bulgarischen Lieferungen nach Georgien ausmachten. Der Geschäftsmann versichert zudem, nach Kriegsausbruch 2014 weder direkt noch indirekt Waffen an die Ukraine geliefert zu haben.
Eine von Bellingcat vorgelegte Version geht davon aus, dass Gebrew Opfer einer Provokation wurde, durch die er Waffen an amerikanische Verbündete in Syrien verkauft haben soll.
Bellingcat/The Insider/ps