Deutsche Redaktion

Russische Wirtschaft gerät unter Druck – Zentralbank hebt Leitzins drastisch an

02.01.2025 20:46
Die wirtschaftliche Lage in Russland spitzt sich weiter zu. Die Inflation liegt derzeit bei über 9 Prozent, und die Zentralbank hat den Leitzins auf 21 Prozent angehoben. Bankkredite kosten inzwischen fast 30 Prozent Zinsen. Der Rubel ist auf ein Niveau gefallen, das zuletzt in den ersten Monaten nach Beginn des Ukraine-Kriegs verzeichnet wurde. Der Internationale Währungsfonds (IWF) erwartet, dass das russische Wirtschaftswachstum 2025 auf nur noch 1,3 Prozent des Bruttoinlandsprodukts (BIP) sinken wird.
Wladimir Putin
Wladimir PutinPAP/EPA/GAVRIIL GRIGOROV/SPUTNIK/KREMLIN POOL

„Die aktuelle Geldpolitik schadet der Wirtschaft mehr, als sie hilft“, sagte Alexej Mordaschow, Chef des Bergbau- und Hüttenunternehmens Severstal. Die hohen Zinsen könnten das Land nicht vor einer Rezession bewahren.

Auch German Graf, Vorstandsvorsitzender der Sberbank, äußerte sich pessimistisch: „Die Lage ist kritisch. Die Wirtschaft wird dem Druck nicht lange standhalten. Wir sehen bereits klare Anzeichen einer Verlangsamung.“ 

Kritik an Zinspolitik und Aufruf zur Beendigung des Krieges 

Sergej Tschemesow, Chef des staatlichen Rüstungskonzerns Rostec, bezeichnete die Zinserhöhungen als „ernsthaftes Hindernis für das Wachstum der russischen Industrie“. Ein anonymer Vertreter der Wirtschaft erklärte gegenüber der Zeitung „Le Monde“, dass die russischen Unternehmen zunehmend Alarmzeichen an den Kreml senden würden. „Die Wirtschaft hält sich noch, aber das wird nicht lange so bleiben. Es ist dringend notwendig, den Konflikt in der Ukraine zu beenden.“ 

Putin bleibt hart – Trump im Fokus 

Präsident Wladimir Putin zeigt bislang keine Bereitschaft, von seiner Linie abzuweichen. Laut einem Bericht der Zeitung „Le Monde“ besteht der Kreml darauf, dass ein Friedensschluss mit der Ukraine nur zu russischen Bedingungen erfolgen könne.

Gleichzeitig sorgt der designierte US-Präsident Donald Trump für Spekulationen. Medienberichten zufolge könnte er bald nach Moskau reisen, um ein Abkommen vorzulegen, das Kiew zu Zugeständnissen zwingen und den Konflikt einfrieren würde. Allerdings habe der Kreml bislang keine Signale ausgesandt, die auf ein Interesse an einem solchen Kompromiss hindeuten, so „Le Monde“.

Ein europäischer Diplomat in Moskau erklärte, Putin werde in den kommenden Wochen genau beobachten, wie sich die US-amerikanische Militärhilfe für die Ukraine unter Trump entwickle. „In der russischen Wirtschaft wird die Lage jedoch immer angespannter. Sanktionen und ihre Folgen sind eine wachsende Bedrohung“, sagte er. 

Langfristige Perspektive bleibt unklar 

Thierry de Montbrial, Leiter der Organisation World Policy Conference, erwartet, dass Putin abwartend agieren wird. „Der Kreml möchte eine wirtschaftliche Mobilisierung und den Zusammenbruch der russischen Wirtschaft vermeiden“, sagte er. Gleichzeitig deutete er an, dass der russische Präsident sich mit langfristigen Entscheidungen Zeit lassen dürfte.


PAP/tvn24/jc