Einige pro-russische Schlüsselfiguren in der deutschen öffentlichen Debatte haben Verbindungen zu Moskau. Sie würden versuchen, Berlin gegen Kiew aufzubringen, wie eine Untersuchung der Nachrichtenagentur Reuters ergeben habe. Darunter sei ein Mann namens Max Schlund aus Köln, berichtet die polnische Nachrichtenseite biznesalert.pl. Der als Rostislaw Tesljuk geborene Mann lebe seit etwa 10 Jahren in Deutschland. Seitdem habe er seinen Namen in Max Schlund abgeändert, schrieb Reuters. Tesljuk sei ein ehemaliger russischer Luftwaffenoffizier, der laut der Untersuchung im vergangenen Jahr mit pro-russischen Kundgebungen in Köln in Verbindung stehe.
Der Reuters-Untersuchung zufolge habe die russische Regierungsagentur Rossotrudnichestvo Tesljuks Flugticket nach Moskau „für eine Konferenz bezahlt, auf der Präsident Wladimir Putin der Hauptredner war". Die Agentur stehe derzeit unter Sanktionen der Europäischen Union, „weil sie ein Netzwerk von Einflussagenten betreibt, die Kreml-Narrativen verbreiten", so Reuters.
Ein weiterer von Reuters porträtierter pro-russischer Aktivist sei Andrei Charkowskij. Dieser bekenne sich „zu einer Kosaken-Gesellschaft, die Moskaus Militärkampagne in der Ukraine unterstützt", heißt es in der Untersuchung weiter.
Menschen mit „zwei Gesichtern"
Einige der Personen, die am aktivsten eine pro-russische Änderung der deutschen Politik fordern, hätten „zwei Gesichter", schreibt biznesalert.pl über die Untersuchung der Nachrichtenagentur. Einige von ihnen „verwenden Pseudonyme und haben nicht offengelegte Verbindungen zu Russland und russischen Einrichtungen, die unter internationalen Sanktionen stehen, oder zu rechtsextremen Organisationen", so Reuters.
Eine der von Reuters identifizierten Personen sei nach Angaben der deutschen Behörden ein Anhänger einer rechtsextremen Ideologie. Einige Anhänger dieser Ideologie seien laut Reuters im Dezember von der deutschen Polizei beschuldigt worden, den Umsturz des Staates geplant zu haben. Der von Reuters identifizierte Mann betreibe einen deutschsprachigen Social-Media-Kanal mit dem Namen „Putin Fanclub", berichtete biznesalert.pl. Ein anderer sei „ein Motorrad-Enthusiast, der online über Gräueltaten der ukrainischen Armee berichte". Er sammele auch Geld für „eine russische Biker-Gang, die von den USA und der EU wegen der Unterstützung von Putins Krieg mit Sanktionen belegt ist", so die Untersuchung von Reuters.
Historische deutsch-russische Beziehungen
„Die Beziehungen zwischen Deutschland und Russland reichen Jahrhunderte zurück", berichtete Reuters. Die russische Kaiserin Katharina die Große habe im XVIII Jahrhundert ihre deutschen Landsleute eingeladen, nach Russland zu ziehen. Zwischen 1992 und 2002 zogen „etwa 1,5 Millionen Nachkommen dieser Siedler zurück nach Deutschland und nutzten die Gesetze, die es Menschen deutscher Abstammung erlaubten, die Staatsbürgerschaft zu beantragen", so ein von Reuters veröffentlichter Sonderbericht.
Den deutschen Behörden zufolge neige diese Gemeinschaft dazu, rechtsextreme Parteien wie die Alternative für Deutschland (AfD) zu wählen, berichtete biznesalert.pl. Auch die Kommunistische Partei Deutschlands stehe unter dem Einfluss dieser Kreise, fügte die polnische Internetseite hinzu.
Als die Kommunistische Partei Deutschlands im August letzten Jahres in Berlin ein Festival für „Frieden und Solidarität" veranstaltete, stand laut Reuters eine Podiumsdiskussion mit dem Titel „Frieden mit Russland" auf dem Programm. Einer der Redner sei der russisch-deutsche Geschäftsmann Oleg Eremenko gewesen. Ihm zufolge würden ukrainische Jugendliche lernen, Russland zu hassen, so Reuters. Der seit langem in der russisch-deutschen Gemeinschaft aktive Eremenko bestätigte gegenüber Reuters, dass er für den russischen Militärgeheimdienst GRU gearbeitet habe, fügte aber hinzu, dass er jetzt in Deutschland „für die russische Kultur" werbe, berichtete biznesalert.pl.
biznesalert.pl, Reuters, euronews.com/ps