Deutsche Redaktion

Moskau beseitigt weitere Gedenktafeln für polnische Opfer sowjetischer Repressionen

25.10.2023 07:00
Diese Aktionen hätten „keine logische Erklärung" und „zeigen, dass es in der Russischen Föderation derzeit keine Werte gibt - es gibt keinen Respekt vor den Verstorbenen", erklärte Polens Botschafter in Moskau. 
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Bild:PAP/EPA S.Ilnicki

Der polnische Botschafter in Russland hat Moskau scharf kritisiert, nachdem weitere Gedenktafeln zum Andenken an die polnischen Opfer sowjetischer Repressionen erneut entfernt wurden. Die Tafeln befanden sich an einem Gedenkkomplex, der an der Stelle eines Massengrabs für sowjetische Opfer im nahe gelegenen Zentralgefängnis in der Regionalstadt Wladimir 200 Kilometer östlich von Moskau errichtet wurde.

Botschafter Krzysztof Krajewski sagte gegenüber Medien: „Wir beobachten mit Bedauern die konsequente negative Politik der Behörden, die Orte des Gedenkens an die Polen entfernen. Es geschieht im Schutz der Dunkelheit, ohne Zeugen, niemand kann erklären, wann und warum, und wenn es Erklärungen gibt, sind sie leider unwahr. (...) Das Traurigste und Erschütterndste ist, dass solche Aktivitäten auf Friedhöfen stattfinden."

Wie er hinzufügte hätten diese Aktionen „keine logische Erklärung" und „zeigen, dass es in der Russischen Föderation derzeit keine Werte gibt - es gibt keinen Respekt vor den Verstorbenen."

Am Tag vor der Entfernung des Denkmals veröffentlichten regierungsnahe russische Medien Artikel, in denen sie das Denkmal kritisierten. „In der Stadt Wladimir kann man heute mehrere Gedenktafeln sehen, die keineswegs den Menschen dieser Stadt oder gar den Russen gewidmet sind. Es handelt sich um Gedenktafeln zu Ehren der erbitterten Feinde unseres Landes, die für den Tod von Tausenden unserer Landsleute verantwortlich sind", hieß es in Kreml-nahen Publikationen laut Mediazona.

Kein Einzelfall

Die Beseitigung der Gedenktafeln ist Ausdruck eines anhaltenden Trends in Russland. Behörden beseitigen historische Denkmäler, Gedenktafeln und Kreuze, die an die Gräueltaten der Sowjetzeit erinnern, bei denen viele der Opfer Polen waren. Ende September entfernten die Behörden in der sibirischen Stadt Jakutsk ein Denkmal, das den im Exil lebenden und unterdrückten Polen gewidmet war, die bedeutende Beiträge zur russischen Wissenschaft geleistet hatten.

Eine weitere der entfernten Gedenktafeln war den Opfern des Exils im 17. bis 19. Jahrhundert und den Opfern der politischen Unterdrückung im 20. Jahrhundert gewidmet.

Dieser Trend betrifft auch Denkmäler, die an Polen erinnern, die Opfer stalinistischer Säuberungen waren. Ein Kreuz mit der Aufschrift „Wir vergeben und bitten um Vergebung", wurde im vergangenen Juli von einem Friedhof in der Nähe von St. Petersburg entfernt. Das Kreuz wurde Anfang der 1990er Jahre auf Initiative der örtlichen polnischen Gemeinde und der Organisation Memorial eingeweiht und diente als Symbol der Versöhnung und des Gedenkens.


PAP/ps