Wo fängt Wahrheit an – und wo hört sie auf? Täglich entstehen weltweit 3,5 Quintillionen Bytes an neuen Daten, 90 Prozent der Daten weltweit sind in den vergangenen zwei Jahren entstanden. Und ein beträchtlicher Teil davon, vor allem in den sozialen Medien enthält irreführende Informationen. Kein Wunder, dass es immer schwieriger wird, Fakten von Fiktion zu trennen. Hier setzt unsere Podcast-Reihe Fakebusters: Der Wahrheit auf der Spur an, in der wir in den letzten Wochen und Monaten versucht haben, fundierte Einblicke in die Mechanismen von Desinformation zu liefern und gleichzeitig zu zeigen, wie wir uns effektiv gegen Fake News und Manipulation wappnen können.
In diesem Artikel haben wir die bisherigen Folgen für Sie thematisch gegliedert, damit Sie einfacher das Interview finden können, das Sie am meisten interessiert. Wir haben die Episoden in vier übergreifende Kategorien sortiert, wobei manche Folgen mehrere Aspekte verbinden – zum Beispiel Kultur und Politik. So können Sie auch einzelne Episoden in mehr als einem Bereich wiederfinden.
STARTPUNKT: WAS SIND DESINFORMATION UND FAKE NEWS?
Wer sich erst einmal grundsätzlich orientieren möchte, dem sei die Folge "Wahrheit von der Lüge unterscheiden" (29'46) empfohlen. Hier lernen Sie nicht nur, wer hinter der Flut an Falschmeldungen steckt, sondern auch wie diese sich verbreiten und warum es so wichtig ist, sie zu erkennen. Journalistin Olga Doleśniak Harczuk, Leiterin der Fakehunters-Abteilung der Polnischen Presseagentur PAP, liefert eine solide Grundlage für das Verständnis von Desinformation – perfekt als Einstieg in das Thema.
Propaganda in der Geopolitik
I. WORTE ALS WAFFEN: POLITIK & SICHERHEIT IM FOKUS
Vieles in der Welt der Falschmeldungen dreht sich um gezielte politische Einflussnahme. Die folgenden Episoden decken auf, wie russische Desinformation sowohl in Deutschland und Österreich als auch in der Schwarzmeerregion und in Krisengebieten ihre Wirkung entfaltet.
A) Deutschland als wichtiges Ziel russischer Propaganda
- Putins Angriff auf Deutschland (48'41): Diplomat Arndt Freytag von Loringhoven, ehemaliger deutscher Botschafter und NATO-Geheimdienstkoordinator, Ko-Autor des Buches “Putins Angriff auf Deutschland” erklärt, warum Russland besonders gerne emotional geladene Themen wie Migration, Covid-19 oder den Gaza-Konflikt aufgreift, um Zwietracht zu säen.
- Wir sind nicht die Mediatoren, wir sind die Beute (44'28): Marcus Bensmann, Senior Reporter bei CORRECTIV und Ko-Autor des Buches Europas Brandstifter: Putins Krieg gegen den Westen, erläutert, wie und wann der russische Informationskrieg in Deutschland begann – und was das für liberale Demokratien bedeutet.
- Vorsicht! Verdeckte Einflussnahme aus Russland (21'44): Investigativ-Journalistin Claudia von Salzen, deren Veröffentlichung zur Videoplattform RED bis auf den Schreibtisch des US-Außenministers gelangt ist, skizziert, wie genau der Kreml seine Propaganda-Aktivitäten in Europa tarnt.
- Auch etablierte Medien tappen im Dunkeln (32'06): Richard Herzinger, der als Autor, Redakteur und politischer Korrespondent für die Zeit, den Berliner Tagesspiegel, die Züricher Weltwoche und zuletzt fast 15 Jahre lang für die Welt und Welt am Sonntag tätig war, zeigt, wie selbst angesehene Redaktionen auf Manipulationen reinfallen und was das mit dem Ideal der Ausgewogenheit zu tun hat.
B) Schwarzmeerregion & internationale Vernetzung
- „Das möglicherweise gefährlichste Gift“ (36'42): Thomas Franke, Hörfunkjournalist und Ko-Autor des Buches Putins Gift: Russlands Angriff auf Europas Freiheit, berichtet seit Jahren aus ehemaligen Sowjetstaaten und zeigt, unter anderem anhand von Georgien und Kirgistan, wie russische Zersetzungsmethoden dort aussehen – und welche Parallelen es nach Deutschland gibt.
- Im Vergleich zu den Kosten eines Kriegs ein äußerst günstiges Instrument (32'42): Dr. Stefan Meister, Leiter des Zentrums für Ordnung und Governance bei der Deutschen Gesellschaft für Auswärtige Politik (DGAP) und Experte für russische Desinformation, veranschaulicht, wie Russland trotz knapper Ressourcen weiterhin Deutungshoheit in Osteuropa beansprucht – und welche Verbindungen bis nach Deutschland reichen.
- Die Illusion der Stärke: Sanktionen, Desinformation und Russlands gefährdete Zukunft (32'01): Dr. Janis Kluge, stellvertretender Forschungsgruppenleiter bei der Stiftung Wissenschaft und Politik, erklärt, warum Russlands Wirtschaft in den Medien oft stärker dargestellt wird, als sie ist – und wie diese Narrative das internationale Meinungsbild prägen.
C) Österreich: „Schmerzvoller Abschied von Moskau?“
- Schmerzvoller Abschied von Moskau? (58´32): Diese Folge thematisiert die historisch geprägte Nähe zwischen Österreich und Russland. Wie tief reichen tatsächlich die politischen Sympathien der Österreicher für Russland? Und wie haben sich die Haltungen der österreichischen Entscheidungsträger seit dem russischen Angriffskrieg verändert? In der Folge kommen eine Reihe von Experten zu Wort.
D) Desinformation in Krisengebieten und Friedensmissionen
- Die Zahl der Desinformationskampagnen hat sich vervierfacht (23'38): Monika Benkler, wissenschaftliche Mitarbeiterin am Zentrum für Internationale Friedenseinsätze (ZIF), berichtet, wie UN-Peacekeeper in Krisengebieten mit Falschmeldungen umgehen – und warum lokale Kanäle teils brisanter sind als große Social-Media-Plattformen.
Propaganda in Sport und Kultur
II. PROPAGANDA IN KUNST, SPORT & KULTUR
Desinformation ist nicht nur eine Sache von Politik und Medien. Sie zeigt sich auch im Sport, der Kunst und in kulturellen Einrichtungen – sei es als Propagandainstrument oder als Gegenwehr.
- Das Spiel mit dem Doping: Sportjournalist Hajo Seppelt deckte 2014 das russische Staatsdoping auf und spricht hier über Fake News im Milliardengeschäft Sport. Und wie es sich anfühlt, selbst durch die russischen Medien gezogen zu werden.
- „Das möglicherweise gefährlichste Gift“ (36'42) (s. o.): Neben dem politischen Blick beleuchtet Thomas Franke, wie russische Kulturinstitutionen (z. B. das „Russische Haus“ in Berlin) für weiche Propaganda genutzt werden.
- Schmerzvoller Abschied von Moskau? (s. o.): Hier wird ebenfalls diskutiert, wie russische Kunst (etwa Konzerte russischer Stars) in Wien oder Berlin gefeiert wird, während sie in Warschau – aus Protest gegen Putins Politik – auf Ablehnung stößt.
- Auch etablierte Medien tappen im Dunkeln (32'06) (s. o.): Richard Herzinger erinnert daran, dass Desinformation auch kulturelle Debatten prägt.
- Kunst als FakeBuster? (21'30): Die Ausstellung „White Noise“ im Polnischen Institut Berlin zeigt eindrücklich, wie Kunst „Informationslärm“ enthüllt und uns auf subtile Täuschungen aufmerksam macht.
Was Sie mitnehmen: Ein Verständnis dafür, dass Propaganda überall auftreten kann – selbst in Sport-Events oder Ausstellungen. Umso wichtiger, einen kritischen Blick zu behalten.
Medienkompetenz als wichtiges Gegenmittel gegen Desinformation
III. DIE NÄCHSTE GENERATION WAPPNEN: PÄDAGOGIK & MEDIENKOMPETENZ
Kinder und Jugendliche, die von klein auf in digitalen Räumen unterwegs sind, müssen lernen, Propaganda zu entlarven und Nachrichten zu hinterfragen. Aber auch Erwachsene können davon profitieren.
- Junge Menschen online – eine Herausforderung (26'09): Julianne von Reppert-Bismarck, Journalistin und Gründerin von Lie Detectors, wie sie und ihre Kollegen Heranwachsende und Lehrer über die Kulissen des Journalismus aufklären und gegen Fake News immunisieren.
- Medienkompetenz neu gedacht: Mit moralischen Dilemmata gegen Fake News (34'00): Kateryna Pavlova, COO bei Crisis Simulation for Peace (CRISP) und Expertin für Kulturdiplomatie, erklärt, warum traditionelle Workshops zum Thema Medienkompetenz aus ihrer Sicht nicht ausreichen und wie man das Problem an seinen Wurzeln packen kann.
- Kunst als FakeBuster? (21'30) (s. o.): Auch Ausstellungen können pädagogisch wirken: Kunst hilft uns, Manipulation „mit anderen Sinnen“ zu erkennen.
Trends für die Zukunft
IV. TRENDS & WERKZEUGE FÜR DIE ZUKUNFT
Welche Trends zeichnen sich für die Desinformation und Desinformationsbekämpfung von morgen ab? Hier geht es um Technologien, Wissenschaft und den Einsatz globaler Akteure.
- Algorithmen: Neutral statt kontrolliert (35'03): Ein Gespräch mit Prof. Miguel Maduro (EDMO) über Tech-Regulierung und die Rolle großer Plattformen. Wie können Algorithmen neutral bleiben – oder wie sollten sie gesteuert werden, um Desinformation einzudämmen?
- Der Faktencheck von morgen: Mensch und Maschine im Kampf gegen Desinformation: Einblicke in das „NoFake“-Projekt, bei dem CORRECTIV, die Ruhr-Universität Bochum und die TU Berlin zusammenarbeiten. Dr. Veronika Solopova, Postdoktorandin und Expertin für Linguistik und Natural Language Processing, erklärt, wie KI und Mensch gemeinsam Fake News bekämpfen.
- Putin-Russland will die Spaltung (24'54): EU-Politiker Lukas Mandl erklärt, welche Gesetzesinitiativen die Union plant, um Desinformation zu begegnen, und warum ein informiertes Publikum das beste Gegenmittel bleibt.
- Wie kann sich Wissenschaft der Desinformation entgegensetzen? (14'06): Roland Römhildt (Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften) zeigt, wie Wissenschaft Fakten gegen Fake News stellen kann – und an welchen Grenzen sie dabei stößt.
Was Sie mitnehmen: Ein Einblick in wissenschaftliche, technische und rechtliche Lösungsansätze – von akademischer Aufklärung bis zur Entwicklung moderner KI-Tools und politischen Maßnahmen.
FAZIT: IHR WISSEN IST DIE BESTE VERTEIDIGUNG
Von der theoretischen Einführung („Wie verbreitet sich Desinformation?“) bis hin zu konkreten Gegenmaßnahmen („Was tut die EU? Wie arbeitet „NoFake“?“): Die Podcast-Reihe Fakebusters führt Sie durch zahlreiche Facetten der Falschinformation.
Wählen Sie die Episoden, die Ihre Fragen beantworten, und werden Sie selbst ein „Fake Buster“. In einer Zeit, in der Fake News immer raffinierter werden, ist ein klarer Blick das wichtigste Gut.
Viel Spaß beim Entdecken und Zuhören!